Krise des FC Bayern München: Sky Experten nennen Gründe
Matthäus bei Wontorra - der o2 Fußball-Talk
08.10.2018 | 18:11 Uhr
Das Wort Krise wird beim FC Bayern selten, aber in den letzten Tagen lauter ausgesprochen als es sich der Rekordmeister vorstellen konnte. Die Gründe für die Misere beschreiben Sky Experte Lothar Matthäus und Sky Reporter Uli Köhler.
Bayern-Trainer Niko Kovac steht nach vier sieglosen Spielen stark unter Druck. Die wirre Darbietung gegen Borussia Mönchengladbach bringt den 46-jährigen Coach in Erklärungsnot. Nach sieben Pflichtspielsiegen zum Saisonstart schien der FC Bayern unter dem neuen Trainer für den ganz großen Coup in dieser Saison gerüstet zu sein. Aber wie ist der Einbruch zu erklären?
1. Fehlende Motivation der Spieler
Sky Experte Lothar Matthäus sieht bei "Wontorra - der o2 Fußball-Talk" mehrere, tiefgreifende Gründe: "Die Einstellung ist am wichtigsten, und die ist bei den Spielern nicht dagewesen - deshalb kommt es zu solchen Ergebnissen. Da gibt es einige Probleme, nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben dem Platz."
Matthäus lässt kein gutes Haar an der Leistung des 28-maligen Meisters gegen Borussia Mönchengladbach und beschreibt die Kernprobleme der Münchner. "Es hat zumindest so ausgesehen, dass einige Spieler einfach nicht die Motivation gehabt haben, die sie haben müssten. Lewandowski war aus dem Spiel, James ist beleidigt, wenn er nicht spielt. Dann spielt er und läuft rum, als wenn er nicht dazugehört - unzufriedene Spieler, beleidigte Spieler, wie soll sowas funktionieren?"
2. Keine Hierachie
Seit Jahrzehnten an der Säbener Straße hautnah dabei ist auch Uli Köhler. Dem Sky Reporter ist ein Punkt besonders aufgefallen: "Im Moment spüre ich keine Hierachie! Manuel Neuer steht hinten, Jerome Boateng und Mats Hummels kämpfen mit sich selber, Thiago spielt seinen Zirkusfußball, Lewandowski ist beleidigt, weil er keinen Ball kriegt. Am Anfang war das anders, da wollte jeder noch - es ist ein schleichender Prozess", beschreibt Sky Reporter Uli Köhler die aktuelle Situation an der Isar.
3. Autorität des Trainers angekratzt
Kritik kommt auch von Ligakonkurrent Hannover 96. Manager Horst Heldt äußert über das Verhalten von Bayern-Präsident Uli Hoeneß bei Wontorra - der o2 Fußball-Talk seine Verwunderung: "Da fängt man dann an, von oben eine Rotation zu kritisieren", so Heldt: "Es ist wichtig, dass die Leute zu einem gewissen Zeitpunkt auch mal nichts sagen. Durch Nicht-Äußerungen stärkt man auch die Position des Trainers."
4. Lücken im Kader
"Schnelle Offensivspieler machen Fußball erfolgreich, Robben und Ribery werden nicht schneller, sie sind aber immer noch gut. Aber sie agieren nicht mehr wie vor 2-3 Jahren. Coman und Gnabry sind verletzungsanfällig. Bayern hat Verletzungsprobleme! Die Bayern haben ohne Grund Spieler wie Bernat abgegeben. Er könnte jetzt helfen hinten stabiler zu sein. Da hat sich Bayern vielleicht verkalkuliert - man muss die Transferpolitik kritisieren. Sie haben Fehler gemacht", bringt Matthäus seine Bedenken bei der Kaderplanung deutlich zum Ausdruck.
Auch in Niedersachsen sind die Verantwortlichen überrascht: "Ungewöhnlich, dass der Kader Lücken hat. Auf der anderen Seite wird schnell eine Unzufriedenheit entfacht, wenn jemand nicht spielt. Der Kader passt nicht zusammen und scheint nicht ausgewogen zusammengestellt zu sein - aber nur von außen betrachtet", sagte Hannovers Manager Horst Heldt.
5. Mannschaft ist zu alt
Auch Bayerns Ex-Trainer Louis van Gaal meldete sich unlängst zu Wort und sagte, die Mannschaft sei zu alt und der FCB habe es versäumt, dass Team zu erneuern. Uli Köhler stimmt dem Niederländer zu: "Er liegt komplett richtig. Dass hat sich immer schon abgezeichnet. Hoeneß ist ein Mensch der gern am Vergangenen festhält. Allein die Idee, Heynckes noch für diese Saison verpflichten zu wollen, zeigt das. Kovac muss das jetzt ausbaden."
6. Bayern hat keinen Plan B
Die Münchner haben einen kleinen, vielleicht zu kleinen Kader. Mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Kingsley Coman, dem Verkauf von Juan Bernat (PSG) und dem verletzungsanfälligen Serge Gnabry bleiben Niko Kovac vor allem auf den Außenpositionen selten Alternativen. Auch Kovacs Plan B, James auf dem linken Flügel zu bringen, ging gegen Gladbach nicht auf.
Niko Kovac ist dieser negative Aspekt nicht verborgen geblieben. "Wir schaffen es nicht, uns über die Außen durchzusetzen."