Meijer-Kolumne: Deutsche Teams zum Siegen verdammt
Hart, aber herzlich - Eriks Analyse
17.10.2017 | 23:00 Uhr
Erik Meijer weiß genau, wovon er spricht: Er kennt den Fußball als Spieler, Trainer und Manager. Erik Meijer weiß auch, wie er sich Gehör verschafft: Er ist gelernter Metzger und gebürtiger Holländer, er analysiert hart, aber herzlich.
Und Erik Meijer ist bei Sky in der Regel für Sie da, wenn in der UEFA Champions League der Ball rollt: Im Vorlauf, in der Pause und nach den meisten Live-Übertragungen der Königsklasse erklärt der Analyse-Experte am Touchscreen im "Home of Football" genau, was wie und warum auf dem Rasen passiert ist. Dazu twittert Meijer während der Partien live zu taktischen Hinguckern (#SkyCL bzw. @erikmeijer_) und erlaubt in seiner regelmäßigen Kolumne erste Blicke auf die anstehenden Duelle.
Siegen gegen die Angst
Oje Deutschland: Ok, Holland fährt nicht zur WM, aber die Bundesliga muss fürchten, in der Champions League 2018 nur zuzuschauen! Ja, die Angst ist real, dass Bayern, Dortmund und Leipzig das Achtelfinale verpassen. Alle drei müssen jetzt siegen:
RB Leipzig - FC Porto
Leipzig ist beim 0:2 in Istanbul einfach überrannt worden. Und als Torgarant Timo Werner mit Schwindelanfall raus musste, hat der Rest der "Roten Bullen" endgültig das Gleichgewicht verloren. Jetzt müssen sie schnell wieder auf die Beine und in den internationalen Rhythmus kommen. Wenn sie überhaupt eine Chance auf irgendetwas haben wollen, müssen sie zu Hause punkten. Gegen einen FC Porto, der sich nach der Startpleite gegen Besiktas gefangen hat und beim 3:0 in Monaco sehr gut war.
Entscheidend wird aber nicht die Stärke des Gegners sein, sondern ob es RBL endlich gelingt, die zusätzliche Belastung Europacup zu stemmen. Ja, das sind top-fitte Jungs mit der allerbesten Betreuung. Doch sie sind Menschen, keine Maschinen. Die Champions League geht an die Substanz. Daran musst du dich erst gewöhnen.
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APOEL Nikosia - Borussia Dortmund
Tempo, Genauigkeit im Passspiel, Dominanz im Mittelfeld - Real Madrid mit den überragenden Toni Kroos, Luka Modric und Casemiro ist mindestens noch eine Nummer zu groß für den BVB. Insofern stellt die 1:3-Heimniederlage gegen den Titelverteidiger keine völlig unerwartete Katastrophe dar. Da war das 1:3 zum Auftakt bei den Spurs schlimmer. Mit Tottenham sollten die Borussen auf Augenhöhe sein. Um diese Einschätzung zu bestätigen und um die Achtelfinal-Chance zu erhalten, müssen sie jetzt zweimal gegen APOEL gewinnen.
Das können sie natürlich schaffen, schließlich gilt weiter: Trainer Peter Bosz leistet super Arbeit. Doch Nikosia kann ein sehr unangenehmer Gegner à la Freiburg sein. Die wissen, ihre Stärke liegt in der Defensive, und sie lauern auf ihre Momente, auf Fehler des Favoriten. In Freiburg hat Dortmund nur 0:0 gespielt. Das wäre auf Zypern zu wenig. Tore müssen her.
FC Bayern - Celtic Glasgow
Die Bayern haben von PSG so richtig eine übergebraten bekommen. Paris mit Tempo, Schwung und Plan. Die Münchner auf der Suche, ohne Ordnung nach hinten und mit nicht mehr als netten Ansätzen vorne. Ergebnis: 3:0 für die Franzosen gegen "Das ist doch nicht"-Bayern.
Bleibt nur zu hoffen, dass der "neue" Coach Jupp Heynckes schnell wieder für Struktur sorgt. Denn Celtic wird das Spiel in Paris gesehen haben, hat selbst überzeugend 3:0 bei Anderlecht gewonnen und denkt: So gut sind die Bayern im Moment auch nicht, die können wir ärgern. Mindestens!
Puh, der 2. Spieltag war eine Horror-Runde für die Bundesliga-Teams. Wir fragen uns verwirrt: Was passiert hier eigentlich? Das sind wir ja gar nicht gewohnt. Wir sind verwöhnt: 2014 und 2015 standen z.B. vier deutsche Teams im Achtelfinale, letzte Saison drei.
Diesmal einer oder keiner? Das kann doch nicht sein? Ich bin auch besorgt, aber bei mir ist das Glas bekanntlich immer halb voll! Noch ist nix verloren. Ja, alle drei müssen jetzt gewinnen. Bevor wir allerdings wirklich anfangen zu klagen, lasst uns den Doppelpack in Runde drei und vier abwarten.
I always believe in miracles - vielleicht liegen Mitte November Bayern, Dortmund und Leipzig wieder richtig gut im Rennen. Mit Struktur, mit Toren, mit Rhythmus.
Euer Erik