Leipzig nach Rückschlag geknickt - Sorgen um Timo Werner

Timo Werner musste in Istanbul in der 32. Minute ausgewechselt werden.
Image: Timo Werner musste in Istanbul in der 32. Minute ausgewechselt werden.  © DPA pa

RB Leipzig ist beim 0:2 in Istanbul an seine Grenzen gestoßen. Das Erreichen der K.o.-Runde wird zum schwierigen Unterfangen. Zudem gibt es weiterhin Unklarheit um den Zustand von Timo Werner.

Timo Werner wollte nach seinem Schwindelanfall in Leipzig direkt zum Arzt, Naby Keita musste sich ungewohnte Kritik gefallen lassen: Die Helden des Leipziger Fußball-Märchens wirkten nach dem 0:2 (0:2)-Rückschlag zur Auswärts-Premiere in der Champions League bei Besiktas Istanbul angeschlagen wie selten zuvor. Das Achtelfinale rückte zunächst in weite Ferne.

Ohrenstöpsel gegen den Lärm

"Timo hatte Kreislauf- und Atemprobleme", erläuterte Trainer Ralph Hasenhüttl die Auswechselung des Nationalspielers (32.), dessen Einsatz am Sonntag beim 1. FC Köln (ab 17:30 Uhr live auf Sky) fraglich ist. "Wir haben noch keine genaue Diagnose", so der RB-Coach nach dem Auslaufen am Mittwoch.

Der 21-jährige Werner kämpfte zwischendurch vergeblich mit Ohrenstöpsel gegen den Höllenlärm an. Die ärztliche Untersuchung soll Aufschluss geben, ob der Nationalspieler nach den vielen Einsätzen nicht auch unter Überanstrengung litt. "Er hat zuletzt sehr viel gespielt, das kann der Grund für seine Probleme sein", sagte Hasenhüttl.

Werner ist einer der wenigen Spieler beim Vizemeister, die zuletzt nicht aus der Mannschaft rotiert wurden. Dazu kamen die Belastungen in der Nationalmannschaft. Vor der Partie in Istanbul hatte Hasenhüttl über seinen Torjäger noch gesagt: "Pausen gibt es momentan für ihn nicht. Er macht aber auch nicht den Eindruck, dass er welche bräuchte."

"Waren von der Atmosphäre überrascht"

Überfordert war jedenfalls Mittelfeldmotor Keita, der in Istanbul wegen seiner robusten Art vor einem erneuten Platzverweis stand, ehe ihn Hasenhüttl vom Feld holte (59.). "Naby war heute nicht gut. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn nicht zu bringen", gestand der Coach ein. Der zuvor angeschlagene Spieler aus Guinea sitzt bereits in der Bundesliga eine Rotsperre ab.

Für Hasenhüttl war aber auch der Höllenlärm im Stadion ein Grund für die Niederlage. "Wir waren von der Atmosphäre überrascht und konnten nicht dagegenhalten. Wir werden aber die richtigen Lehren aus diesem Spiel ziehen", sagte der Coach über das Stadion mit der weltweit lautesten Fanschar und fügte hinzu: "Wir haben jetzt das Schlimmste erlebt, was man in einem Stadion erleben kann, alles andere ist im Vergleich dazu jetzt Kindergarten." Defensivspieler Stefan Ilsanker klagte: "Man spielt nicht jedes Wochenende vor so einer Kulisse, bei der man auf fünf Metern nichts mehr hört. Die Kommunikation auf dem Platz funktionierte nicht."

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Stagnation droht

Nach der Pleite gegen die abgezockten Türken droht RB nach Jahren des sportlichen Aufstiegs erstmals eine längere Stagnation. In der Liga gehören die Sachsen aktuell schon nicht mehr zu den absoluten Top-Teams, auch in der Königsklasse wird ein Weiterkommen schwierig.

"Wir wollten nach zwei Spielen mehr Punkte haben, aber es ist noch alles offen", ordnete Torwart Peter Gulasci die Niederlage ein. In den nächsten zwei Spielen muss sich der Neuling gegen den wiedererstarkten FC Porto cleverer anstellen, sonst ist die umjubelte Premieren-Saison in der Königsklasse frühzeitig beendet.

Auch wenn sich der Vizemeister in der zweiten Halbzeit steigerte und zu deutlich mehr Spielanteilen kam, hatten einige RB-Profis auf dem hohen Niveau deutliche Anpassungsprobleme. Abwehrspieler wie Kapitän Willi Orban und Lukas Klostermann müssen sich steigern. Im Angriff wurde deutlich, dass die Torgefahr abnimmt, wenn Werner das Feld verlässt.

Passend zur Leipziger Misere war in der 59. Minute im Istanbuler Stadion wegen eines Flutlichtausfalls auch noch das Licht erloschen. Kurz zuvor hatten die Gäste die Aufholjagd gestartet. Nach der zehnminütigen Unterbrechung war Istanbul wieder auf der Höhe. "Die Pause hat dem Gegner geholfen", urteilte Hasenhüttl, ohne die Niederlage damit entschuldigen zu wollen.