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Matthäus Kolumne über Alaba-Konflikt mit Bayern und Franz Beckenbauer

Matthäus: Alaba sollte nicht nur aufs Geld schauen

Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus. 
Image: Exklusiv bei Sky: Die Kolumne von Lothar Matthäus.   © Sky

Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt. Dieses Mal geht es um die angebliche Gehaltsforderung von David Alaba, den 75. Geburtstag von Franz Beckenbauer und das Verhalten des DFB ihm gegenüber.

Ich habe in den letzten 40 Jahren sehr viele Ansprachen von Uli Hoeneß gehört. Aber die, die er am Samstag zu Ehren von Franz Beckenbauer in der Allianz Arena gehalten hat, war die emotionalste, die ich je erlebt habe.

Der Kaiser wurde vom FC Bayern zu seinem 75. Geburtstag geehrt. Und die Worte, die Uli an Franz gerichtet hat, wird dieser so schnell nicht vergessen. So eine herzliche und liebevolle Feier war genau das, was Franz verdient hat. Ich saß hinter ihm und konnte während der Laudatio von Uli nicht in sein Gesicht schauen. Aber ich habe danach schnell sehen können, wie gerührt und glücklich er war. Das ist genau die Medizin, die er braucht, um auch noch in 25 Jahren Geburtstag zu feiern.

DFB glänzt vor allem durchs Vergessen

Für Franz hat Uli die wärmsten und schönsten Worte gewählt, die ihm nur einfallen konnten. Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) hatte er genau das Gegenteil übrig. Und ich stimme ihm in allen Kritikpunkten zu.

Speziell der DFB hat Franz Beckenbauer so viel zu verdanken, wie weit und breit keinem anderen. Aber leider glänzt der DFB seit langer Zeit vor allem durch eines: durchs Vergessen. Sie vergessen und ignorieren alles, was der Spieler, Trainer und Funktionär Franz Beckenbauer für den deutschen Fußball geleistet hat. Es wäre das Mindeste gewesen, eine Geburtstags-Gala für den wichtigsten Mann in der Geschichte des Deutschen Fußballs zu organisieren.

Aber das ist natürlich bei weitem nicht alles. Eine Gala hätte das Verhalten dieses Verbandes in ein besseres Licht gerückt. Gut gemacht hätte es die letzten Jahre aber nicht. Meiner Meinung nach müssten sie zu Kreuze kriechen - der 75. Geburtstag wäre die perfekte Steilvorlage dafür gewesen. Dass sie auch die nicht genutzt haben, überrascht mich nicht.

In den letzten Jahren, in denen Franz permanent angegriffen und angeklagt wurde, hat sich der DFB weggeduckt, anstatt ihm Rückendeckung zu geben. Franz hat nicht eine einzige Stimme gekauft, als es darum ging, die WM 2006 in Deutschland auszutragen. Das Verhalten und der Umgang des DFB und vieler anderer in Deutschland mit ihm ist eine Schande. Dieser Mann hat als Spieler 1974, als Trainer 1990 und als Organisator 2006 regelmäßig dafür gesorgt, dass Deutschland und sein Fußball eine Weltmarke geworden sind, wie es sie kein zweites Mal gibt. So jemanden hat man zu Fall gebracht, allein gelassen und ihm vor allem nicht wieder aufgeholfen.

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Für 30-jähriges WM-Jubiläum interessiert sich auch keiner

So wie Uli Hoeneß und der FC Bayern ihn am Samstag gewürdigt haben, so hätte ich es mir vom DFB gewünscht. Aber ich erlebe es auch persönlich: Für das 30-jährige Jubiläum des WM-Sieges interessiert sich auch kein Verantwortlicher in Frankfurt. Wie bereits erwähnt, glänzt man in der deutschen Fußballzentrale seit einiger Zeit eher durch Unterlassen, anstatt Dankbarkeit und Loyalität.

Am Samstag konnte Franz sehen und spüren, wer seine wirklichen Freunde sind, und das hat ihm und seiner anwesenden Familie unglaublich gut getan. Er ist ein Mann, der mit Sicherheit keine Schulterklopfer und falschen Freunde mehr um sich herum benötigt. Die hat er im Nachhinein ohnehin aus Gutmütigkeit zu lange an seiner Seite geduldet. Aber Ehrlichkeit, Unterstützung, Wärme und Dankbarkeit sind auch für die Lichtgestalt des deutschen Fußballs ein schönes Gefühl. Und wenn das einer verdient hat, dann er.

Alaba sollte nicht nur auf das Geld schauen

Ich würde gerne den Bogen zur heutigen Bayern-Generation spannen und über die Personalie David Alaba sprechen. David ist zu einem der wichtigsten Spieler dieser Super-Mannschaft geworden und ich bin mir sicher, dass sich alle in diesem Klub wünschen, dass er bleibt. Sollte es wirklich so sein, dass es ihm und seinem Berater nur noch darum geht, mehr Gehalt zu bekommen, wäre das in meinen Augen nicht die klügste Entscheidung. Auch ich hätte zu meiner Zeit bei einigen Verträgen mehr Geld herausholen können. Aber ich kann David versichern, dass es am Ende seiner Karriere nicht das sein wird, was ihn noch glücklicher macht.

Jeder Klub hat in seinem Gehaltsgefüge den ein oder anderen Spieler, der eben an der Spitze steht. Das mögen bei Bayern Manuel Neuer und Robert Lewandowski sein und sie sind es zurecht. Auch bei Barcelona verdient keiner mehr als Messi und ich hätte damals, wenn ich zu Neapel gegangen wäre, auch nicht mehr als Maradona verlangen können.

Wenn David aber durch seinen neuen Vertrag bei Bayern in die Top 3 oder Top 5 aufsteigt, ist das doch völlig in Ordnung. Vor allem in der heutigen Zeit und bei einer Verbindung wie die von David und den Bayern sollte Geld nicht das wichtigste Kriterium sein.

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Extra-Millionen geben keine Liebe und Wertschätzung

Eines werden ihm die Extra-Millionen, die ein Wechsel möglicherweise mit sich bringt, niemals geben können: Liebe und Wertschätzung von Klub, Mannschaft und Fans. Ob bei Real, Barcelona, Manchester City oder Paris. David würde überall anerkannt und respektiert werden, weil er ein toller Mensch und fantastischer Fußballer ist. Aber die Nestwärme und das schöne Gefühl, dass ihm die Menschen beim FC Bayern täglich schenken, wird er bei keinem anderen Verein vorfinden.

Wenn es David allerdings um etwas anderes geht als um ein paar Millionen mehr, dann könnte ich ihn verstehen. Auch ich wollte 1991 zu Real Madrid wechseln. Inter Mailand hat mich allerdings nicht gehen lassen. Wenn David zum Entschluss kommt, dass er nach so vielen Jahren wirklich etwas anderes erleben will, dann ist es verständlich. Sollte er den großen Wunsch haben, für einen Verein wie Real spielen zu wollen, die Premier League Woche für Woche zu erleben oder mit Messi zu zaubern, wären das Argumente, die ich nachvollziehen kann.

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BVB-Trainer Lucien Favre spricht über die Titelambitionen im DFB-Pokal (Videolänge: 33 Sekunden).

Aussage von Favre nicht sonderlich kämpferisch

Ich kann im Übrigen auch nachvollziehen, dass Lucien Favre sagt, er wolle den DFB-Pokal gewinnen. Dies ist auch viel einfacher, als Deutscher Meister zu werden. Deshalb finde ich die Aussage nicht sonderlich kämpferisch. Ich sehe in der neuen Saison wieder keinen allzu spannenden Titelkampf über 34 Spieltage. Die Bayern hatten auch in den letzten zwei Jahren immer wieder Schwächephasen.

Aber weder Dortmund noch alle anderen sind dazu in der Lage, diese Phasen auszunutzen oder sich selbst keine größere Blöße zu geben. Und wenn ich mir das Jahr 2020 der Bayern und vor allem die letzten Monate anschaue, wüsste ich nicht, welches andere Team Deutscher Meister werden sollte. Das Gesamt-Paket des FCB war noch nie so perfekt wie aktuell.

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