Klaus Allofs im Sky Interview über Corona-Krise, Transfermarkt, FC Bayern, Werder Bremen & Düsseldorf

Allofs: Corona-Folgen für Transfers? "Bayern wird profitieren"

Klaus Allofs spricht im Sky Interview unter anderem über die Folgen der Coronakrise auf den Transfermarkt.
Image: Klaus Allofs spricht im Sky Interview unter anderem über die Folgen der Coronakrise auf den Transfermarkt.  © Imago

Klaus Allofs war in der Bundesliga über 30 Jahre in verschiedenen Funktionen tätig - unter anderem bei Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen. Im exklusiven Interview mit Sky Sport spricht er unter anderem über die Corona-Auswirkungen auf den Transfermarkt, seine Ex-Klubs und seine eigene Zukunft

Skysport.de: Guten Tag Herr Allofs. Wie geht es Ihnen in der aktuellen Corona-Zeit?

Klaus Allofs: Mir persönlich geht es gut. Auch meine Familie ist gesund und in meinem Umfeld ist alles in Ordnung. Von daher gehören wir zu den Glücklichen, die gesundheitlich bislang nicht betroffen sind.

Wie hat sich für Sie der Alltag durch die Coronakrise verändert? Haben Sie möglicherweise sogar neue Hobbys entwickelt?

Man hat mehr Zeit, das Leben ist etwas langsamer. Das Wort "Entschleunigung" macht in diesem Zusammenhang die Runde und passt auch in meinen aktuellen Lebensrhythmus sehr gut hinein. Neben vielen anderen Dingen bleibt jetzt auch mal Zeit für gemeinsames Kochen oder Backen.

Lassen Sie uns sportlich werden: Bezüglich eines Re-Starts der Bundesliga ist noch keine Entscheidung verkündet worden. Diese wurde auf den 6. Mai vertagt. Wie verfolgen Sie die aktuelle Situation der Bundesliga in der Coronakrise?

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Sky Experte Heribert Buchhagen spricht über eine Fortführung der Bundesliga-Saison. (Videolänge: 13:46 Min).

Wie viele andere verfolge natürlich auch ich die Entwicklungen hochinteressiert und beobachte das Geschehen bezüglich der Trainingsstarts bei den Vereinen, den Maßnahmen für einen Wiederbeginn, etc. sehr genau. Ich bin gespannt, wie sich die Politik entscheiden wird und ab wann es wieder weitergehen kann. In erster Linie wünsche ich mir natürlich, dass wir alle möglichst gesund durch diese Pandemie kommen und möglichst schnell wieder in kleinen Schritten zur Normalität zurückkehren können. Eine Wiederaufnahme des Bundesligaspielbetriebs könnte dabei stellvertretend für den Rest der Gesellschaft und für Lockerungen in anderen Bereichen stehen.

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Bundesliga: Zeitpunkt des Re-Starts wird entscheidend

Sie haben es angesprochen: Der eine Aspekt ist die Gesundheit, der andere - den man aber auch nicht außer Acht lassen darf - ist die Wirtschaft. Aufgrund der langen Pause sind den Vereinen Einnahmequellen weggebrochen. Negative wirtschaftliche Folgen sind bereits eingetreten und werden sich wohl auch in naher Zukunft nicht vermeiden lassen - auch im Hinblick auf den Transfermarkt. Wie könnte die aktuelle Planungsunsicherheit die Verhandlungen bei Transfers, Vertragsverlängerungen und Co. erschweren?

Ganz entscheidend dafür wird der Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Spielbetriebs sein. Sollte die Saison bald zu Ende gespielt werden können, dann wären die Klubs wohl mit einem blauen Auge davongekommen. Natürlich müssten dennoch Einsparungen vorgenommen werden - und diesbezüglich gibt es ja schon einige Ansätze. Die Auswirkungen auf die Vereine wären in diesem Fall aber nicht so gravierend.

Anders sehe es aus, wenn die Saison erst zu einem späteren Zeitpunkt oder gar nicht zu Ende gespielt werden kann?

Das würde in Konsequenz auch noch zum Wegfall der lebenswichtigen TV-Gelder führen und würde einige Klubs in eine existenzbedrohende Lage versetzen. Dies wiederum natürlich hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Zukunft des Profi-Fußballs. Meiner Meinung nach wird es nach der Krise nicht mit dem bisherigen Automatismus ständig steigender Ablösesummen und Spielergehälter weitergehen können.

Allofs: Regelungen könnten Klubs solider dastehen lassen

Die von Ihnen angesprochenen Transfersummen und auch die Spielergehälter werden immer mehr in Frage gestellt. Einige Klubvertreter und auch DFL-Chef Christian Seifert haben sich in dieser Hinsicht positioniert und klar vermittelt, dass man die Krise nicht nur überstehen, sondern auch gestärkt aus ihr hervorgehen will.

Die jetzt zu erwartenden wirtschaftlichen Probleme aber auch die Erkenntnis wie verletzlich die Profi-Ligen letztendlich sind, obwohl immer wieder steigende Umsatzzahlen präsentiert werden, können dazu führen, dass grundlegende Themen wie Sicherheits-Fond, Obergrenzen für Transfers und Gehälter usw. mit mehr Nachdruck von den Verantwortlichen verfolgt werden.

Wie könnte dies genau aussehen?

Regelungen wie zum Beispiel Beschränkungen der Ausgaben für Ablösesummen bzw. Gehälter könnten die Klubs dauerhaft wirtschaftlich solider dastehen lassen.

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Transfermarkt: Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung von Werder Bremen, schlägt ''amerikanisches System'' vor

Allofs geht von "interessantem Markt" im Sommer aus

Auch das Thema Gehaltsobergrenze kam zuletzt wieder auf und könnte in dieser Hinsicht helfen. Was halten Sie davon bzw. könnte das überhaupt umgesetzt werden?

Dieses Schlagwort wird ja immer wieder diskutiert, nur um im nächsten Halbsatz zu hören, dass dies eigentlich mit dem Gesetz nicht vereinbar ist. Es wäre dennoch zwingend notwendig zu einer gemeinsamen Lösung (am besten aller Verbände) auf gesetzlicher Grundlage zu kommen, um den rasanten Anstieg der Personalkosten besser regulieren zu können.

Erwarten Sie deshalb weniger Transfers in diesem Sommer?

Wahrscheinlich wird es in Summe weniger Transfers geben. Viele - vielleicht sogar die meisten - werden finanziell und nicht sportlich bedingt sein. Ich glaube es wird einen interessanten Markt für die wirtschaftlich gesunden Klubs geben.

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Werder Bremen: Ludwig Augustinsson spricht über den Gehaltsverzicht der Profis und wie sie den Verein aufgrund der finanziellen Probleme unterstützen können (Videolänge: 38 Sek.).

Allofs: FC Bayern kann profitieren

Ein Verein, der in der Vergangenheit solide gewirtschaftet hat, ist der FC Bayern München. Dies zeigt sich auch aktuell wieder. Während bei vielen Top-Klubs Transfers und Vertragsverlängerungen auf Eis gelegt sind, treibt der Deutsche Rekordmeister seine Personalplanungen voran, verlängert die Verträge von Trainer und Leistungsträgern. Kann der FC Bayern ein "Gewinner" dieser Krise sein?

Ja, ganz bestimmt. Wenn sich jetzt herausstellt, dass bisherige Konkurrenten bei einigen Spielern finanziell durch die Coronakrise nicht mehr mithalten können und damit Anziehungs- und Zugkraft für einige Spieler verlieren, wird Bayern sicherlich davon profitieren. Dann werden sie in der Lage sein - in ihrem Bereich, in dem sie bereit sind, Transfers zu tätigen - bessere Spieler zu bekommen, als vielleicht noch vor einem Jahr.

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In unserem Corona-Blog halten wir euch auf dem Laufenden zur aktuellen Lage.

Allofs über die Faktoren für Werders sportliche Krise

Ganz anders sieht die Situation bei Ihrem Ex-Klub Werder Bremen aus. Der Verein befindet sich sportlich und finanziell in einer schwierigen Lage, die sich jetzt durch die Corona-Krise nochmals verschlimmert hat. Wie verfolgen Sie die Situation bei Ihrem ehemaligen Klub?

Schon mit großem Interesse. Ich habe dort 13 Jahre in verantwortlicher Position gearbeitet und deshalb interessiert mich dort die sportliche aber auch finanzielle Entwicklung sehr. Das Wettbieten auf dem Transfermarkt und das bis zur finanziellen Schmerzgrenze gehen, trifft auf Werder Bremen ganz besonders zu - und das schon seit vielen Jahren, auch als wir noch Konkurrent der Bayern waren. Damals fiel es dem FC Bayern immer etwas leichter, Spieler zu bekommen und Werder musste kreativ werden, um mitzuhalten. Dennoch musste man an die wirtschaftliche Schmerzgrenze gehen. Das hat sich bis heute nicht verändert - auch wenn es mittlerweile auf einem anderen sportlichen Niveau stattfindet. Nach Aussagen der Verantwortlichen stellt sich die derzeitige Situation für Werder dramatischer als für andere Vereine mit größerem finanziellen Potential dar.

Neben dem wirtschaftlichen Aspekt, befindet sich Werder aber in einer sportlichen Krise. Wo sehen Sie die Gründe dafür?

Dies hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen hat Werder mit Max Kruse einen wichtigen Leistungsträger verloren. Dazu kommt eine fast unglaubliche Serie an Verletzungen. Das konnte die Mannschaft nur selten kompensieren. Und auch die mit finanziellem Risiko notwendigen Nachbesserungen konnten das noch nicht ändern. Werder ist ein gutes Beispiel dafür, wie fragil das ganze Gebilde und wie schmal der Grat ist, ob man sportlich erfolgreich ist und wirtschaftlich gesund bleibt. Es sind einfach viele unglückliche Dinge zusammenkommen, die dazu geführt haben, dass Werder Bremen in dieser Saison leider in eine Abwärtsspirale geraten ist.

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Werder Bremen: Geschäftsführer Klaus Filbry spricht mit Sky über die Verschuldung des Vereins (Videolänge: 31 Sek.).

Allofs: Klassenerhalt für Werder? Prognose fast unmöglich

Derzeit liegt Werder mit 18 Punkten und einem Spiel weniger acht Zähler hinter dem rettenden Ufer. Glauben Sie dennoch an den Klassenerhalt?

Wenn man den Kader betrachtet, ist das sicherlich keiner, der zwingend absteigen muss. Allerdings hilft das nicht, wenn man die Qualität nicht in Punktgewinne umsetzen kann. Im Fußball kann man sowieso wenig vorhersagen - und in der aktuellen Situation noch weniger. Wenn wieder gespielt wird, dann wird es ohne Zuschauer sein. Gerade für Werder war die tolle Stimmung im Stadion und die Unterstützung der Fans ein großes Plus. Wie wird die Mannschaft mit den anstehenden Spielen vor leeren Rängen klarkommen? Wie kommen andere Teams damit klar? Es gibt sehr viele Fragezeichen, die eine Prognose fast unmöglich machen. Ich wünsche mir aber, dass Werder nicht absteigt, genauso wie ich mir wünsche, dass Fortuna Düsseldorf die Klasse hält.

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Allofs: Fortuna - Das ist mein Heimatverein

Mit Fortuna Düsseldorf haben Sie einen anderen Ex-Verein angesprochen. In wenigen Tagen feiert der Klub sein 125-jähriges Jubiläum. Was verbindet Sie noch mit der Fortuna und was ist Ihre schönste Erinnerung an die Zeit bei F95?

Ich bin ja gebürtiger Düsseldorfer und habe dort nicht nur meine ersten Profi-Jahre verbracht, sondern auch in der Jugend für Fortuna Düsseldorf gespielt. Ich bin als kleiner Junge mit der Fahne ins Stadion gezogen. Das ist mein Heimatverein. Deshalb liegt mir die Fortuna - genauso wie Werder Bremen - sehr am Herzen. Ich gehe regelmäßig ins Stadion und habe in dieser Saison viele Spiele der Fortuna gesehen. Die emotionale Nähe ist auf alle Fälle vorhanden. In meiner aktiven Zeit dort hatte ich tolle Erfolge, war dreimal im Pokal-Endspiel mit der Fortuna und habe das Finale zweimal gewonnen. Zudem waren wir im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger gegen Barcelona. Gerade wenn man ein junger Spieler ist, sind das schon sehr große Momente. Meine Zeit dort war sicherlich auch der Grundstein für meine spätere Laufbahn.

Neben den sportlichen Höhepunkten, gab es aber noch einen anderen Aspekt, der hervorzuheben ist.

Genau. Ich hatte das große Glück, mit meinem Bruder Thomas zusammenzuspielen. Das war natürlich etwas ganz, ganz Besonderes.

Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte
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In unserem täglichen Liveblog halten wir Euch über alle Gerüchte und fixe Transfers auf dem Laufenden.

Wie sehen Ihre Zukunftsplanungen aus, Herr Allofs?

Nach dem Blick in die Vergangenheit: Geben Sie uns doch noch bitte einen Ausblick auf die Zukunft. Wie sehen Ihre Planungen aus? Sehen wir Sie bald wieder in aktiver Funktion in der Bundesliga - oder womöglich gar im Ausland?

Ich habe die Frage befürchtet (lacht). Ich habe immer betont, dass meine Bindung zum Fußball weiterhin groß ist und dass ich mir durchaus vorstellen könnte, in irgendeiner Tätigkeit im Fußball wieder Verantwortung zu übernehmen. Wo und wann das sein wird, kann ich im Moment wirklich nicht beantworten.

Das Interview führte Udo Hutflötz

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