Hertha BSC News: Sami Khedira - Pro und Contra zu seiner Verpflichtung

Kann Khedira Herthas Probleme lösen? Ein Pro und Contra

Khedira
Image: Sami Khedira wechselte von Juventus Turin zu Hertha BSC.  © Sky

Kann Sami Khedira die Hertha aus der Krise führen? Ist die Verpflichtung des Weltmeisters von 2014 für die Berliner sinnvoll? Sky Sport stellt die Argumente, die dafür und dagegen sprechen in einem Pro und Contra gegenüber.

Pro: Khedira bringt das mit, was Hertha fehlt

(von Thorsten Mesch)

Weltmeister, Champions-League-Sieger, Deutscher Meister, Meister in Spanien und in Italien, U-21-Europameister - Sami Khediras Erfolge sind über jeden Zweifel erhaben.

Schon in jungen Jahren in seiner Zeit beim VfB Stuttgart übernahm er Verantwortung, gehörte 2007 beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft als 20-Jähriger zu den Leistungsträgern, genau wie zwei Jahre später beim EM-Triumph mit der U-21-Nationalmannschaft und 2010 bei der WM in Südafrika. Bei Real Madrid reifte er zum Weltklassespieler, gewann mit den Königlichen 2014 die Champions League und mit dem DFB-Team den WM-Titel.

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Hertha-Neuzugang Sami Khedira spricht über seine Titelambitionen im Fußball. (Videolänge: 1:15 Min)

Doch es sind nicht allein die gesammelten Trophäen, die Khedira auszeichnen, sondern auch sein Charakter und Anspruch. Bei all den genannten Triumphen war er ein absoluter Führungsspieler in seinen Mannschaften - abgesehen von der Endphase in Turin. Wie gut die körperliche Fitness des 33-Jährigen ist, muss sich zeigen, mit seiner Erfahrung und seinen Führungsqualitäten kann er bei Hertha eine tragende Rolle spielen.

Er sei "von seinen Qualitäten überzeugt", sagte Khedira bei seiner Vorstellung und betonte: "Fußball wird nicht nur mit den Beinen gespielt, sondern auch mit dem Kopf." Er betonte aber auch, er sei keiner, der den großen Boss raushängen lässt.

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Sami Khedira spricht über seine Rolle bei Hertha BSC (Videolänge: 1:05 Min).

Ich habe Sami Khedira über einige Jahre bei der Nationalmannschaft beobachtet und begleitet, auch einmal in einem langen Interview mit ihm gesprochen. Ich habe kaum einen Spieler erlebt, der so professionell, fokussiert und gleichzeitig bescheiden, und dabei in seiner Kommunikation so klar ist wie Khedira,

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Und genau diese Fähigkeiten sind bei der Hertha jetzt gefragt. In der Mannschaft gibt es gute Einzelspieler wie Cunha, Guendouzi, Piatek oder Lukebakio, aber der natürliche Leader fehlt. Einer, der auf dem Platz Ansagen macht und die Richtung vorgibt.

Seine Verpflichtung passt auch zu den hohen Zielen des Vereins (unabhängig davon, wie realistisch diese sind) und zur Ansage von Hertha-Boss Carsten Schmidt am Sonntag bei Sky90: "Hertha war jahrelang ein Ausbildungsverein, und das war auch gut so. Jetzt ist es ein Attacken-Klub."

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Sky90 die unibet Fußballdebatte - dieses Mal mit Oliver Kahn, Carsten Schmidt und Lothar Matthäus - die ganze Sendung im Video (Videolänge: 1:19 Min.).

CONTRA: Name übertüncht die sportliche Misere

(von Lars Pricken)

Sami Khedira. Der Weltmeister. Star-Abräumer bei Real Madrid und Juventus Turin. Auf dem Papier hat die Hertha am Deadline Day einen echten Transfercoup aus dem Hut gezaubert. In Wahrheit müssen die Berliner allerdings aufpassen, sich nicht in der romantisierten Vorstellung des Stars und Heilsbringers zu verrennen.

Damit bürdet man nicht nur einem Neuzugang eine zu große Verantwortung auf, sondern schürt auch die Erwartungen der Fans an den Zentrumsspieler. Medial dürfte der Rummel um den Verein damit nicht weniger werden - gerade, sollte das "Projekt Khedira" scheitern. Sollte Khedira nicht spielen oder keine Leistung bringen. Und auszuschließen ist das keineswegs.

Denn so schön es auch ist, sich an die Erfolge des 33-Jährigen mit dem DFB-Team oder in Madrid zurückzuerinnern, so muss der Hertha auch klar sein, dass man nicht ohne Grund die grauen Zellen anstrengen muss, um die Höhen wieder aufleben zu lassen.

Aus der Nationalmannschaft ist der Abräumer 2018 freundlich vom Bundestrainer herausgebeten worden. Die Ausbootung mit der Versicherung, sie müsse nicht endgültig sein, glich einem stillen Abgang, den man vermied auszusprechen. Khedira hat seit November 2019 nur 28 Minuten im italienischen Pokal bestritten - stand im März 2020 das letzte Mal im Serie-A-Kader von Juventus Turin.

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Hertha-Neuzugang Sami Khedira spricht über die fehlende Wettkampfpraxis (Videolänge: 1:54 Min).

Obwohl der Mittelfeldspieler sich im Sommer wieder zurückgemeldet hat, strich Juve-Coach Andrea Pirlo den Routinier aus seinem Kader. Schuld daran sind wohl überwiegend die ständigen Verletzungen, mit denen sich Khedira plagen muss. Wobei die Konkurrenz im Mittelfeld auch sportlich zu groß geworden ist. "Die Zahlen sprechen nicht für mich, das muss ich zugeben", gestand Khedira bei seiner Vorstellung.

190 (!) Partien verpasste der gebürtige Stuttgarter in seiner bisherigen Laufbahn verletzungsbedingt. Zahlreiche Muskelfaserrisse, Adduktorenverletzungen, ein Kreuzbandriss und 2019 obendrein Herzprobleme setzten den Kämpfer immer wieder außer Gefecht. Das ist ohne jede Frage tragisch, aber auch eine Tatsache, mit der sich die Hertha nüchtern auseinandersetzen muss.

Hat Khedira - fernab von unbestreitbaren Führungsqualitäten - aktuell die körperliche Verfassung, um in der Bundesliga mithalten zu können? Und reicht sein Talent, um fehlende Spielpraxis aus anderthalb Jahren wieder wett zu machen? Viel Zeit bleibt nämlich nicht, um den wankenden "Big City Club" aus der sportlichen Misere zu ziehen.

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