Matthäus: "BVB kommt für Bayern zum richtigen Zeitpunkt"
Matthäus-Kolumne: "So sehe ich das"
08.10.2019 | 17:22 Uhr
Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen Fußballwelt auf skysport.de. Diese Woche befasst er sich mit dem deutschen "Clasico".
Am Samstag um 18:30 Uhr (live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 1 HD) steigt das Spiel der Spiele der Bundesliga. Ich fiebere darauf hin, wie wohl die allermeisten Fans in Deutschland. 80.000 Fans im Signal Iduna Park und Millionen weltweit vor dem Fernseher freuen sich auf unseren "Clasico". Die Vorzeichen waren schon lange nicht mehr so brisant.
Es trifft die aktuelle Übermannschaft der Liga auf den angeschlagenen Riesen. Der BVB hat nicht so viel zu verlieren, wie der amtierende Deutsche Meister, denn selbst bei einer Niederlage bleibt Dortmund Tabellenführer. Aber und das weiß ich aus eigener Erfahrung: Es kommt am Samstagabend nicht irgendwer zu Besuch. Es kommt der Rekordmeister aus München, die Mannschaft mit den meisten Weltstars. Ein Team, das trotz der Krise, gespickt ist mit Weltmeistern und Champions-League-Siegern.
Von Salihamidzic fehlt ein klares Bekenntnis
Dieses Spiel kommt für die Bayern genau zum richtigen Zeitpunkt. Ein Sieg und allen Bayern-Fans wäre wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ein Lächeln, das ich vor allem bei Niko Kovac vermisse. Er ist gezeichnet von den letzten Wochen. Das sieht man vor allem bei Interviews. Seine Aussagen sind momentan nicht mehr so souverän und klar wie zu Saisonbeginn oder noch in Frankfurt. Der Bart ist länger und grauer geworden.
Viele vermissen in diesen Tagen die Rückendeckung von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge für ihren Trainer. Ich finde, es ist nicht ihre Aufgabe permanent den Chefcoach zu stärken. Das sollte der Sportdirektor tun. Und hier fehlt mir von Hasan Salihamidzic ein klares Bekenntnis. Brazzo ist kein Anfänger mehr. Er macht den Job seit über einem Jahr. Er sollte spüren, wann es an der Zeit ist, Niko auch öffentlich den Rücken zu stärken.
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Uli und Kalle haben sich wiederum durch die berühmte Pressekonferenz keinen großen Gefallen getan. Ich spreche mit vielen Bayern-Spielern und FCB-Fans. Selbst eingefleischte Anhänger dieses Vereins haben sich teilweise dafür geschämt.
Kovac hat Mannschaft noch nicht verloren
Es ist in den vergangenen Wochen vieles schlecht gelaufen bei Bayern. Und auch deshalb ist das Duell am Samstag die große Chance für meinen Ex-Klub, ein fußballerisches Machtwort zu sprechen und alle berechtigten Kritiken verstummen zu lassen. Die Spieler werden ganz anders auftreten als gegen Freiburg, Augsburg oder Berlin. Wenn sie jetzt nicht an der Ehre gepackt sind, wann dann?
Ich glaube, dass Niko seine Mannschaft noch nicht verloren hat. Wenn er wieder die richtige Ansprache findet, dann kann er das Ruder noch rumreißen. Aber dafür darf er mit seiner Mannschaft in Dortmund nicht verlieren. Dafür muss er der Offensive Automatismen und einen klaren Plan an die Hand geben, damit sie Situationen spielerisch und taktisch lösen können.
Wichtig erscheint mir auch, dass er die Rotationen anders moderiert. Er muss seinen Stamm aus 13, 14 Spielern finden, die für ihn durchs Feuer gehen und regelmäßig spielen. Es ist eben nicht jeder gleich in so einem Fußballer-Gebilde und speziell nicht beim FC Bayern. Es gibt momentan zu viele unzufriedene Spieler und der Rückhalt für den Trainer bröckelt. Auch deshalb gelangen fast täglich Interna an die Öffentlichkeit.
Bayern werden ihren Stolz auspacken
Von der Führungsriege bis zu den Ersatzspielern sind bei Bayern aktuell alle unzufrieden. Das ist beim BVB genau das Gegenteil. Hat Pulisic öffentlich gemeckert, weil er mal nicht spielt? Hat sich Götze hängen lassen, weil er wochenlang auf der Tribüne saß? Nein. In Dortmund ziehen aktuell alle an einem Strang. Und das auf allen Ebenen.
Und dann dreht man eben ein 0:2 in Leverkusen, erzielt gegen Augsburg das 4:3 in der 96. Minute oder schießt Atletico mit 4:0 aus dem Stadion. Die Bayern schaffen es momentan nicht mal gegen Freiburg, ein 1:0 über die Zeit zu retten. Aber am Samstag, wenn in Dortmund angepfiffen wird, zählt das alles nicht mehr.
Dann werden die Bayern ihren Stolz auspacken und der Fußball-Welt zeigen wollen, wer die wahre Nummer eins im deutschen Fußball ist.