Matthäus: BVB gehört mehr als der ein oder andere Klub in die CL
11.05.2021 | 15:12 Uhr
Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt. Dieses Mal spricht der Rekord-Nationalspieler über Hansi Flick als möglicher Bundestrainer, das Pokalfinale, den BVB und den spannenden Abstiegskampf.
Ich bin mir eigentlich sicher, dass Hansi Flick zum DFB geht. Das Einzige, was ihn noch ein bisschen stört, sind die Ahnungslosen in der Führungsetage, die sich seit Jahren mit ihrem Ego anstatt dem Deutschen Fußball beschäftigen.
Der einstige Glanz verblasst dank ihrer Kleinkriege. Und Hansi hat keine Lust auf einen Verband, der unseriös arbeitet. Er braucht kein Theater. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es auch Interesse von großen Vereinen wie Arsenal, Real oder Juve gibt, die mit ihrer Saison nicht zufrieden sind. Es gibt nicht so viele Trainer, die sechs Titel in einem Jahr gewonnen haben. Aber im Grunde glaube ich schon, dass er ziemlich sicher Nationaltrainer werden will und wird. Man ist sich höchstwahrscheinlich mehr als grob einig. Und ich wüsste nicht, warum er sich jetzt einen großen Verein im Ausland antun sollte. Auch dort hat er keine Garantie in Ruhe und langfristig arbeiten zu können. Ganz im Gegenteil. Zudem ist die Chance auf den Bundestrainer-Posten möglicherweise einmalig.
Vielleicht würde es ihm noch ein kleines bisschen leichter fallen, wenn der Präsident, sein Vize und alle anderen Störenfriede an der Spitze des DFB endlich abtreten.
Es ist an der Zeit, dass Keller seinen Fehler nicht nur erkennt und sich dafür entschuldigt, sondern auch die Konsequenzen für sein Handeln trägt und einsieht, dass man für so ein verbales Vergehen, in so einem Amt nicht mehr tragbar ist. Er mag ein netter und liebevoller Mensch sein, aber offensichtlich nicht immer. Fakt ist: Keller müsste wenigstens jetzt Größe beweisen, zurücktreten und sich zurückziehen. Und spätestens dann ist der Weg für Hansi Flick frei.
Wie wir am Wochenende bereits gesehen haben, wird die Partie zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig mit hoher Wahrscheinlichkeit ein großartiges Pokal-Finale. Es ist sozusagen der Kampf um Platz eins hinter dem FC Bayern. Sieht man vom Rekordmeister einmal ab, ist das so ziemlich das beste Endspiel, dass unsere Liga zu bieten hat. Es sind die erfolgreichsten Klubs der letzten Jahre hinter dem FCB.
Am Samstag ging es knapp mit 3:2 für den BVB aus. Es hat mich ein bisschen an das WM-Finale 86 erinnert. Erst 0:2 hinten, dann der Ausgleich und kurz vor Schluss dann doch noch die Entscheidung. Zwei junge Trainer mit Edin Terzic und Julian Nagelsmann, die ihre Arbeit hervorragend machen, kämpfen um diesen wunderschönen Pokal. Leider ohne Zuschauer. Für Julian ist es die vorerst letzte Chance, mit einem anderen Klub einen Titel zu gewinnen, bevor er zu den Bayern geht. Dort sind die Erfolge dann Pflicht. Es wäre die Krönung seiner fantastischen Arbeit bei RB und auch für den Klub ein verdienter Lohn für die letzten Jahre.
Die Dortmunder sind wieder in der Spur. Was vor einigen Wochen noch anders aussah, kann jetzt zu einem mehr als versöhnlichen Saison-Abschluss werden.
Sie haben ihre Fans in den letzten Jahren oft enttäuscht. Wenn es Reus, Hummels und Co. gelingt, in Berlin zu triumphieren und sie am Ende noch in die Champions League kommen, wäre vieles wieder sehr erfreulich für diesen großen Klub.
Platz vier liegt wieder ganz allein in ihrer Hand, weil Frankfurt gegen Mainz zwei Punkte hat liegen lassen. Zwei Siege und die Borussen können Deutschland wieder in der Königsklasse vertreten. Die Dortmunder gehören natürlich mehr als der eine oder andere Verein in diesen Wettbewerb, wenn man an die internationale Außenwirkung sowie auf gute Ergebnisse wert legt.
Und wenn ich mir Erling Haaland beim Jubeln auf der Tribüne so ansehe, steht eines fest. Er will unbedingt mit seiner Mannschaft unter die ersten vier, um dann, eventuell mit Zuschauern, noch ein Jahr in Dortmund zu spielen. Ich bin sicher: Spielt der BVB in der Champions League, bleibt Haaland in Dortmund. Wenn nicht, ist der Abschied ziemlich gewiss. Der Klub kann es sich eher nicht leisten, auf so viel Geld zu verzichten, wenn man auf der anderen Seite die Einnahmen aus dem großen Wettbewerb nicht einnimmt. Schon gar nicht in Corona-Zeiten.
Zu den unteren Regionen: Der Abstiegskampf ist dramatisch und alles ist noch möglich.
Die schlechtesten Karten scheint auf den ersten Blick Köln zu haben. Ich glaube, dass der FC zusammen mit Bremen und Bielefeld am Ende um Platz 16 und 17 konkurrieren wird. Ich gehe davon aus, dass Funkel gegen Schalke am letzten Spieltag gewinnt. Augsburg und Bremen nehmen sich nächste Woche gegenseitig die Punkte weg. Die Augsburger kann es natürlich auch erwischen, da sie am 34. Spieltag in München sind. Köln darf wiederum nicht in Berlin verlieren.
Nur noch zwei Spiele und nur vier Punkte trennen fünf Team, wobei es zwei direkte Duelle gibt. Die Chance ist groß, dass am Ende das Torverhältnis entscheidet. Bremen und Augsburg haben beide minus 17, Köln ist nur ein Tor besser als Bielefeld. Ein Herzschlag-Finale mit bitteren Tränen und solchen der Erleichterung ist vorprogrammiert.