Kommentar zur Vorrunde bei der Euro 2024 in Deutschland
Dieser Vorrunden-Modus der Euro ist eine Farce
27.06.2024 | 10:13 Uhr
Die Vorrunde bei der Euro in Deutschland ist Geschichte. Diese begann mit einigen furiosen Spielen, aber am Ende ließ das Niveau deutlich nach. Schuld daran ist für Sky Redakteur Robert Gherda vor allem der aktuelle Modus.
Zum dritten Mal nach 2016 und 2021 fand die Europameisterschaft in Deutschland wieder mit 24 Mannschaften statt. Dies hatte durchaus positive Nebeneffekte, denn Außenseiter wie Georgien, Albanien, Rumänien oder Slowenien begeisterten und hätten sich bei weniger Teilnehmern möglicherweise für nicht für die Endrunde qualifiziert.
Es gab Cinderella-Stories, frenetische Fans und volle Stadien, aber dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Euro mit 24 Nationen auch ein massives Problem mit sich brachte. Der Modus der Vorrunde ist eine Katastrophe.
Nur acht Teams fahren nach Hause
Nach 70 Prozent der Spiele (36 von 51) muss nur ein Drittel der Teams die Heimreise antreten. Das ist zu wenig. Lediglich acht Teams scheiterten nach der Vorrunde. Darunter mit Ungarn kurioserweise eine Mannschaft, die nach ihrer letzten Partie noch drei Tage warten und zuschauen musste, nur um auf den letzten Drücker doch noch von Georgien im Ranking der besten Dritten überholt zu werden.
Vier der sechs Dritten schafften den Sprung unter die besten 16 Teams. Dies sorgte dafür, dass sich mit Dänemark und Slowenien zwei Mannschaften qualifizierten, die nicht einmal ein Spiel gewannen. 2016 wurde Portugal auf diese Weise sogar Europameister. Der Anreiz, Partien offensiv anzugehen war und ist schlicht nicht gegeben.
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Doch nicht nur das, denn der aktuelle Modus raubt dem Turnier zudem jede Menge Spannung. Dies ist auch an den einzelnen Spieltagen deutlich abzulesen. Spielten alle Mannschaften am ersten Spieltag noch befreit auf und erzielten 34 Tore, wurde am zweiten Spieltag schon mehr taktiert.
Oft ging es darum, zumindest einen Zähler zu sichern, was zur Folge hatte, dass die Zuschauer nur noch 27 Treffer zu sehen bekamen. Am dritten und letzten Spieltag war dann von "befreit aufspielen" nichts mehr zu sehen und das Taktieren stand im Vordergrund. Wenig überraschend fielen nur noch mickrige 19 Tore.
Vielen Teams reichte ein Punkt im letzten Spiel
Kein Wunder, denn 15 der 16 Mannschaften, die jetzt im Achtelfinale stehen, waren vor ihrem abschließenden Gruppenspiel entweder schon qualifiziert oder wussten, dass ein Remis zum Weiterkommen reicht.
Dementsprechend mager und teilweise bizarr waren auch die Leistungen. Selbst Topnationen wie England, Frankreich oder Belgien scheuten jegliches Risiko und begnügten sich mit einem Remis. Einzig Georgien gelang es, sich mit einem nötigen Dreier noch für die Runde der letzten 16 zu qualifizieren.
Die UEFA ist nun nach der dritten mäßigen Vorrunde in Folge gefordert, eine Lösung zu finden, denn am Ende bleibt der Fußball auf der Strecke. Langeweile und ängstliches Taktieren kann nicht im Interesse des Sports sein. Der Dachverband hat in anderen Bereichen - beispielsweise mit der "Mecker-Regel" - also der Vorgabe, dass nur noch Kapitäne mit dem Schiedsrichter sprechen dürfen, gezeigt, dass kreative Lösungen möglich sind.
Es ist zu hoffen, dass nun auch Vorrunden-Modus schnell unter die Lupe genommen wird und bei der nächsten Europameisterschaft überarbeitet wird. Denkbar ist entweder eine Aufstockung auf 32 Teams wie bei einer WM oder eine Reduzierung auf 16 Mannschaften, wobei dann das Achtelfinale gestrichen wird.
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