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Kolumne: Sky Experte Lothar Matthäus über BVB & FC Bayern

"Hätte mir von Hasan ein viel klareres Statement gewünscht"

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

Sky Experte Lothar Matthäus geht in seiner Kolumne "So sehe ich das" hart mit dem BVB ins Gericht und fordert zum Saisonende einen klaren Schnitt in Dortmund. Beim FC Bayern wünscht er sich ein klares Statement in der Cause Lewandowski.

Lieber FC Bayern, herzlichen Glückwunsch zur zehnten Deutschen Meisterschaft in Folge. Was für ein Erfolg. Respekt.

Nicht, dass ich mir nicht schon vor Wochen sicher gewesen wäre, dass die Bayern Meister werden, aber spätestens seit der nächsten blamablen Vorstellung von Borussia Dortmund - diesmal beim starken Abstiegskandidaten aus Augsburg - gibt es keine zwei Meinungen mehr. Ich mag Borussia Dortmund wirklich. Das ist ein super Verein mit allem, was man sich als Fußballspieler und Fan dieses Klubs nur wünschen kann. Fähige Leute in der Führung. Mit die besten Fans auf der Welt und ein unglaubliches Stadion. Aber viel mehr Nettigkeiten fallen mir aktuell nicht mehr ein. Dortmund hat in dieser Saison ein ganz besonders Triple errungen: Das Peinliche-Pokal-Pleiten-Triple.

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In allen drei Pokalwettbewerben hat man sich nach allen Regeln der Kunst blamiert. Raus im DFB-Pokal durch ein 1:2 beim FC St. Pauli. Es war die Riesen-Chance, wenigstens einen Titel in dieser Saison zu gewinnen, da der FC Bayern auch ausgeschieden ist. Geschenkt. Raus in der Champions League in einer mehr als nur machbaren Gruppe. Dort hagelte es Niederlagen wie beim 1:3 beim Zweiten der portugiesischen Liga Sporting Lissabon. Es gab Abreibungen wie das 1:3 oder 0:4 gegen Ajax Amsterdam. Nun der nächste Tiefpunkt in der Europa League. Das Aus gegen das drittklassige Team der Glasgow Rangers. Den Zweiten der schottischen Liga. 2:4 und 2:2. Unglaublich. In Schottland sind die Rangers übrigens zweiter hinter Celtic. Und die sind in der Europa League an den Norwegern FK Bodo/Glimt gescheitert. Nun denn…

Bei Rose-Verbleib muss der BVB sich von vier, fünf Spielern verabschieden

In Deutschland gibt man sich mal wieder mit dem zweiten Platz in der Bundesliga entspannt hinter den Bayern zufrieden. Selbst der Tabellen-15. FC Augsburg hat mehr für das Spiel gemacht als die eigentlich so feinen Fußballer von Borussia Dortmund. Es muss nach der Saison ein klarer und sauberer Schnitt gemacht werden. Sollten die Bosse zu der Erkenntnis kommen, dass sie Marco Rose noch für den Richtigen halten, dann muss man sich von vier, fünf Spielern verabschieden.

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Muss der Kader von Borussia Dortmund anders zusammengestellt werden? (Videolänge: 1:09 Minuten)

Die Frage muss jetzt nicht nur erlaubt sein, sondern ist vielmehr dringend geboten: Bringen die Alt-Stars Mats Hummels und Marco Reus diese Mannschaft wirklich noch voran oder muss man sie respektvoll und anständig verabschieden? Konstant Zweiter hinter den Bayern zu sein, ist im Grunde keine schlechte Leistung. Das wären andere Mannschaften gerne. Aber ein Verein mit solchen Möglichkeiten, so viel Know-How und genügend wirtschaftlicher Stärke muss auch mal ernsthaft 34 Spieltage lang um die Deutsche Meisterschaft spielen. Das muss der Anspruch sein.

Das ständige "In-Watte-Packen" beim BVB muss aufhören

In meinen Augen machen die Bosse ihren Angestellten zu wenig Druck. Manch einer mag den FC Bayern belächeln, weil es dort regelmäßig hausgemachtes Theater gibt. Aber am Ende fallen nach solchen Reibungsprozessen immer wieder richtig gute Entscheidungen, die in Titeln münden. Und dass es schwer ist, den Bayern den ersten Platz streitig zu machen, ist mir auch klar. Aber sich in Pokal-Wettbewerben in regelmäßigen Abständen von weitaus schlechteren Mannschaften so den Schneid abkaufen zu lassen, das kann es einfach nicht sein. Und wenn dann das Argument angeführt wird, die Bayern hätten so viel mehr Geld und andere Klubs in Europa ebenso, dann wage ich doch zu bezweifeln, dass Sporting Lissabon, die Glasgow Rangers oder der FC St. Pauli auch nur annähernd so eine Wirtschafts-Power haben wie Borussia Dortmund. Bei allem Respekt vor diesen Vereinen und auch anderen Mannschaften gegen die Borussia Dortmund nicht geliefert hat, muss es auch mal ohne Erling Haaland gehen.

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Spätestens wenn der BVB auch am Ende dieser Saison wieder mit ungefähr zehn Punkten Abstand zweiter wird, muss man damit aufhören, sich die Dinge schönzureden. Das ständige In-Watte-Packen der hoch bezahlten Dortmund-Stars und auch des Trainers darf so nicht weitergehen. Man muss über Reus, Hummels, den Trainer und weitere Spieler nachdenken. Vielleicht ist ein Neuanfang das Beste, damit man sich nicht auch im nächsten Jahr gegen drittklassige Teams blamiert und die Meisterschaft im Februar entschieden ist.

Uli Hoeneß hätte nach dem Motto "Fakten statt Floskeln" gehandelt

Für die Bayern gilt wiederum, dass sie alles dafür tun müssen, um auch nach vielen Jahren weiterhin zu den Top-Teams in Europa zu gehören. Dafür ist ein Mann ganz besonders wichtig. Und das ist Robert Lewandowski. Ich stand am Samstag beim Topspiel von Sky nur ein paar Meter von ihm entfernt, als er im Interview sagte: "Das höre ich zum ersten Mal."

Das war seine Reaktion, als er auf die Aussagen von Sportvorstand Hasan Salihamidzic angesprochen wurde. Der wiederum hatte bei uns am Mikrofon erklärt, man werde selbstverständlich alles dafür tun, um Lewandowskis Vertrag zu verlängern. Wie kann es dann also sein, dass der beste Fußballspieler der Welt davon bisher noch nichts gehört hat? Ich wage zu behaupten, dass Uli Hoeneß auf die Frage nach Lewandowskis Zukunft den Reporter zumindest sprichwörtlich verschlungen hätte. Hoeneß hätte in so einem Interview nach dem Motto gehandelt: Fakten statt Floskeln. Ich würde den Bayern in Sachen Lewandowski das raten, was Franz Beckenbauer mit mir gemacht hat.

Ich war 37 Jahre alt, als Beckenbauer zu mir sagte: "Lothar, du kannst das Ende deiner Vertragslaufzeit selbst eintragen."

Bayern sollte alles unternehmen, um sicherzustellen, dass dieser Spieler noch viele Jahre für diesen großartigen Verein auf Tore-Jagd geht. Er passt perfekt zum Spielstil dieser Mannschaft und den Werten dieses Klubs. Er schießt Jahr für Jahr 40, 50 oder noch mehr Tore. Er ist im Grunde nie verletzt. Er pflegt seinen Körper wie kaum ein Zweiter. Er wird immer besser. Und wenn der Welt-Fußballer vor laufender Kamera verrät, man habe ihm noch nicht mitgeteilt, dass man ihn unbedingt behalten möchte, dann würde ich hellhörig werden.

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Fall Lewandowski: Hätte mir ein viel klareres Statement gewüscht

Die interne Kommunikation scheint bei Lewandowski genauso unglücklich zu sein wie bei Süle. Da hätte ich mir von Hasan ein viel klareres und deutlicheres Statement in Richtung Lewandowski gewünscht. Aber das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist vielmehr, dass Lewandowski intern ein klares Statement bekommt. Aber auch das scheint nicht der Fall zu sein. Es kann natürlich sein, dass man sich bei Bayern die Möglichkeit offenhalten möchte, eventuell Erling Haaland zu verpflichten. Aber das Versprechen müsste man schon ziemlich sicher haben, bevor man Lewandowski ziehen lässt. Und selbst dann würde ich es nicht machen.

Haaland ist vom Gefühl her öfter verletzt. Natürlich ist er ein großartiger Mittelstürmer, dem höchstwahrscheinlich die Zukunft im Weltfußball gehören kann. Ob er allerdings zum FC Bayern passt, weiß man immer erst danach. Bei Lewandowski weiß man das schon jetzt. Ich hoffe nicht, dass die sportliche Führung diesen Mann vergrault, nur weil man auch ihm nicht genügend Wertschätzung entgegenbringt oder sie ihn leider zu spät erreicht.

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