Dahoud beim BVB: Ein Missverständnis mit Ablaufdatum?
15.04.2020 | 15:53 Uhr
Einst mit bestem Ruf und hohen Erwartungen zum BVB gewechselt, befand sich Mahmoud Dahoud in Dortmund zuletzt auf dem Abstellgleis. Wo liegt das Problem und was passiert mit ihm im Sommer?
Borussia Dortmund und Mahmoud Dahoud - das ist bislang keine Erfolgsgeschichte. Seit Sommer 2017 wartet der 24-Jährige vergeblich auf seinen Durchbruch bei Schwarz-Gelb - und ist Stand heute am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen.
In Gladbach für seine Wahnsinns-Laufleistungen, genialen Pässe und Dribblings gefeiert, ist der gebürtige Syrer ausgerechnet unter seinem alten Gladbach-Coach und Förderer Lucien Favre zum Bankdrücker avanciert. Von regelmäßigen Einsätzen und einem Stammplatz im zentralen Mittelfeld der Dortmunder ist Dahoud weiter entfernt als jemals zuvor.
Keine guten Aussichten und eine frustrierende Situation für Dahoud. Bereits im Winter gab es Abgangsgerüchte - auch jetzt hört man aus der Dortmunder Umfeld, dass er ein Abgangskandidat sei. Wechselt er wirklich bereits im Sommer?
Der BVB will ihn nach Sky Informationen nicht verkaufen und auch Dahouds Berater Reza Fazeli stellt bei Sky klar: "Es entbehrt jeder Grundlage. Mo will nicht wechseln. Er will bei Dortmund bleiben und sich durchbeißen. Aktuell gib es keine Pläne den BVB zu verlassen."
Dennoch sind die Zahlen teils erschreckend: In der aktuellen Bundesliga-Saison schaffte es die Nummer Acht gerade mal neunmal auf den Platz. Sechsmal davon wurde Dahoud nur eingewechselt. Insgesamt kommt der Rechtsfuß daher auf lediglich 294 Spielminuten.
Vor allem seit der Winterpause hat sich die Lage für Dahoud abermals verschärft: In der Rückrunde wurde er nur dreimal eingewechselt - mit durchschnittlich 15 Minuten auf dem Feld. Teils verzichtete Favre sogar im Kader auf ihn. Kurzum: Viel zu wenig für einen ehemaligen Stammspieler U21-Nationalmannschaft - und einen Profi, für den der BVB damals stolze 12 Millionen Euro nach Gladbach überwiesen hat.
Dem Vernehmen nach ist Coach Favre grundsätzlich von den Qualitäten Dahouds überzeugt. Dessen immenses Talent ist ebenfalls unbestritten. Woran hapert es also in Dortmund? Worin besteht das Missverständnis?
Zum einen bringt Dahoud schlichtweg keine konstanten Leistungen. In den seltensten Fällen gelingt es dem 24-Jährigen beim BVB, zwei oder mehr Spiele hintereinander eine ordentliche Performance aufzufahren. Der Ex-Gladbacher gleicht einer Wundertüte, die je nach Tagesform von genialen Lichtblicken bis hin zum Totalausfall alles beinhalten kann.
Auch innerhalb einer Partie leidet das Spiel von Dahoud unter extremen Schwankungen. Einem guten Pass folgt prompt ein Pass ins Niemandsland. Viele Dribblings führen zum Ballverlust. Das immer wieder aufblitzende Potenzial erstickt in einer auffällig hohen Fehlerquote.
Ein weiterer Grund: Im Spiel gegen den Ball ist Dahoud schwächer aufgestellt als Emre Can, Axel Witsel und Thomas Delaney. Auch aus taktischen Gesichtspunkten zieht der Ex-Gladbacher daher öfter den kürzeren. Im 3-4-3 bekommt klar Julian Brandt den Vorzug.
Dahoud hat es in seinen zweieinhalb Spielzeiten nie über den Status des verheißungsvollen Talents hinaus geschafft. Der fest einkalkulierte Sprung aufs nächste Level blieb aus - auch bei verletzten Stammspielern oder nach dem Weggang von Julian Weigl. Mit der Verpflichtung von Trainer Lucien Favre dürften Zorc & Co. auf eine letzte Chance und den entscheidenden Impuls gehofft haben, um vielleicht doch noch mehr aus dem Mittelfeld-Profi herauszukitzeln. Doch die Leistungsexplosion blieb aus. Dahoud steckt im Mittelmaß fest.
Nicht zuletzt ist der BVB mit Can, Witsel und Delaney im zentralen Mittelfeld schlichtweg hochkarätig besetzt. Vor allem seit der Can-Verpflichtung sind die Aussichten auf regelmäßige Einsatzzeiten und Chancen, sich zu etablieren für Dahoud dramatisch gesunken. Trotz des Weigl-Abgangs Richtung Benfica ist er die vierte, nimmt man Raphael Guerreiro, der die Position ebenfalls bekleiden kann, dazu, sogar die fünfte Wahl.
Dahouds Marktwert bei KPMG ist alleine seit Januar 2019 von 20,1 Millionen Euro auf aktuell nur noch 13,9 Millionen Euro (Stand 12. Februar) gefallen.
Sollte die Bundesliga also in Kürze fortgesetzt werden, wird jede Minute für Dahoud umso wichtiger und eine wichtige Chance sein, Werbung in eigener Sache zu machen. Beim BVB, oder aber um sich perspektivisch bei anderen Vereinen in der Zukunft attraktiver zu machen.