Matthäus Kolumne zu Jupp Heynckes, dem FC Bayern sowie Transfers von Sane und Werner
Matthäus: Heynckes' Meinung hat bei Bayern immer Gewicht
11.05.2020 | 17:47 Uhr
Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de. In dieser Woche widmet er seine Kolumne Jupp Heynckes, aber beleuchtet auch den FC Bayern sowie Leroy Sane.
Lieber Jupp Heynckes, verehrter Trainer,
Du wirst in dieser Woche 75 Jahre alt. Und natürlich gratuliere ich hiermit nicht offiziell, denn das macht man ja im Voraus nicht. Und trotzdem möchte ich Dir diese Kolumne kurz vor deinem Ehrentag widmen.
Ich weiß, Du bist kein Freund großer Feiern. Also wirst du im kleinen Kreis mit deiner Familie einfach einen schönen Tag genießen. Du warst schon immer ein bodenständiger, ehrlicher und herzlicher Mensch, der mit zu viel Tamm-Tamm nichts anfangen kann. Schon gar nicht, wenn es um deine Person geht.
Du warst mein erster Profi-Trainer und ohne dich, wäre eine solche Karriere für mich niemals möglich gewesen.
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"Mein Traum wurde Wirklichkeit"
Du hast mich vom kleinen Herzogenaurach zur großen Borussia nach Mönchengladbach geholt. Ich war als junger Kerl Fan der Fohlen, diese herrliche Mannschaft der 70er-Jahre hatte es mir einfach angetan. Du und die anderen Stars wie Netzer, Bonhof, Vogs oder Simonsen habt tollen und erfolgreichen Fußball gespielt. Und nun sollte ich unter Dir trainieren und dieses Trikot tragen dürfen. Mein Traum wurde Wirklichkeit.
Du hast mich zum Probetraining nach Gladbach eingeladen, ich schoss vier oder fünf Tore und es war schnell klar, dass Du mich haben willst. Du warst als Co-Trainer für die Reservisten und die Jugendspieler zuständig. Udo Lattek kümmerte sich zu dem Zeitpunkt als Cheftrainer um die Stammelf.
Wir wurden uns schnell einig. Es folgte dann noch eine Spielbeobachtung. Du bist nach Herzogenaurach gekommen, um mich bei der Partie gegen die SpVgg Vohenstrauß zu sehen.
Ein Bundesliga-Trainer und dazu noch mit dem Namen Jupp Heynckes als Spielerbeobachter auf dem Dorf. Das gab es nicht alle Tage, das war etwas ganz Besonderes.
"Das hat mich nach vorne gebracht"
Wir gewannen 5:1 und mir gelangen zwei Tore. Ich habe also innerhalb kürzester Zeit den Sprung von der vierten in die erste Liga geschafft und es hat nicht allzu lange gedauert, da hattest du einen Nationalspieler aus mir gemacht.
Ich war ja ein reiner Offensivspieler. Ein Neuner oder eine hängende Spitze. Du hast mich aber schnell ins defensive Mittelfeld beordert, meine Dynamik und Aggressivität erkannt, die für diese Position so wichtig sind. Das war offensichtlich keine allzu schlechte Entscheidung. Auch hast Du nach den Trainingseinheiten oft noch individuelle Dinge mit mir einstudiert. Das hat mich unheimlich nach vorne gebracht.
Ich habe fünf Jahre unter Dir in Gladbach gespielt. Vor dem Wechsel zu Bayern hat Dir jedoch irgendetwas nicht so ganz gefallen.
"Hatten ein ganz besonderes Verhältnis"
Auch zwischen uns war es nicht immer nur eitel Sonnenschein. Ich erinnere mich an den 22. Spieltag der Saison 1983/84. Erstmals hattest Du mich auf die Ersatzbank gesetzt, obwohl ich fit war. Meine Laune war natürlich dementsprechend. Wir spielten gegen Waldhof Mannheim in Ludwigshafen, weil dort mehr Zuschauer Platz fanden, und lagen nach 70 Minuten mit 1:2 zurück, ehe du mich für Michael Frontzeck eingewechselt hast. Zwei Minuten später gelang mir der 2:2-Ausgleich und in der 89. Minute schoss ich den Siegtreffer. Und wieder einmal hattest du alles richtig gemacht.
Du wusstest immer, wie du mich zur Höchstleistung antreiben kannst, und hast auch zu mir gestanden, wenn ich mal nicht gespielt habe, wie Du es erwartet hast. Vom ersten Augenblick hast du mein Talent erkannt, mich gefördert, gefordert, geformt und mich menschlich immer verstanden. Wir hatten und haben ein ganz besonderes Verhältnis. Dafür - und für alles andere - bin ich dir einfach nur dankbar.
Genieß am Samstag, dem 9. Mai, deinen Geburtstag und lass dich feiern.
***
Heynckes mit ehrlicher Meinung zu Sane
Wenn Jupp etwas gefragt wird, dann sagt er ohne bösen Unterton und Polemik, immer sachlich und ehrlich seine Meinung. So hat er es auch in dieser Woche in einem Interview mit der Welt am Sonntag beim Thema Leroy Sane getan. Für Jupp stehen die Einstellung und die Bereitschaft für den Beruf über allem. Genauso hat er es immer vorgelebt und dies hat dazu geführt, dass dieser Mann wahnsinnige Erfolge vorzuweisen hat.
Er war der Trainer der erfolgreichsten Bayern-Saison aller Zeiten mit dem Triple-Gewinn 2013. Er hat Real Madrid 1998 nach 32 Jahren wieder zum Champions-League-Sieg geführt und auch als Spieler war er ein extrem erfolgreicher Mittelstürmer. Für einen Profi gilt in seinen Augen: An erster Stelle steht der Fußball, danach ist Fußball an der Reihe und als Drittes kommt der Fußball. Dann erst darf sich ein Spieler mit nebensächlichen Dingen beschäftigen.
Meinung von Heynckes hat Gewicht beim FC Bayern
Und vielleicht hat er, was das betrifft, den einen oder anderen Zweifel an Sane. Da dieser Spieler sowohl bei Pep Guardiola in Manchester als auch bei Jogi Löw noch vor einiger Zeit trotz seines riesigen Talents nicht unumstritten war, könnten diese Top-Trainer das so ähnlich gesehen haben.
Die Meinung und Einschätzung von Heynckes werden beim FC Bayern immer Gewicht haben. Auch Hansi Flick ist ein Bewunderer von Jupp, vor allem was die Mannschafts- und Menschenführung angeht. Beide ticken da nahezu gleich.
Reaktion von Werner nachvollziehbar
Die Diskussion ob nun Timo Werner oder Leroy Sane besser zu Bayern passen, geht schon eine ganze Weile. Werner hat sich nun dazu entschieden, öffentlich von einem Wechsel zum FCB Abstand zu nehmen. Ich kann die Reaktion verstehen. Dieses Hin und Her schadet ihm und seiner Leistung. Seit er den Vertrag in Leipzig verlängert hat und sich darauf konzentrieren konnte, hat er überragende Spiele gezeigt.
Nun hat er wissen lassen, dass ihn das Ausland mehr reizen würde als ein Wechsel nach München und ich denke, dass das Kapitel Werner und Bayern damit endgültig beendet ist. Ansonsten würden sich beide Parteien unglaubwürdig machen.