Lothar Matthäus Kolumne über Thomas Müller und Borussia Dortmund

"Darauf kommt es für den BVB in Mailand an"

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

Lothar Matthäus versetzt sich in seiner Kolumne in die Situation von Thomas Müller beim FC Bayern und erinnert sich an seinen Abschied aus München. Bei Borussia Dortmund vermisst der Sky Experte Führungspersönlichkeiten auf dem Platz und erklärt, worauf es in den Wochen der Wahrheit ankommt.

An der Tabellenspitze setzen Bayer Leverkusen und der FC Bayern ihre Erfolgsserien fort. Dass zwei Mannschaften in den ersten zwölf Spielen so performen wie Bayer und Bayern, ich glaube, so etwas hat es noch nie gegeben.

Beide wissen, dass sie sich keinen Ausrutscher erlauben dürfen, und ich glaube, dass Thomas Tuchel auch deshalb beim Stand von 1:0 in Köln nicht gewechselt hat. Es gab die Diskussion, warum er Thomas Müller nicht gebracht hat, aber Tuchel hat wahrscheinlich gedacht, dass er mit Choupo-Moting einen Spieler auf dem Feld hat, der bei Standards des Gegners mit seiner Körpergröße einen Vorteil gegenüber Müller hat, um im eigenen Strafraum zu verteidigen.

Müller bei Bayern: ein schleichender Abgang

Müllers Situation sieht nach einem schleichenden Abgang aus. Alles, was zu dem Thema von Bayernseite kommt, entspricht nicht dem, was wir Woche für Woche sehen. Wenn Musiala zurückkommt, ist er auf dieser Position im Mittelfeld gesetzt. Es ist klar, dass auch Kane, Sane und Coman oder Gnabry spielen. In Köln hat Choupo-Moting den Vorzug vor Müller bekommen - und erst dann kommt irgendwann Müller.

Ich weiß nicht, wie Thomas im Training performt, aber wenn er spielt, fällt er zumindest nicht ab und bringt seine Leistung. Es ist schwierig, mit dieser Situation umzugehen und es ist schwierig, mit dieser Situation zufrieden zu sein.

Unter den Fans wird dieses Thema natürlich diskutiert, aber Thomas Tuchel muss nach bestem Wissen und Gewissen aufstellen. Müller hat aufgrund seiner Verdienste für den Verein einen Bonus, aber dieser reicht nicht dazu aus, das Vertrauen des Trainers zu bekommen, um der Mannschaft häufiger von Beginn an oder überhaupt zu helfen.

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Bayern-Trainer Thomas Tuchel zur Zukunft von Thomas Müller.

Thema Müller wird bei Freund auf dem Tisch liegen

Was Müllers Zukunft beim FC Bayern angeht, ist die Frage, was Thomas will. Gibt er sich damit zufrieden, dass er nur noch Teilzeitarbeiter ist oder auch mal gar nicht spielt? Dieses Thema wird in den nächsten Wochen bei Christoph Freund auf dem Tisch liegen.

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass Thomas aufhören und sich jetzt schon an den Schreibtisch setzen will. Dafür spielt er zu gerne Fußball.

Bei Bayern München wird er aber nicht mehr die Einsatzminuten bekommen, die er noch vor zwei Jahren bekommen hat. Wenn er sich zutraut, wie vor zwei Jahren von Anfang an zu spielen, dann muss er den Verein wechseln. Das muss man offen sagen.

Dass Müller den FC Bayern verlässt, ist schwer vorstellbar, aber man konnte sich auch nicht vorstellen, dass Harry Kane nach München wechselt, wenngleich Kane drei Jahre jünger ist.

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Warum nicht noch etwas Neues ausprobieren?

Müller ist in München verwurzelt, aber vielleicht kann er sich eine neue Lebenserfahrung, zum Beispiel in Nordamerika, vorstellen? Ich selbst habe nicht so lange bei Bayern gespielt wie Thomas, aber ich wollte damals noch nicht aufhören und etwas Neues ausprobieren und bin im Jahr 2000 in die USA gewechselt. Ich hatte noch eineinhalb Jahre Vertrag in München, aber ich bin weggegangen, weil ich vom Kopf nicht mehr bereit war für die Bundesliga. Ich weiß nicht, wie bereit Thomas ist.

Wenn er damit zufrieden ist, dass er nur noch ab und zu zum Einsatz kommt und der Verein dies klar nach außen kommuniziert, ist es für alle Seiten okay.

Dass der FC Bayern ihm in Aussicht stellt, nach seiner Karriere als Profi in anderer Funktion weiterarbeiten zu können, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Das ist sowieso in Stein gemeißelt.

Das müsste Sammer in Dortmund machen

Mit dem Sieg gegen Mönchengladbach kann Borussia Dortmund etwas selbstsicherer in die wichtigen Spiele der kommenden Tage und Wochen gehen, aber von diesem 4:2-Erfolg darf und wird man sich nicht blenden lassen.

Auch eine Mannschaft wie Gladbach, die wahrscheinlich nicht um die internationalen Plätze spielen wird, hat Dortmund Probleme bereitet, und es hätte um ein Haar sogar zwischenzeitlich 0:3 gestanden. Die Borussia hat eine gute Reaktion gezeigt, vier Tore geschossen, aber das ist für mich noch lange nicht der BVB, wie ich ihn mir vorstelle.

Wenn man in die Gesichter der Verantwortlichen auf der Tribüne geblickt hat, sahen Hans-Joachim Watzke und Matthias Sammer unzufrieden aus.

Edin Terzic hat es bisher nicht hinbekommen, die Mannschaft in der Defensive zu stabilisieren. Terzic und Sportvorstand Sebastian Kehl sind für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich, Sammer müsste ihr Flüsterer sein. Matthias kennt sich im Fußball aus, aber ich weiß nicht, warum er keinen Einfluss auf die Kaderzusammenstellung genommen hat. Neben den drei Innenverteidigern hat man mit Benesbaini, Wolf und Ryerson drei Außenverteidiger - aber haben sie die Qualität, die ein Guerreiro hatte?

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Dortmund fehlt es an Führungspersönlichkeiten

Mit sechs Spielern für vier Positionen ist die Abwehr zu dünn aufgestellt, das habe ich vor drei Monaten schon gesagt. Außerdem fehlt es an Führungspersönlichkeiten.

Wenn es läuft, sind alle Anführer, aber wo sind Mats Hummels, Marco Reus und Emre Can, wenn es nicht läuft? Keiner ist von seinen Leistungen her stabil genug, um die Mannschaft mitzureißen. Süle hat mit sich selbst zu kämpfen, Schlotterbeck ist nicht in der Form wie man es sich wünscht. Der Einzige, der konstant seine Leistung bringt, ist Gregor Kobel im Tor.

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Borussia Dortmund läuft laut Sky-Experte Lothar Matthäus aktuell den eigenen hohen Ansprüchen hinterher. Zwar gewinnt der BVB das Borussen-Duell gegen Gladbach mit 4:2, liegt aber erst 0:2 hinten. Die Champions League sei in Gefahr.

Diese Qualitäten muss der BVB in den Wochen der Wahrheit zeigen

Vielleicht wird das intern angesprochen, aber mein Eindruck ist: Wenn es gewackelt hat, wie gegen Bayern oder in Stuttgart, war niemand da, der lauter oder emotionaler wurde. Es ist wichtig, dass zwei, drei Spieler vom Trainer auch nach außen hin so gestärkt werden und man erkennt, dass sie ihre Teamkollegen mitziehen und für Zusammenhalt im Team sorgen.

In den richtungweisenden Spielen in Mailand, Leverkusen, im Pokal in Stuttgart und gegen Leipzig kommt es auf mannschaftliche Geschlossenheit an. Die Mannschaft muss gut abgestimmt sein und kompakt stehen, wenn dann noch Spielfreude und ein gutes Miteinander dazukommen, sind die wichtigsten Voraussetzungen erfüllt, um erfolgreich zu sein.

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