Zwischenmenschliche Probleme als Hauptgrund?
29.09.2017 | 11:44 Uhr
Die 0:3-Klatsche bei Paris St. Germain war den Bossen des FC Bayern zuviel. Nach etwas mehr als einem Jahr musste Carlo Ancelotti gehen. Waren am Ende nur die schwachen Ergebnisse der Grund für die Trennung? Sky Experte Lothar Matthäus ist sich sicher, dass andere Faktoren eine größere Rolle bei der Demission spielten.
"Die Leistungen unserer Mannschaft seit Saisonbeginn entsprachen nicht den Erwartungen, die wir an sie stellen", wird Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge in der offiziellen Pressemitteilung des FC Bayern zu den Gründen der Entlassung von Carlo Ancelotti zitiert.
Für Sky Experte und Bayern-Kenner Lothar Matthäus waren die durchwachsenen Ergebnisse aber nicht das Hauptproblem. "Der größere Grund für die Trennung war, dass einige Spieler, die Großes geleistet haben für den FC Bayern, einfach mit Ancelotti nicht klarkamen", mutmaßt Matthäus.
"Und Ancelotti wahrscheinlich mit ihnen auch nicht, denn es hat sich in den letzten Wochen herauskristallisiert, dass etwas zwischen der Mannschaft und dem Trainer nicht gestimmt hat." Diese These deckt sich mit Aussagen von Uli Hoeneß, der sich in einem Radio-Interviews zur Entlassung äußerte.
Vor allem die Aufstellung beim Knaller in Paris stört den ehemaligen Weltfußballer. "Das hat natürlich für Gesprächsstoff gesorgt. Für mich war das eigentlich schon eine kleine Provokation. Er hat eine meiner Meinung nach falsche Taktik ausprobiert, mit der keiner gerechnet hat".
Beim französischen Vizemeister, der vor der Saison mit Neymar und Kylian Mbappe massiv aufrüstete, ließ Ancelotti unter anderem Mats Hummels, Arjen Robben und Franck Ribery auf der Bank. Jerome Boateng musste sogar auf die Tribüne. Für Matthäus ein Unding:
"Der FC Bayern musste sich in dieser Saison neu aufstellen, da mit Philipp Lahm und Xabi Alonso zwei Alphatiere gegangen sind. Zudem fehlt Manuel Neuer verletzt", führt der Rekordnationalspieler aus.
"Wenn man dann die Gesichter des FC Bayern in einem so wichtigen Spiel in Paris nicht von Anfang an spielen lässt, kann man schon von einem Problem zwischen Trainer und vielen Spielern sprechen."
Die Entlassung sei die logische Konsequenz. "Wenn man die Mannschaft nicht hinter sich bekommt - vor allem Spieler mit einer großen Geschichte beim FC Bayern - wird es natürlich schwer, wenn die Ergebnisse nicht stimmen", erklärt Matthäus.
Neben taktischen Fehlern und zwischenmenschlichen Problemen zwischen Trainer und Stars, ärgert Matthäus noch ein weiterer Punkt bei Ancelotti.
"Der neue Trainer muss unbedingt deutsch sprechen. Ancelotti und Guardiola haben es versucht und zu Beginn die Pressekonferenzen auf Deutsch abgehalten, sind aber mit der Zeit auf Englisch umgeschwenkt", analysiert der Sky Experte.
"Das war auch ein Zeichen, dass sie nicht tausendprozentig hinter dem Verein stehen, weil man in eineinhalb Jahren die Sprache nicht gelernt hat!"
Ancelotti selbst hat sich noch nicht zu seinem Rauswurf geäußert, kündigte gegenüber Sky Sport aber zeitnah ein Statement an.