Matthäus: Klinsmann ist absolut kein Teamplayer
12.02.2020 | 17:09 Uhr
Der Rücktritt von Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC schlägt hohe Wellen. Sein ehemaliger Teamkollege beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft Lothar Matthäus hält die Entscheidung und deren Folgen für "sehr brisant".
"Jürgen ist ein Machtmensch, der alles oder nichts spielt", beschreibt Matthäus seinen langjährigen Teamkollegen im Gespräch mit Sky Sport News HD. Klinsmann sei absolut kein Teamplayer und, "wie viele Mittelstürmer, egoistisch gewesen in seiner Laufbahn."
Auf der anderen Seite sei der 55-Jährige aber auch ein Macher, der Hertha BSC auf eine neues Level hatte haben wollen. "Er hat für die Zukunft von einem Weltklub gesprochen, wie Berlin ihn braucht. Die Möglichkeiten wären da gewesen, auch durch die finanziellen Mittel", sagt Matthäus. Allerdings schlage Klinsmann bei seinen Projekten ein sehr hohes Tempo an. "Vielleicht ist es ihm zu langsam gegangen. Vielleicht hat er gemerkt, dass er das nicht umsetzen kann."
Matthäus bedauert das prompte Ende von Klinsmanns Engagements bei der Hertha: "Als Trainer hat er in Berlin ein Zeichen gesetzt, mit ihm als Gesicht. Das hätte meiner Meinung nach auch über längere Zeit gut zusammengepasst. [...] Er war nicht nur für die Hertha wichtig, sondern auch für die Bundesliga-Strahlkraft über die Grenzen hinaus."
Nun stehen die Berliner vor dem Scherbenhaufen, den Klinsmann hinterlässt. Die Interimslösung heißt erstmal Alexander Nouri. "Der nächste Trainer muss mit den Spielern arbeiten, die unter Klinsmann verpflichtet wurden. 70 Millionen Euro plus/minus ist ein Haufen Geld", so Matthäus.
Der Sky Experte stellt zudem in Frage, ob es für Klinsmann als Aufsichtsratsmitglied bei der Hertha weitergehen kann. "Ob das noch zusammenfindet und noch funktioniert in der Zukunft, da bin ich gespannt. Ich weiß nicht, was das für einen Nachgeschmack hat."
Einen Nachgeschmack werde der unrühmliche Abgang definitiv in der Bundesliga hinterlassen. "Die Vereine schauen sich das genau an", glaubt Matthäus: "Aber wenn man nach zehn Wochen hinschmeißt, ist der Namen Klinsmann bei manchen Vereinen sicher eine Schublade tiefer gerutscht."