Löws Startelf: Um diese Positionen wird noch gekämpft
Letzter WM-Test gegen Saudi-Arabien
08.06.2018 | 19:25 Uhr
Der endgültige deutsche WM-Kader steht seit Montag fest. Das Trainingslager in Südtirol neigt sich dem Ende. Am Freitag steigt in Leverkusen gegen Saudi-Arabien die Generalprobe für die Titelkämpfe in Russland. Sky Sport beleuchtet die letzten offenen Fragen von Bundestrainer Joachim Löw.
TOR:
Neuer muss sich Feinschliff holen
Zwei Tests gegen die U20, ein Länderspiel - das ist die Einsatz-Bilanz von Manuel Neuer seit September 2017. In Österreich feierte Neuer nach eineinhalb Jahren sein Comeback im DFB-Team. Sein Mittelfußbruch ist völlig ausgeheilt, Neuer ist fit.
Im Trainingslager in Südtirol kämpfte sich Neuer wieder an sein Topniveau heran, bis zum WM-Auftakt in zehn Tagen muss er aber noch an sich arbeiten. Zwar betonte Löw nach dem 1:2, man habe Neuer "die Pause nicht angemerkt" und sprach von einem sehr zufriedenstellenden Comeback. An den Gegentoren war Neuer schuldlos, aber er leistete sich einige Fehlpässe, die man vom 32-Jährigen nicht gewohnt ist.
Vor vier Jahren in Brasilien hatte Neuer einen großen Anteil am Titelgewinn. Er kassierte in Brasilien nur vier Gegentore und war für das DFB-Team im Achtelfinale gegen Algerien der Garant für das Weiterkommen. Mehrmals rettete er beim 2:1-Zittersieg in der Manier eines Abwehrspielers. Ob er für solche Aktionen schon wieder bereit ist, muss sich erst noch zeigen.
ABWEHR:
Wird Boateng rechtzeitig fit?
Mats Hummels, Jerome Boateng, Joshua Kimmich und Jonas Hector. Diese Vier sind eigentlich in der Abwehr gesetzt. Die Frage ist: Wird Boateng beim WM-Auftakt schon so weit sein, dass er von Beginn an spielen kann? Nach seiner Muskelverletzung im Adduktorenbereich trainiert der Bayern-Profi erst seit Dienstag wieder mit der Mannschaft. Der Test gegen Saudi-Arabien kommt wahrscheinlich noch zu früh.
Ob es für das erste Gruppenspiel gegen Mexiko reichen wird, ist offen. Niklas Süle hat sich schon in München als Boateng-Ersatz bewährt und auch beim Confed Cup gute Leistungen abgeliefert, Antonio Rüdiger hat sich beim FC Chelsea als Stammspieler durchgesetzt. Süle spielte in Österreich eine Halbzeit lang gut auf der Boateng-Position, leistete sich dann aber ebenso Fehler wir Rüdiger, der im Spielaufbau noch deutlich zulegen muss.
Hat Plattenhardt eine Chance?
Die größten Schwachstellen waren aber die Außenverteidiger-Positionen. Jonas Hector präsentierte sich defensiv und offensiv noch lange nicht in WM-Form. Der Kölner schlief bei beiden Gegentreffern. Joshua Kimmich erwischte ebenfalls einen schlechten Tag. Löw wird dennoch höchstwahrscheinlich auf beide setzen.
Aber wenn Marvin Plattenhardt gegen Saudi-Arabien eine Chance bekommt und sich aufdrängt, könnte der Berliner den Rückstand auf Hector etwas verkürzen. Seine gefährlichen Standards könnten eine zusätzliche Waffe sein.
MITTELFELD:
Der Chef im Mittelfeld ist zurück: Toni Kroos
Der Champions-League-Sieger nahm am Dienstag erstmals nach seiner verspäteten Anreise am Mannschaftstraining teil. Bei der Testspielpleite gegen Österreich (1:2) wurde Löws "absoluter Schlüsselspieler" und verlängerter Arm auf dem Spielfeld noch schmerzlich vermisst. Bei der WM-Generalprobe gegen Saudi-Arabien wird der 28-Jährige wieder in die Startformation rücken und versuchen, dem Spiel wie gewohnt seinen Stempel aufzudrücken.
An Kroos' Seite wird Sami Khedira auflaufen. Der Routinier war im Test gegen die Alpenrepublik noch einer der wenigen Lichtblicke im Spiel der Löw-Truppe. Gegen Saudi-Arabien soll sich das Weltmeister-Duo jetzt die nötige Abstimmung für die WM holen.
Der Leidtragende ist Ilkay Gündogan. Der Profi von Manchester City lieferte gegen Österreich eine mehr als dürftige Leistung ab und steht wegen des umstrittenen Treffens mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan weiter in der Kritik. Er wird auf der harten Ersatzbank Platz nehmen müssen.
Hält Reus Draxler auf Distanz? Wird Özil fit?
Bleibt die Frage, wer auf der linken offensiven Seite zum Einsatz kommt? Sowohl gegen Saudi-Arabien als auch bei der WM. Die Kandidaten: Marco Reus und Julian Draxler. Beide Flügelflitzer genießen bei Löw eine hohe Wertschätzung. So bezeichnete er Reus jüngst als "Rakete" und als "Spieler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten."
Doch sein Rivale ist im Kampfmodus. "Ich werde versuchen, dem Trainer zu zeigen, dass ich eine große Hilfe für die Mannschaft sein kann", sagte Draxler im Trainingslager.
"Julian Draxler hat einen guten Confed Cup gespielt und da große Fortschritte gemacht", bemerkte Löw. Reus scheint die Nase aktuell einen Hauch vorne zu haben, aber der Bundestrainer ist ja immer für eine Überraschung gut - wie die Nichtnominierung von Leroy Sane jüngst bewies.
Unter Umständen könnten sogar beide auf dem Platz stehen. Denn: Mesut Özil laboriert an einer Knieprellung, die er sich im Test gegen Österreich zugezogen hat. Zwar konnte Özil am Donnerstag wieder dosiert am Mannschaftstraining teilnehmen, aber die Partie gegen Saudi-Arabien kommt noch zu früh. Ob es für den WM-Auftakt gegen Mexiko reichen wird, ist derzeit noch offen. Sollte er zum WM-Start nicht fit sein, könnte Draxler auf die Zehn rücken und Reus eben auf der linken Seite zum Einsatz kommen.
STURM:
Im Sturmzentrum ist Timo Werner zunächst ohne Wenn und Aber gesetzt. Er wird gegen Saudi-Arabien und auch zum WM-Auftakt gegen Mexiko in der Startelf stehen.
Allerdings ist es für den 22-Jährigen die erste Teilnahme bei einer WM. Daher lauten die großen Fragen: Kann der Leipziger Torjäger dem Druck auf diesem Niveau standhalten? Und: Kann er während des gesamten Turniers eine konstante Top-Leistung abrufen?
Falls nicht, könnte die Stunde von Mario Gomez schlagen - aber erst dann.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Deutschland: Neuer/Bayern München (32 Jahre/75 Länderspiele) - Kimmich/Bayern München (23/28), Rüdiger/FC Chelsea (25/24), Hummels/Bayern München (29/63), Hector/1. FC Köln (28/37) - Khedira/Juventus Turin (31/74), Kroos/Real Madrid (28/82) - Müller/Bayern München (28/90), Draxler/Paris St. Germain (24/43), Reus/Borussia Dortmund (29/30) - Werner/RB Leipzig (22/13). - Trainer: Löw
Saudi Arabien: Al-Mosaileem/Al-Ahli Dschidda (34/32) - Al-Shahrani/Al-Hilal Riad (26/37), Osama Hawsawi/Al-Hilal Riad (34/127), Othman/Al-Nassr Riad (32/27), Al-Harbi/Al-Ahli Dschidda (30/40) - Otayf/Al-Hilal Riad (25/17), Al-Jassim/Al-Ahli Dschidda (33/127) - Al-Muwallad/UD Levante (23/45), Al-Shehri/CD Leganes (27/53), Al-Dawsari/Al-Hilal Riad (26/34) - Al-Sahlawi/Al-Nassr Riad (31/41). - Trainer: Pizzi