Ismail Atalan: "Sidney Sam ist ein Mann für die erste Liga"

Exklusiv-Interview mit dem Trainer des VfL Bochum

Ismail Atalan tritt mit dem VfL Bochum beim MSV Duisburg an.
Image: Ismail Atalan ist seit Juli Cheftrainer beim VfL Bochum.  © Getty

Ismail Atalan ist seit über einem Monat der neue Coach beim VfL Bochum. Im exklusiven Interview mit Sky Sport spricht er über Trainingsgast und "Problem-Profi" Sidney Sam und seine Anfangsphase beim Revierklub.

Sky Sport: Herr Atalan, wie ist es, einen angeblichen Problem-Profi zu trainieren? So wird Sidney Sam, der derzeit bei Ihren Bochumern mittrainiert, zumindest von einigen Boulevard-Journalisten genannt.

Ismail Atalan: Ich habe einen ganz anderen Eindruck. Sidney Sam hat in den bisherigen Trainingseinheiten bei uns einen sehr konzentrierten, einen klaren und strukturierten Eindruck hinterlassen. Für uns ist es ein Geschenk, dass er mit uns trainiert.

Sky Sport: Warum?

Atalan: Wir haben aktuell ein paar Verletzte, so dass er allein schon wichtig ist, damit wir elf gegen elf spielen können. Vor allem ist es aber beeindruckend, dass er in jeder Situation auf dem Platz Lösungen findet. Er sucht und findet in fast jeder Eins-gegen-Eins-Szene Lösungen. Für unsere Außenspieler ist das eine wahnsinnig wichtige Lektion - allein vom Zuschauen. Wir können uns von ihm viel abschauen. Darüber hinaus fordert er mit seinen Aktionen sowohl unsere Innen- als auch Außenverteidiger auf höchstem Niveau. Er setzt sie permanent unter Druck, so dass sie sich täglich auf höherem Niveau messen lassen müssen.

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Sky Sport: Wie lange wird er nun Ihr Trainingsgast sein?

Atalan: Ich denke mal, dass er ein, zwei Wochen bei uns ist. Wie es dann weiter geht, weiß ich jetzt noch nicht."

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Sky Sport: Schalke möchte ihn loswerden. Schlagen Sie zu?

Atalan: Wie stellen Sie sich das vor? Zwischen seinem aktuellen Gehalt, das er bei Schalke verdient, und dem was wir ihm bieten können, liegen nicht nur ein paar tausend Euro. Das sind finanziell komplett andere Welten. Er verdient bei Schalke nahezu das gleiche, was unsere Mannschaft zusammen bekommt. Da verstehe ich ihn übrigens auch, dass er eine vernünftige Lösung haben möchte. Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit Moral oder so. Kein Mensch würde freiwillig sein Gehalt einfach so mehr als halbieren oder sogar noch weiter reduzieren. Es ist schließlich der letzte Vertrag von Sidney. Er würde uns sicher weiter helfen, aber es ist nicht umsetzbar. Außerdem glaube ich, dass er eher ein Mann für die erste Liga ist. Das traue ich ihm jedenfalls noch zu. Warten wir ab, bis dahin profitieren wir von seiner Qualität und freuen uns über seine Anwesenheit.

Sky Sport: Verstehen Sie, dass Schalke ihn loswerden will?

Atalan: Das kann ich nicht beurteilen. Und es ist auch nicht meine Aufgabe.

Sky Sport: Wie geht es Ihnen denn inzwischen bei Bochum? Langsam an die Größe gewöhnt?

Atalan: Der Größenunterschied ist wirklich verrückt. Bei Lotte gab es drei, vier Leute auf der Geschäftsstelle. Hier sind es knapp 60 Mitarbeiter. Die mediale Präsenz ist auch viel, viel größer. Aber auch daran gewöhnt man sich ganz schnell. Am wichtigsten ist, dass ich auf dem Platz der Gleiche bin wie vorher. Ich habe meine Ideen und sehe, dass meine Jungs sie aufnehmen und täglich besser werden.