Matthäus: Aktuell kann nur Wenger auf Kovac folgen

Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner neuen Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen aus der Bundesliga und der Fußballwelt auf skysport.de. Dieses Mal dreht sich alles um eine eventuelle Nachfolge von Bayern-Coach Niko Kovac.

Die Krise nimmt bei Bayern einfach kein Ende. Das 3:3 gegen Düsseldorf ist ein neuer Tiefpunkt in dieser Saison. Mit neun Punkten Rückstand auf den BVB rückt die Meisterschaft in weite Ferne, selbst die Champions-League-Plätze könnten bald gefährdet sein.

Und trotzdem bin ich der Meinung, dass diese Mannschaft trainierbar ist. Momentan ist aber eine Ansammlung von Ich-AGs auf dem Feld. Jeder denkt an sich, keiner an das Kollektiv und schon gar nicht an die enttäuschten Bayern-Fans. Keiner hilft, jeder wartet darauf, dass der Nebenmann es schon richten wird.

Spieler brauchen Trainer, den sie respektieren

Dass diese Mannschaft trainierbar ist, hat Jupp Heynckes allerdings bewiesen. Die Spieler des FC Bayern brauchen einen Trainer, auf den sie aufschauen, den sie respektieren, der etwas vorzuweisen hat und der ihnen ein Konzept an die Hand gibt und sportlich und menschlich die passenden Worte findet. Es stellt sich die Frage: was davon fehlt Niko Kovac, dem jetzigen Bayern-Trainer?

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"So sehe ich das" - alle Aussagen von unserem Sky Experten gibt's nochmal hier!

Ein Fußballprofi spielt in erster Linie für sich. Aber er sollte auch für seinen Arbeitgeber und für seine treuen Anhänger spielen. Und die Spieler, die aktuell für den FC Bayern auf dem Platz stehen, und Woche für Woche enttäuschen, sollten auch daran denken, dass ihr Ansehen momentan mächtig bröckelt. Was die Spieler des FC Bayern seit längerem abliefern, ist absolut unprofessionell. Auf und neben dem Platz. James, Boateng, Lewandowski, Ribery - um nur einige zu nennen - fordern regelmäßig Respekt und Schutz von der Vereinsführung. Den kann man aber nicht einfach einfordern, den muss man sich verdienen.

Salihamidzic ist nicht zu sehen

Und gerade von diesen Spielern kommt einfach viel zu wenig bis gar nichts. Kein Herzblut, keine Leidenschaft, keine Konzentration. Im Gegenteil. Anstatt sich selbst zu hinterfragen und zu ihren Fehlern zu stehen, kritisieren die Bayern-Spieler lieber ihre Kritiker. Das beste Beispiel ist Jerome Boateng. Vor allem in diesem Fall erübrigt sich allerdings weitere Kritik. Seine "Leistungen" auf dem Platz sprechen seit Monaten eindeutig für sich. Wenn ich mich nicht täusche, hatte selbst der Präsident nach dem Spiel gegen Düsseldorf ein paar passende Worte für ihn übrig.

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Worte, die in solch schwierigen Zeiten eigentlich der Sportdirektor sprechen müsste. Es ist im Normalfall seine Aufgabe, die Mannschaft öffentlich in die Pflicht zu nehmen und wachzurütteln. Leider ist Hasan Salihamidzic immer dann nicht zu sehen, wenn es darauf ankommt. Seit Wochen ist nichts von ihm zu sehen oder zu hören. Ich frage mich, wofür man einen Sportdirektor hat, wenn dieser nicht sprechen darf? Dann kann ich mir diese Position auch sparen.

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Kovac hat das Gebilde geschwächt

Eine Stütze für den Trainer ist der aktuelle Sportdirektor leider überhaupt nicht. Hinzu kommt, dass die Spieler Kovac offensichtlich auch nicht bedingungslos vertrauen. Er hat es nicht geschafft für eine klare Hierarchie zu sorgen. Auch wenn die Bayern keinen Mittelfeld-Motor und Antreiber in ihren Reihen haben, so wären mit Neuer, Hummels, Robben, Ribery oder Lewandowski genügend Spieler vorhanden, die durch Leistungen anführen. Aber Niko wollte es allen Recht machen, hat aus Häuptlingen Indianer gemacht und somit das ganze Gebilde geschwächt.

Uli Hoeneß hat nach der wiederholten Enttäuschung gegen Düsseldorf emotionale und deutliche Worte gefunden. Er hat versichert, dass Kovac gegen Benfica noch auf der Bank sitzen darf. Vor ein paar Wochen hat er verkündet, dass er Kovac bis aufs Blut verteidigen werde und dass sich seine Meinung nicht so schnell ändert. Er wollte damit für Ruhe sorgen und hat auf bessere Ergebnisse gehofft.

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In diesem Video (1:14 Minuten) spricht Sky Experte Ewald Lienen über den Umbruch beim FC Bayern und die Einmischung von Präsident Uli Hoeneß ins operative Geschäft.

Kein geeigneter Trainer auf dem Markt - außer Wenger

Nach einigen unspektakulären Siegen hat die Mannschaft wieder auf ganzer Linie enttäuscht. Wie es aussieht, muss die Bayern-Führung nun reagieren. Ich sehe zum jetzigen Zeitpunkt keinen anderen Trainer auf dem Markt, außer Arsene Wenger, der die oben genannten Voraussetzungen mitbringt. Natürlich wäre Zinedine Zidane eine Möglichkeit. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Zidane den Feuerwehrmann in München spielt. Die Sprach-Barriere wäre in meinen Augen allerdings kein allzu großes Problem.

Auch bei Arsene Wenger sollten die Bayern, wenn sie ihn denn haben möchten, schnell reagieren. Sonst besteht die Gefahr, dass sie in München, wie in der Vergangenheit, wieder mal den Kürzeren ziehen. Sowohl bei Spielern wie Sané und de Bruyne oder bei Trainern wie Tuchel, Kopp oder Nagelsmann waren sich die Bayern uneinig oder haben zu zögerlich gehandelt. Einen solchen Fehler dürfen sie sich jetzt nicht mehr erlauben.

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