Sky90 - die Fußballdebatte
01.11.2018 | 17:57 Uhr
Sebastian Kehl ist seit Sommer als Leiter der Lizenzspielerabteilung bei Borussia Dortmund tätig. Bei "Sky90 - die Fußballdebatte" spricht er über den Umbruch beim BVB.
Die letzte Saison hinterließ in Dortmund viele Baustellen. Als Tabellenfünfter landete der BVB 29 Punkte hinter Meister Bayern und Leistungsträger verließen den Verein. Die Bosse Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc sahen Zeit zum Handeln.
"Wir haben im Sommer an vielen Stellschrauben gedreht und einiges verändert. Auch in der Führungsetage wurde jeder Stein umgedreht. Nicht nur der Kader wurde analysiert. Wo können wir uns verbessern? Neue Spielregeln aufgestellt", sagte Sebastian Kehl bei Sky90. Auch seine neu geschaffene Position gehörte zu diesem Wandel bei Schwarz-Gelb.
Der externe Berater Matthias Sammer hat dem Verein ebenfalls neue Impulse gegeben. "Wir saßen von Anfang zusammen und haben auch den Kader gemeinsam geplant. Es wird in unserer Runde kontrovers diskutiert. Das erzeugt Reibung, die uns gut tut. Es herrscht in dieser Runde eine gute Disziplin, jeder weiß um seine Rolle", verrät der Ex-Spieler über die Abläufe.
Auch mit der Verpflichtung von Lucien Favre kamen neue Ideen dazu. "Der neue Trainer hat vieles angestoßen und verändert. Ich habe gerade in diesem Bereich viel übernommen, damit er ankommen kann und sich auf das konzentrieren kann, was auf dem Platz passiert", so Kehl.
Favre lässt mit seiner Mannschaft berauschenden Fußball spielen, der nicht nur die Fans begeistert. "Es macht Spaß zu zuschauen. Aber es ist noch nicht das Maß der Dinge. Sie lassen immer noch zu viele Torchancen zu. Ich zähle sie nicht zum Favoritenkreis in der Champions League, aber sie sind ein Meisterschaftskandidat. Der BVB hat eine junge Mannschaft, bei der es auch Schwankungen geben wird", so die Einschätzung von Sky Experte Didi Hamann.
Es ist aber auf dem Platz deutlich zu erkennen, dass es in der Truppe stimmt. Für den neuen Geist beim BVB spricht auch die Entwicklung von Mario Götze in den letzten Wochen. "Wir haben seine Situation analysiert und gesagt, dass er auf den Moment warten muss. Er hat das sehr professionell angenommen und sich nie beklagt. Jetzt ist er wieder voll dabei und wir nehmen den Moment mal mit", so Sebastian Kehl.
Für Sky Moderator Sebastian Hellmann steht bei der Borussia wieder ein Team auf dem Platz. "Vorher hattest du einen, der kam im Clownskostüm und im goldenen Lamborghini, den hat gar nix interessiert (Pierre-Emerick Aubameyang; Anm. d. Red.). Der hat zwar getroffen, aber das war auch alles. Dann ist er wieder nach Hause gefahren. Jetzt hast Du einen Alcacer, der ein Teamplayer ist, der die anderen einsetzt. Er sagt nicht, ich komme aus Barcelona, gib mal her die Pille, ich mach die Tore und dann fahre ich irgendwann wieder nach Hause."
Mit dem Spanier ist man in Dortmund mehr als zufrieden und schaut entspannt auf seine Entwicklung. "Bei Alcacer müssen wir keine Verhandlungen mehr führen, wir haben alle Hebel in der Hand. Daher können wir uns ganz in Ruhe die Situation weiter anschauen, stehen überhaupt nicht unter Druck. Die Tendenz ist natürlich positiv, aber im Moment sehe ich keinen Handlungsbedarf. Wir lassen ihn erstmal richtig gesund werden, wir haben alles in der Hand", verrät Kehl die Transfersituation.
Die Kaderzusammenstellung beim BVB ist aktuell das große Plus. "Was das Scouting angeht, ist Dortmund in der Bundesliga am besten aufgestellt", lobt Hellmann. Sie gehen auf die Zukunft zu, das hat Dortmund jetzt par excellence bewiesen. Aber das dauert auch alles noch, es kommt sicher auch noch mal ein Knick. Aber das haben sie den Bayern ganz klar voraus. Da sind sie ein Schritt weiter als der FCB, was das Perspektivische angeht", so der Sky Moderator weiter.
Sky Experte Hamann geht sogar noch einen Stück weiter. "So wie sich Dortmund aufgestellt hat, nicht nur in der Führung, auch in der Mannschaft. Das ist ein Potential, das Bayern München nicht hat. Irgendwann muss man die Weichen für die Zukunft stellen. Ich bin gespannt, wann das in München passieren wird. In Dortmund hat man im Sommer junge Spieler geholt, in München verwaltet man im Moment. Man muss für Veränderungen bereit sein, sonst bleibt man auf der Strecke."
Sebastian Kehl möchte den Moment einfach nur genießen und sich nicht mit dem Rekordmeister vergleichen. "Wir haben dieses Dortmund-Gefühl wieder. Es wächst gerade wieder was Großes zusammen, die Mannschaft hat Freude, sie verstehen sich gut."
Allerdings lässt er den großen Konkurrenten von der Isar dann doch nicht ganz außer Acht. "Die Bayern werden wieder zurückschlagen, sie sind für mich immer noch der große Titelfavorit."