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Matthäus-Kolumne: ''Erwarte Abschied von Florian Kohfeldt'' in Bremen

Matthäus kritisiert HSV scharf: "Schlechter geht’s nicht"

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. Diesmal geht es um die beiden kriselnden Nordklubs, den SV Werder Bremen und den Hamburger SV.

Der letzte Spieltag steht an und es ist gut möglich, dass es für Werder Bremen und den Hamburger Sportverein kein angenehmer wird. Wieder sieht es danach aus, als ob der nächste große Traditions-Klub absteigt. Leider sind es unzählige tolle und ehemals strahlende Klubs, die große Probleme hatten und haben. Kaiserslautern, 1860 München, Alemannia Aachen. Auch für den KSC oder Nürnberg kann es am Wochenende noch bitterer werden.

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Investoren lassen oftmals fußballerisches Know How vermissen

Bei vielen Vereinen ist es leider so, dass irgendwann jemand die Macht übernimmt, der zwar die wirtschaftlichen Möglichkeiten hat, jedoch das fußballerische Know How vermissen lässt. Zum Leidwesen der Fans und des Vereins lassen sie sich oftmals von keinem etwas sagen und treffen wichtige Entscheidungen selbst. Zu große Eitelkeiten bei zu geringer fachlicher Kompetenz, führt meistens zum Niedergang eines Fußball-Klubs.

Alle Kolumnen von Matthäus im Überblick
Alle Kolumnen von Matthäus im Überblick

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de

Viele Präsidenten und Aufsichtsrats-Vorsitzende wären gut beraten gewesen, wenn sie sich nicht nur fußballerische Erfahrung an die Seite gestellt, sondern auch auf den wertvollen Rat gehört hätten.

Ich kann mich an ein Beispiel meiner Karriere erinnern. In meiner Zeit bei Inter Mailand, hieß der damalige Präsident Ernesto Pellegrini. Ein Weltmann, mit viel Geld und großem Einfluss. Er war im besten Sinne ein Fan und Fußball-Romantiker, aber keiner, der dieses Geschäft und diese Branche von innen kannte und aufgrund dessen auch professionell beurteilen konnte.

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Aber er war so intelligent, dies zu erkennen, zu akzeptieren und sich zum Wohle des Vereins, der ihm so am Herzen lag, einen persönlichen Berater an die Seite zu holen. Und das war kein Geringerer als die italienische Inter-Legende Giacinto Facchetti. Er hat seine ganze Karriere bei Inter verbracht, trug in 18 Jahren 459 Mal das schwarz-blaue Trikot und spielte 94 Mal für Italien. Er war mehrmaliger italienischer Meister, Europapokal-Gewinner, Europameister und Vize-Weltmeister. Kurz: Eine Klub-Legende.

Werder-Klubführung mit fußballerischer Kompetenz ausgestattet

Was ich damit sagen möchte, ist, dass in Deutschland viele Oberhäupter von großen und traditionsreichen Klubs, oftmals ihre Rolle missverstehen und dem Klub damit keinen Gefallen tun.

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Auch der FC Bayern hatte Präsidenten, die nicht aus dem Fußball kamen, wie Willi O. Hoffmann oder Fritz Scherer. Die haben aber, wie der Name schon sagt, präsidiert, den Klub vertreten, aber keine Spieler gekauft, verkauft oder Trainer gefeuert und installiert. Im Gegenteil. Sie waren so schlau und haben Kalle, Uli oder Franz noch stärker gemacht als sie ohnehin schon waren. Sie haben Trainer-Legenden, wie Udo Lattek, niemals versucht etwas vorzuschreiben, oder sie öffentlich für Dinge auf dem grünen Rasen zu kritisieren.

Werder Bremen darf man nicht dazuzählen. Denn hier ist die Klubführung mit hoher fußballerischer Kompetenz ausgestattet. Frank Baumann ist Geschäftsführer Sport, Marco Bode Aufsichtsratsvorsitzender und Thomas Schaaf mischt auch mit. Allein die Drei stehen für glorreiche Werder-Zeiten mit mitreißenden Flutlicht-Nächten, Titeln und den berühmten Wundern von der Weser.

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Werder Bremen: Wie geht es mit Trainer Kohfeldt weiter?

Jetzt benötigen sie aber ein Wunder, an das nicht mehr allzu viele glauben. Und selbst wenn ihnen das Außergewöhnliche noch gelingen sollte, müssten sie noch die Relegation überstehen.

Kruse fehlt an allen Ecken und Enden

An der Kompetenz im Klub mangelt es bei diesem sympathischen Verein sicherlich nicht. In meinen Augen liegt die sportliche Schieflage eher daran, dass man verkannt hat, was für Spieler und Charaktere in dieser Saison benötigt werden. Der Erfolg der Vorsaison hat dazu geführt, dass man keine Profis verpflichtet hat, die nun in der Lage sind zu kämpfen, den Abstiegskampf so anzunehmen, wie es nötig ist.

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Qualität am Ball ist durchaus vorhanden. Aber Leader und Anführer, die man vor allem in schlechten Zeiten benötigt sowie Nervenstärke und Beißer-Mentalität, sind in dieser Werder-Mannschaft nicht vorhanden. Klar ist auch, dass Max Kruse an allen Ecken und Enden fehlt, dass Pizarro naturgemäß nicht mehr das leisten kann, was nötig wäre und allein deshalb ein Mann fehlt, der zehn bis 15 Tore garantiert.

Milot Rashica ist mit sieben Treffern ihr Toptorjäger. Damit rangiert er in der Liga auf Platz 32. Die Düsseldorfer haben Hennings mit 15 Toren, Augsburgs Niederlechner hat 13 und in Mainz hat Quaison ebenfalls 13 Tore erzielt. Damit liegen sie in den Top-Ten.

Erwarte Abschied von Kohfeldt

Ohne Knipser und regelmäßige Tore wird es natürlich schwer im Fußball und erst Recht im Bundesliga-Abstiegskampf. Es fehlen dem SVW nicht nur die vielen und wichtigen Tore, die Kruse erzielt hat. Er war eben auch derjenige, der das Team von seiner Körpersprache und seiner Art und Weise mitgezogen hat. Ein Spieler, den der Gegner nicht nur respektiert, sondern auch eine Portion Angst vor ihm hatte. Jeder wusste, dass Kruse permanent zu einem Geniestreich in der Lage ist. Geniestreiche sind von diesem Team wahrlich nicht mehr zu erwarten.

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Was ich aber sehr wohl erwarte, ohne Unruhe transportieren zu wollen, ist ein Abschied von Florian Kohfeldt am Ende der Saison. Schafft er das Unmögliche und rettet die Grün-Weißen, dann dürfte er gehen, weil es schwer vorstellbar ist, dass er nochmal die Energie aufbringt, um eventuell noch so eine Saison zu erleben.

Das Projekt dürfte dann mit einem schönen Ende beschlossen werden. Auch wenn er das nächste Werder-Wunder schreiben sollte, glaube ich, dass der Cheftrainer schweren Herzens, aber wenigstens glücklich seinen Verein verlässt.

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Sollte der Klub absteigen, sehe ich die Trennung sogar noch deutlicher als ohnehin. Die Spieler und der Trainer haben dann in den allermeisten Fällen einen kompletten Neubeginn nötig. Und wenn mich nicht alles täuscht, gibt es einige Interessenten aus der Bundesliga für Florian Kohfeldt.

Man darf auch bei einem Abstieg nicht vergessen, was er in den letzten eineinhalb Jahren geleistet hat. Dass er sehr wohl einen attraktiven und sehr ansehnlichen Fußball spielen lassen kann. Er ist ein guter Typ, kann sich hervorragend verkaufen und hat eine sehr gute Ausstrahlung.

Beim HSV denkt man permanent: Schlechter geht's nicht

In Hamburg haben nur noch die tollen Fans und das fantastische Stadion eine gute Ausstrahlung. Ansonsten erinnert maximal der Name an einen ehemals großen Klub.

Seit fünf, sechs Jahren ist es mittlerweile so, dass man permanent denkt: schlechter geht's nicht. Und dann beweisen sie einem doch noch das Gegenteil. Wenn man sarkastisch sein möchte, könnte man sagen, dass sie in dieser Saison einen Fortschritt gemacht haben.

Im letzten Jahr hatte sich der Aufstieg schon nach 33 Spieltagen erledigt. Nun könnte der einst so tolle Klub, wenigstens mit Schützenhilfe aus Bielefeld noch den Relegations-Platz erreichen. Was für ein bitteres Zeugnis für einen ehemaligen Europapokal-Sieger und sechsmaligen Deutschen Meister.

Ich frage mich schon, wieso Persönlichkeiten wie Horst Hrubesch, Manni Kaltz oder Felix Magath dort über die Jahre nicht in verantwortlichen Positionen installiert wurden.

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Der Hamburger SV hat den Aufstieg am letzten Spieltag nicht selbst in der Hand. Sky Reporter Jurek Rohrberg nennt mögliche Folgen eines Nicht-Aufstiegs (Dauer: 3:58 Min.).

Ich habe wirklich nichts gegen Marcell Jansen. Das ist ein netter Kerl. Aber ein netter Kerl, der mit 29 Jahren aufgehört hat Fußball zu spielen und nun mit 32 Präsident ist. Ich mache ihm da überhaupt keinen Vorwurf. Das ist aus seiner Sicht ja eine unglaubliche Leistung. Wer wird schon mit 32 Jahren Präsident eines der größten Fußball-Klubs des Landes?

Ist Jansen der richtige HSV-Präsident?

Aber ist das der richtige Mann auf dem richtigen Posten? Sollte da nicht mehr Erfahrung und präsidiale Ausstrahlung vorhanden sein? Jansen wäre möglicherweise besser als eine Art Sebastian Kehl des HSV aufgehoben. Als Bindeglied zwischen Trainer und Team.

Allein das Alter und die damit verbundene Ausstrahlung würden doch viel besser zur Ansprache an ein Team passen, als zum Referieren vor Aufsichtsräten. Ich bin mir auch nicht so ganz sicher, ob Dieter Hecking der richtige Mann für so einen Neuaufbau, eine Aufbruchsstimmung, einen modernen und dynamischen Fußball ist.

Dass Dieter über 20 Jahre überragende Arbeit in der Bundesliga geleistet hat, steht außer Frage. Nun muss der große, stolze Verein aus dieser wunderschönen Stadt also darauf hoffen, dass Spitzenreiter Arminia Bielefeld am letzten Spieltag gegen Heidenheim alles gibt und nicht wie in Karlsruhe ein paar Prozent weniger aus sich herausholt. Das ist übrigens völlig verständlich, wenn man als Meister für ein paar Tage die großartige Leistung feiert und die nächste Partie etwas darunter leidet.

Es beschweren sich ja auch immer nur die, die es selbst versäumt haben, an 33 Spieltagen ihre Hausaufgaben zu machen und dann am letzten Schultag sauer sind, dass sie womöglich nicht versetzt werden. Die anderen waren eben lange Zeit fleißiger und können ein bisschen früher locker lassen.

Glaube, dass eher der HSV als Bremen in die Relegation kommt

Allerdings glaube ich, dass Bielefeld sich nicht anhören will, an zwei Spieltagen nicht alles gegeben zu haben und gegen Heidenheim zumindest nicht verlieren wird. Man kann sich zwar bei diesem HSV nicht sicher sein, dass sie Sandhausen schlagen. Aber dann wäre ihnen wirklich gar nicht mehr zu helfen. An diesen letzten Spieltagen passieren jedes Jahr so unglaubliche Dinge, dass keiner eine seriöse Prognose abgeben kann. Ich glaube aber, dass eher die Hamburger als die Bremer in die Relegation kommen.

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Hamburger SV: HSV: Diese Trainernamen kursieren bereits – eine Einordnung

So wie für Bielefeld geht es auch für Köln gegen Bremen und für Union Berlin gegen Düsseldorf nur noch um die Ehre. Düsseldorf macht den etwas besseren Eindruck als Werder und ein Unentschieden reicht ihnen mit ziemlicher Sicherheit.

Wenn es für den Norden ganz bitter läuft, steigt das Duell Bremen gegen Hamburg bald in der 2. Liga. Der nächste traurige Tiefpunkt zweier großer Traditions-Vereine. All die großen Klubs und viele ihrer Fans beschweren sich oft und sind der Meinung, wie unfair es doch wäre, wenn Teams wie Wolfsburg, Hoffenheim oder Leipzig große, finanzstarke Konzerne im Rücken haben.

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Welcome Back! Auch in England wird ab dem 17. Juni endlich wieder gespielt. Hier gibt's alle Infos zur Premier League live auf Sky.

Was sie dabei jedoch gerne vergessen, sind die anderen Beispiele. Freiburg, Augsburg oder Mainz. Die vermeintlich Kleinen, die mit viel weniger Geld und Glanz seit Jahren regelmäßig in der Bundesliga spielen und durch ordentliches Wirtschaften, clevere Einkaufspolitik sowie Teamgeist auf und neben dem Platz für Kontinuität und Erfolg sorgen.

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