Khedira und Kroos: Stiller Anführer gegen Passmonster
Wer frisst wen?
27.06.2017 | 10:52 Uhr
Wucht gegen Finesse, Schweiß gegen Eleganz – oder: Sami Khedira gegen Toni Kroos. Beide treffen am Samstag in Cardiff aufeinander, wenn Juventus Turin und Real Madrid um den Champions-League-Titel kämpfen. (Ab 20:25 Uhr live auf Sky Sport).
Es wird ein deutsches, hart umkämpftes Duell um jeden Zentimeter Rasen auf dem Platz. Khedira und Kroos gehören in ihren Teams zu den Schlüsselfiguren. Am Samstag können sie das auf der größten europäischen Bühne nochmal bestätigen.
Kroos, das Passmonster
"Wir alle lieben ihn. Er ist außergewöhnlich, beidfüßig und ein unglaublich intelligenter Spieler", beschreibt Real-Trainer Zidane die Qualitäten von Kroos. Diese Anerkennung spiegelt sich in seinem Gehalt wieder. Angeblich verdient er mit seinem neuen Vertrag rund 20 Millionen Euro brutto - eine "Kleinigkeit", die beim FC Bayern gefehlt hat. "Natürlich war es für mich von Bedeutung, dass sich in meinem Vertrag auch die Wertschätzung im Klub widerspiegelt. Das angebotene Gesamtpaket von Bayern hat mich am Ende zur Überzeugung gebracht, dass es wohl besser ist, etwas Neues zu machen", erklärte er vor zwei Jahren seinen Wechsel in der "Sport Bild".
Der 27-Jährige gehört seit Jahren zu den komplettesten Mittelfeldspielern der Welt. Seine Passquote? Überragend. In den letzten drei Jahren erreichte kein Spieler eine derart hohe Passquote (mindestens 93,5 %) in der Champions League. Kroos beruhigt das Spiel, wenn es nötig wird. Kroos kurbelt die Offensive an, wenn die gegnerische Mannschaft Druck aufbaut. In brenzligen Situationen gibt es bei Real immer einen Ausweg: Kroos anspielen. Er macht das schon. Die beste Passquote erreichte der Stratege in dieser Saison im Viertelfinal-Hinspiel bei den Bayern, als er 77 von 79 Pässen an den Mann brachte.
Mit Khedira kann man nicht verlieren
Dem 30-Jährigen geht es bei den "Bianconeri" ähnlich - er erhält die Anerkennung, die er verdient. Torwart-Legende Gianluigi Buffon huldigt dem Weltmeister: "Als man damals unter Kumpels kickte und vor dem Beginn die Wahl gewann, hätte ich Sami immer als ersten Spieler für mein Team gewählt", erklärt er im "Kicker". Auf dem Bolzplatz die erste Wahl - mehr Anerkennung unter Straßenkickern gibt es wohl nicht. Im exklusiven Interview mit Sky Sport lobte der 39-Jährige den Nationalspieler weiter: Sami hilft uns in dieser Saison mit seiner Erfahrung sehr, aber vor Allem auf dem Platz. Er ist überragend."
"Sami Khedira ist von der Persönlichkeit bei Juventus ganz hoch angesehen. Seine taktischen Fähigkeiten werden geschätzt, weil in Italien gerade die Finessen in diesem Bereich einen unglaublich hohen Stellenwert haben. Sami bringt Wucht und Dynamik ins Spiel, hat eine unglaubliche Erfahrung, Präsenz und Ausstrahlung", sagte Bundestrainer Löw.
"Danach können wir reden"
Bei den "Königlichen" wurde er auch häufig gelobt. Ein schlechtes Spiel reichte aber, um sein "langsames und fahriges" Spiel zu kritisieren. Vor zwei Jahren verpflichtete Juventus den Mittelfeldspieler ablösefrei. Heute ist er Stammspieler und verdrängte Claudio Marchisio aus der Startelf. "Vielleicht bewertet man hier Spiele mit anderen Augen, hat eine andere Philosophie von Fußball. In Madrid wurde ich zwar von meinen Trainern geschätzt und auch zu hundert Prozent fair behandelt. In der Öffentlichkeit aber hatte ich diese Anerkennung nicht immer", so der 30-Jährige im „Kicker"-Interview.
Vor dem Duell schmieren sich beide Kicker Honig um den Mund: "Sami ist das beste Beispiel für die herausragende Defensive von Juve", erklärte Kroos. Und Toni? "Toni ist so intelligent genug wie er auch spielt, dass er auch weiß, dass ein Finale nie einfach wird. Mit Glück geht das heutzutage nicht mehr", so der 30-Jährige im exklusiven Interview mit Sky Sport.
"Es ist nicht unmöglich, dass sich unsere Wege kreuzen. Sonst spielen wir in der Nationalelf ja Seite an Seite", sagte der Mittelfeldspieler der "Bild": "Jeder kennt den anderen ganz genau." Und jeder würde dem anderen den Titel gönnen, wenn, ja wenn da nicht die eigenen Ambitionen wären. Im Finale sind sie Rivalen im wichtigsten Spiel ihrer Saison. "Danach können wir wieder reden", so Khedira.