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Lothar Matthäus: Salihamidzic muss sich erst noch beweisen

Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner neuen Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. Dieses Mal spricht er über Schalke 04 und Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Der FC Schalke 04 hat das das Derby gegen Borussia Dortmund mit 1:2 verloren und ist nun nach 14 Spieltagen 22 Punkte hinter dem großen Rivalen und nur drei Zähler vom Relegations-Platz entfernt.

Auch wenn es dem Schalker Fan am allermeisten wehtut: Das Revierderby vor eigenem Publikum zu verlieren kann man gegen den BVB in dieser Verfassung verlieren. Das haben die meisten Gegner in dieser Saison getan und das werden noch viele andere erleben. Dortmund ist aktuell einfach das beste deutsche Team.

Schalke kann Negativtrend nicht stoppen

Die Frage ist allerdings, wie man solch ein Spiel verliert. Und darin liegt die große Enttäuschung von Schalke. Da ist sehr wenig an spielerischem Element zu erkennen, das sieht einfach nicht nach modernem Fußball aus.

Im Grunde hat sich nicht viel zur Vorsaison geändert. Der große Unterschied ist nur: Sie holen keine Punkte. Die Spielweise war auch in der letzten Saison nicht überzeugend oder attraktiv. Vor einem Jahr hat Königsblau sehr davon profitiert, dass viele in der Liga geschwächelt haben. Es lag daher nicht unbedingt an der Schalker Stärke, dass sie Vizemeister geworden sind. Auch wenn man diese Leistung nicht schmälern darf, so hätte man die vergangene Saison viel kritischer analysieren müssen.

Die meisten Siege haben sie durch gute Standards und eine stabile Defensive für sich entschieden. Dies hat dazu geführt, dass mit jedem Sieg ein positiver Selbstläufer entstanden ist. Und genau so geht es jetzt in die andere Richtung. Nachdem sie die ersten fünf Spiele verloren haben, ist es den Schalkern bis heute nicht gelungen, diesen Negativtrend zu stoppen.

Schalkes Transfers funktionieren nicht

Viele Transfers funktionieren überhaupt nicht. Wieso ist das so? Diese Frage muss sich Christian Heidel, aber auch Domenico Tedesco gefallen lassen. Nehmen wir einmal Sebastian Rudy und Mark Uth. Das sind zwei überdurchschnittlich gute Bundesliga-Spieler, die bei ihren vorherigen Clubs teilweise sehr gut funktioniert haben.

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Uth war in seiner letzten Saison bei Hoffenheim der beste deutsche Stürmer mit 14 Treffern. Rudy hat das Mittelfeld sowohl in Hoffenheim gelenkt, als auch bei Bayern und in der Nationalmannschaft gute Spiele abgeliefert. Auf Schalke können sie ihre Klasse bisher überhaupt nicht unter Beweis stellen. Man hat Spieler gekauft, die unter anderen Trainern und mit anderen Mitspielern und Spielsystemen Woche für Woche abgeliefert haben.

Aber es sind offensichtlich Spieler, die nicht zur Philosophie und Spielweise von Tedesco passen. Sie haben unter Heynckes, Nagelsmann oder Löw sehr gut gespielt. Zum einen ist die Ausrichtung dieser Trainer offensiv und kreativ, zum anderen hatten sie bei diesen Mannschaften spielstärkere Mannschaftskollegen.

Darf sich nicht blenden lassen

Ich finde den Kader von S04 eigentlich ganz gut. Bentaleb hat überragende technische Fähigkeiten, aber er bringt sie nicht so oft auf den Platz wie es die Mannschaft nötig hätte. Caligiuri, Sané und Burgstaller machen ihre Sachen teilweise ordentlich, aber auch nicht mehr. Embolo hat sicher großes Potenzial, aber leider auch viel Verletzungspech.

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Man fragt sich schon lange: Passen die vielen gekauften Spieler wirklich zu Schalke? Serdar kam für circa zehn Millionen und spielt kaum. Oczipka war in Frankfurt klasse, bei Schalke überhaupt nicht. Di Santo fällt eher durch Diskussionen mit dem Trainer als durch Tore auf. Heidel hat mit Kehrer, Sané und Co. gut verkauft und viel Geld eingenommen. Trotz hoher Transfer-Ausgaben konnten diese Spieler nicht annähernd ersetzt werden. Vor allem im spielerischen Bereich.

Natürlich kann man sagen, dass man im DFB-Pokal, wenn auch sehr glücklich, in der nächsten Runde steht und das Achtelfinale in der Champions League erreicht hat. Aber damit würde man sich blenden. Die Gruppe mit Galatasaray und Lok. Moskau war schwach und der Pokal ist nur ein Erfolg, wenn man ihn gewinnt.

Schalke braucht einen sportlichen Berater

Es wundert mich nicht, dass Schalke-Chef Clemens Tönnies möglicherweise darüber nachdenkt, einen Fußball-Fachmann zu integrieren, der den sportlich Verantwortlichen unterstützend zur Seite steht. Nach dem Vorbild vieler Klubs in der Liga fände ich es gut für Schalke, wenn sie jemanden beratend hinzunähmen, der ein Schalker Herz hat, den Blick für das Spiel mitbringt und die Seele des Vereins und der Fans versteht.

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Wenn ich mich in die Lage des Schalker Trainers versetzen würde, fände ich Olaf Thon als regelmäßigen Gesprächspartner ideal. Er war auf dem Platz ein Denker und Lenker, ist immer noch mit dem Verein verbunden, hat zu Fans und den Bossen einen guten Draht und würde sich für diese Aufgabe garantiert zerreißen.

Auch Christoph Metzelder könnte diesem großen Verein durch seine Expertise weiterhelfen. Christoph wäre jemand, der durch sein wirtschaftliches Knowhow, seine langjährige sportliche Erfahrung und sein Netzwerk positive Impulse beitragen könnte.

Salihamidzic muss man Zeit geben

Es muss ja nicht nur ein Berater sein. Ich bin ein großer Befürworter davon, ehemalige Ikonen des Klubs einzubinden. Man sieht das bei Werder Bremen mit Frank Baumann und Marco Bode. Der Nachwuchs des VfB Stuttgart profitiert ungemein vom Wissen eines Thomas Hitzlsperger. In Dortmund arbeiten mit Michael Zorc, Sebastian Kehl und Matthias Sammer gleich drei der besten Spieler der Vereinsgeschichte eng zusammen.

Jeder hat einen anderen Blickwinkel, eigene Gedanken, Visionen und Ideen. Am Ende profitiert der Verein. Das beste Beispiel ist der FC Bayern. Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge führen diesen Verein seit Jahren auf allerhöchstem Niveau, waren schon Legenden auf dem Platz. Mit Hasan Salihamidzic ist nun ein weiterer Ex-Spieler in der Verantwortung. Ich hoffe, dass er die Zeit bekommt, um zu beweisen, dass er Wertvolles für den Verein beitragen kann.

Salihamidzic-Aussage eher unglücklich

Er hat in einem Interview mit der Welt am Sonntag gesagt, er habe bereits jetzt mehr bewegt als seine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit. Ob das wirklich so ist, sei dahingestellt. Die Aussage an sich ist in meinen Augen wieder einmal unglücklich und könnte am Ende mehr schaden als helfen.

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Vielleicht wollte er einfach Stärke demonstrieren und ein Machtwort sprechen. Allerdings muss er den Beweis noch antreten, wirklich mehr für Bayern geleistet zu haben, als Christian Nerlinger oder Matthias Sammer. Rein sportlich ist dies nämlich noch nicht der Fall.

Nerlinger stand als Sportdirektor zweimal im Champions-League-Finale und Sammer hat mit den Bayern das Triple geholt. Die letzte Saison wurde dank Jupp Heynckes wenigstens mit der Meisterschaft einigermaßen gerettet. Hasan ist ein unglaublich fleißiger Arbeiter und ich drücke ihm die Daumen, dass seine Aussage in Zukunft durch Erfolge untermauert wird.

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