Hertha holt mit Labbadia vierten Trainer der Saison: Wo häufige Trainer-Entlassungen zum Alltag gehören
Meiste Trainer pro Saison: Hertha egalisiert BL-Rekord, Atletico Spitze
15.04.2020 | 20:51 Uhr
Bruno Labbadia trat sein neues Amt ausgerechnet zu Ostern an. Der neue Heilsbringer unterschrieb als vierter Hertha-Coach in dieser Saison. Das Berliner Trainer-Chaos ist nicht einmalig in Europa, wie der Blick auf die Vereine mit den historisch meisten Trainerentlassungen verrät.
Mit dem Einstieg von Investor Lars Windhorst keimten in Berlin Hoffnungen auf, die graue Maus der Bundesliga mit viel Geld zu einem "Big City Club" zu formen. Dieses Unterfangen scheiterte krachend, die Hertha hat erneut mit dem Image eines Chaosklubs zu kämpfen.
Labbadia kennt sich mit Krisen bestens aus
Ante Covic begann das Himmelfahrtskommando und wurde früh durch Jürgen Klinsmann ersetzt, dessen Zeit in Berlin ein unschönes Ende fand. Klinsmanns Co-Trainer und Nachfolger Alexander Nouri hatte keinen leichten Stand und galt nur als Übergangslösung.
Die Verantwortlichen um Manager Michael Preetz machten daraufhin in der vergangenen Woche Nägel mit Köpfen und nahmen mit Bruno Labbadia den vierten Trainer in dieser Spielzeit unter Vertrag. Damit egalisierte der Hauptstadtklub seinen eigenen Bundesligarekord. Und nicht nur das: Sie sind neben dem HSV auch das einzige Team, dass mehrmals diesen Schritt ging. Beide nutzen schon drei Mal diese Variante.
Der Karlsruher SC machte in der Spielzeit 1967/68 den Anfang. Insgesamt 18 Mal beschäftigten Klubs in der Bundesliga-Historie vier Trainer. Bis zur Labbadia-Verpflichtung gab es dies zuletzt beim HSV. In der Saison 2013/14 verhinderte der ehemalige Dino in letzter Sekunde den Abstieg. Trainer damals war? Richtig: Labbadia!
Watford setzt vergeblich auf Trainerwechsel
Blickt man über den Tellerrand der Bundesliga hinaus, so wird deutlich, dass anscheinend nicht nur die Berliner ihren Trainern traditionell wenig Geduld und Vertrauen entgegenbringen. In Englands Premier League schickt sich in dieser Saison ein Verein an, mit der Hertha mitzuhalten. Beim FC Watford sitzt mit Nigel Pearson ebenfalls der vierte Coach auf der Trainerbank. Damit ist Watford der elfte Klub in der PL-Geschichte, der vier Coaches in einer Saison beschäftigte. Aber es geht noch mehr!
SSD Palermo als Warnung für die Hertha
Da Konstanz auf der Trainerposition in Korrelation zu sportlichem Erfolg steht, sollten sich die Berliner kein Beispiel an der SSD Palermo nehmen. Die Sizilianer beschäftigten von Ende 2015 bis Anfang 2017 insgesamt elf Trainer - trauriger Höchstwert in Europas Top-Ligen.
Sechs davon in der Saison 2015/16. Am Ende landete der Klub in der Insolvenz und durch einen Zwangsabstieg in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Damit liegt der Klub in den europäischen Topligen mit einem aktuellen CL-Teilnehmer an der Spitze.
Auch Atletico Madrid setzte vor rund 26 Jahren 1993/94 auf sechs verschiedene Trainer und rettete sich auf Rang zwölf vor dem Abstieg. Dass die Colchoneros diese traurige Statistik in Spaniens Fußball anführen, ist beim Blick auf die heutige Konstanz verwunderlich. Coach Diego Simeone sitzt seit 2011 mehr als fest im Sattel - durchaus ungewöhnlich im schnelllebigen Profifußball.
Mit neuem Trainer in die zweite Liga?
Um die Jahrtausendwende schrieben vor allem Vereine in Frankreich negative Schlagzeilen, was Trainerentlassungen angeht. Bis heute mussten St. Etienne (2000/01) und Olympique Marseille (2001/02) am häufigsten innerhalb einer Saison den Coach wechseln, nämlich fünfmal.
Hertha BSC steht im europäischen Vergleich also nicht alleine da, was Trainer-Rauswürfe angeht. Die eigene Vergangenheit dürfte aber dabei Warnung genug sein: Beide Saisons, in denen die Hertha ebenfalls vier Trainer beschäftigte, resultierten im bitteren Gang in die 2. Liga (1991 und 2012).
Datenquelle: Opta