Inter Miami – David Beckham und sein Cosmos-Traum
Nach Matuidi-Transfer: Inter Miami – Beckhams Cosmos-Traum
16.08.2020 | 20:12 Uhr
Mit Weltmeister Blaise Matuidi hat sich ein erster Star dem neu gegründeten MLS-Klub Inter Miami angeschlossen. Aber das Team um Galionsfigur und Miteigentümer David Beckham will mehr. Viel mehr.
Cavani, Falcao oder gar Neymar? Inter Miami und sein umtriebiger Macher David Beckham sorgten in den vergangenen Monaten für Schlagzeilen. Seit dieser Saison hat Miami den Spielbetrieb aufgenommen und Beckham lieferte die vollmundige Ansage "große Namen und große Stars aus Europa" zu verpflichten. Natürlich nicht sofort, Inter Miami ist ein mittelfristiges Projekt und Stars zu angeln, ist eine Kunst für sich.
Die beste Werbung für den Klub war Neymars Interview bei Otro: "Ich habe David gesagt, dass ich eines Tages dort spielen werde. In ein paar Jahren wird Beckham mein Präsident sein." Der Name Beckham verspricht Glanz, das Projekt ist auf Glamour ausgerichtet. Das Vorbild ist das legendäre New York Cosmos aus den 70er Jahren.
Peles Partycrew
1975 kam Pele nach New York und löste eine Fußball-Mania aus. Der für viele Jahre weltbeste Fußballer beendete für Cosmos seinen Ruhestand, auch weil er Geld brauchte. Die finanzstarken Mäzene konnten weitere Weltstars im gehobenen Alter wie Franz Beckenbauer, Carlos Alberto und Giorgio Chinaglia verpflichten - das Dream-Team war perfekt.
Spiele der Cosmos waren nicht einfach nur unglaublicher Fußball, sondern ein echtes Happening: Große Musiker, Schauspieler oder Politiker suchten die Nähe der Altstars, die dritte Halbzeit wurde zur Spezialität der Crew. Beckenbauer selbst hat das New-York-Abenteuer als wilde Zeit bezeichnet, als Stelldichein von Rang und Namen.
Hoher Anspruch, triste Realität
Aber das große Vorbild aus New York ist für Miami noch weit weg, in jeder Hinsicht. Sportlich hat Inter Miami einen veritablen Fehlstart hingelegt: Die ersten fünf Spiele gingen alle verloren, Negativrekord in der MLS. Beckham bat die Fans um Geduld, Klubs wie Real Madrid seien auch nicht an einem Tag erbaut worden.
Große Namen suchte man - bis zur Verpflichtung des Weltmeisters Blaise Matuidi - im Kader des Beckham-Klubs vergebens. Stars wie Ivan Rakitic, Sergio Busquets oder Edinson Cavani haben Interesse bekundet, warten aber ab. Erst wenn einige Dominosteine fallen, der Klub an Namen und Glanz gewinnt, könnte das Projekt Fahrt aufnehmen. Bis dahin muss sich Miami im Liga-Alltag behaupten, was als Neuling und uneingespielte Truppe schwer ist. Die Eigenheiten des US-Ligensystems legen Beckham und Co. zudem Steine in den Weg.
Herausforderung Salary Cap
Jedes Team der MLS darf für die komplette Mannschaft nämlich maximal 4,9 Millionen Dollar an Gehalt ausgeben. Die Gehaltsobergrenze hat einige Ausnahmen wie die "Designated Player": Bis zu drei Spieler, die mehr verdienen dürfen und nicht in die Rechnung einfließen. Paradebeispiel dafür war LA Galaxys Zlatan Ibrahimovic, der alleine mehr als das Gesamtvolumens des Salary Caps verdient hat.
Eine Starauswahl wie Cosmos zusammenzustellen, ist bei den aktuellen Rahmenbedingungen also unrealistisch. Aber die Liga hat sich in der Vergangenheit flexibel in der Regelauslegung gezeigt, wenn es um ihre Strahlkraft ging. Ein neues Stadion für Inter Miami entsteht gerade und soll 2022 fertig sein. Der Beckham-Klub hat mit dem Fort Lauderdale FC zudem ein Farmteam, Jugendmannschaften sind diese Saison gleichzeitig mit der Profimannschaft gegründet worden. Die Voraussetzungen für das Projekt Inter Miami stehen somit. Die großen Namen fehlen noch. Mit Matuidi wurde in dieser Hinsicht zumindest der Anfang gemacht ...