"Vielleicht ist das Flicks Vorteil"
21.10.2024 | 21:39 Uhr
Lothar Matthäus erklärt in seiner Kolumne, was Hansi Flick beim FC Barcelona genauso macht wie zuvor beim FC Bayern. Der Sky Experte blickt auch auf die Spiele der anderen deutschen Mannschaften und schätzt die Chancen der Bundesliga-Teams ein.
Der FC Barcelona ist mit Hansi Flick sehr gut in die Saison gestartet. Das freut mich für Hansi, auch wenn die Niederlage in der Champions League in Monaco den Katalanen genauso schmerzen dürfte wie dem FC Bayern das 0:1 bei Aston Villa.
Hansi und ich telefonieren nicht jeden Tag, aber wir haben Kontakt. Vor dem Spiel gegen Bayern habe ich ihn aber natürlich in Ruhe gelassen. Ich bin überzeugt, dass Hansi sich auf das Spiel freut - ganz ohne Rachegelüste. Er hatte eine schöne Zeit in München und ohne seine Erfolge mit dem FC Bayern wäre er vielleicht gar nicht bei Barcelona gelandet.
Barcas DNA entspricht Flicks Spielidee: Dominanz. Das war bei Bayern München und in der Nationalmannschaft so, und genauso ist es in Barcelona.
Vielleicht ist das Flicks Vorteil, dass er jetzt wieder tagtäglich mit der Mannschaft arbeiten und seine Spielidee im Training umsetzen kann. Hansi ist jemand, der viel von seinen Spielern fordert. Er hat einen starken Kader mit erfahrenen und vielen jungen Leuten, mit denen er sehr gerne arbeitet.
Er muss den Spielern nicht zeigen, wie sie den Ball zu stoppen, zu passen oder zu schießen haben. Das wissen sie selbst. Als Trainer musst du die Spieler vor allem im Kopf erreichen, sie verstehen. Das macht aber nicht nur Hansi. Vincent Kompany oder Xabi Alonso sind ebenfalls Trainer, die ihre Spieler mitnehmen. Und Pep Guardiola, Ottmar Hitzfeld und Udo Lattek waren auch Spielerversteher.
Ich war beim 4:0 der Bayern gegen Stuttgart und habe mir Barcas 5:1 gegen Sevilla angesehen. Die Herangehensweise ist gleich: viel Ballbesitz, frühes Pressing, hoher Ballgewinn. Beide verfügen über eine sehr hohe Qualität in der Mannschaft und haben mit Robert Lewandowski sowie Harry Kane jeweils einen erfahrenen Stürmer.
Beide Teams hatten zuletzt nach Ballverlusten und dem Überspielen der ersten Pressing-Linie Probleme. Bayerns Restverteidigung hat gegen Stuttgart aber schon wesentlich besser funktioniert als in den Spielen zuvor. Es wird darauf ankommen, wer weniger Fehler macht.
Vieles deutet auf ein Unentschieden hin, ich erwarte eher ein 2:2 als ein 0:0.
Wie schon unter Edin Terzic zeigt der BVB auch unter Nuri Sahin zwei Gesichter: Rumpelfußball und Zittersiege in der Bundesliga, aber in der Champions League haben sie bisher gut performt. Allerdings waren die Spiele in Brügge und gegen Celtic nicht die Gradmesser, um zu sagen, dass der BVB sich direkt für die K.o.-Runde qualifizieren wird.
Real ist der erste echte Prüfstein, Dortmund ist in Madrid Außenseiter, aber wenn alles funktioniert und sie die nötige Leidenschaft und Gier zeigen, hat der BVB zumindest eine Chance, nicht zu verlieren.
Juventus ist in der Serie A noch ungeschlagen. Das neue Juve unter Trainer Thiago Motta ist nicht zu vergleichen mit dem der vergangenen drei, vier Jahre. Stuttgart ist in Turin Außenseiter, ähnlich wie Dortmund in Madrid.
Leipzig hat in der Bundesliga erst zwei Gegentore kassiert. Vorne haben sie zwar viele Chancen ausgelassen und erst elf Tore erzielt, aber wenn du hinten sicher stehst, reicht manchmal ein Treffer, um drei Punkte zu holen. Leipzig ist nach der Last-Minute-Niederlage bei Atletico Madrid auf einem guten Weg. Liverpool führt mit dem neuen Trainer Arne Slot die Premier League an und hat in acht Spielen erst drei Gegentore hinnehmen müssen.
Ich rechne mit einem Remis.
Die Franzosen haben nach zwei Siegen viel Selbstvertrauen und eine gute Athletik in ihrer Mannschaft, aber Leverkusen ist auch mit zwei Siegen gestartet und hat sich in der Bundesliga stabilisiert. Dennoch ist Bayer gewarnt und wird Brest auf keinen Fall unterschätzen.
Ich tippe auf einen Leverkusener Sieg.
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