Michael Ballack: Warum er seinen Weggang aus Chelsea bereut
29.03.2020 | 19:48 Uhr
Michael Ballack hat eine beeindruckende Karriere vorzuweisen: fünf Liga-Titel, zwei Champions-League-Finals und eine Vize-Weltmeisterschaft. Was er dennoch bereut? Dass er Chelsea zu früh verlassen hat.
Sommer 2006: Michael Ballack wechselt vom FC Bayern zum FC Chelsea. Die Möglichkeit unter Jose Mourinho zu spielen ist einer der Hauptgründe für seinen Wechsel. Der portugiesische Trainer hatte den Klub zu zwei aufeinander folgenden Meisterschaften in der Premier League geführt und mit Hilfe der finanziellen Unterstützung von Roman Abramovich einige der größten europäischen Spieler nach West-London geholt.
"Mit so einem Trainer zu arbeiten, war für mich etwas völlig Neues. Er war wirklich beeindruckend, und ich fühlte mich mit der Entscheidung absolut wohl", erklärt Ballack im Transfer-Talk-Podcast von Sky Sports.
Doch schon in Ballacks erster Premier-League-Saison 2006/07 riss die Siegesserie der Blues und die Liga-Krone ging an Manchester United. Zu Beginn der folgenden Saison fielen die Blues schnell noch weiter hinter ihre Rivalen zurück und Mourinho musste gehen.
Ballack habe das verstehen können, denn wenn man nicht gewinnt, sei der Trainer oft das schwächste Glied der Mannschaft. "Er (Mourinho, Anm. d. Red.) war im vierten Jahr. Wenn man sich die durchschnittliche Zeit ansieht, die ein Trainer in einem Verein arbeitet, war es eine recht gute Quote", erklärt der ehemalige Nationalmannschaftskapitän.
Trotz des Rauswurfs betont Ballack, dass sowohl Fans, als auch die Spieler die Erfolge des ehemaligen Trainers zu schätzen wissen und das Verhältnis zu Mourinho immer noch gut sei.
Nach Mourinhos Abgang wird der Trainerstuhl an der Stamford Bridge zum Schleudersitz. Avram Grant ist der Erste. Er bleibt eine Saison und holt ein unbefriedigendes Triple: drei Mal Zweiter. Zweimal muss man dabei den Red Devils aus Manchester den Vortritt lassen. Nicht nur in der Liga, sondern aus Ballacks Sicht noch viel schlimmer: In der Champions League unterliegt Chelsea gegen United in Moskau nach Elfmeterschießen. Ein Alptraum für den Capitano.
"Er hatte nie wirklich eine Chance. Es ist wirklich schwierig, nach Jose Mourinho in Chelsea zu arbeiten", verteidigt der Deutsche seinen ehemaligen Coach dennoch. Und weiter: "Viele Spieler dachten, er wäre schwach, aber er war es nicht. Er war wirklich klug und intelligent."
Auf Grant folgt Luiz Felipe Scolari. Als Chelsea im Februar nur auf Platz vier der Premier League steht, sieben Punkte hinter United, ist auch für den Brasilianer wieder Schluss.
"Der Club traf eine Entscheidung, in Bezug auf Scolari, die überhaupt nicht funktionierte", sagt Ballack heute und ergänzt: "Er hatte nie wirklich eine Beziehung zu den Spielern."
Guus Hiddink konnte die Lage übergangsweise beruhigen, doch der Niederländer blieb nur kurz an der Stamford Bridge. Auf Scolari und Hiddink folgte Carlo Ancelotti. Für ihn findet der mittlerweile 43-Jährige nur lobende Worte: "Carlo war ein Gentleman und ein kluger Kerl, der die Dinge aufgriff und sah, wie die Spieler arbeiteten."
Ancelottis erste Saison war zugleich Ballacks letzte bei Chelsea. Zwar feierten die Blues das Double aus Meisterschaft und FA Cup, doch den Sieg gegen Portsmouth im Finale von Wembley bezahlte Ballack teuer. Nach einem rüden Foul verpasste Ballack die WM 2010 in Südafrika.
Auch in London ging es für den Mittelfeldspieler nicht weiter. Ballack wollte einen Zweijahresvertrag, der Klub wollte ihm nur einen Einjahresvertrag geben. Die Verletzung half bei den Verhandlungen auch und auch wenn Ancelotti ihn behalten wollte, blieb Chelsea stur bei seiner Transferpolitik, mit Spielern in diesem Alter nur maximal immer um eine Saison zu verlängern. Ballack ging letztlich zurück nach Leverkusen.
Heute bereut der 43-Jährige die Entscheidung. "Ich hätte bleiben sollen und wenn auch nur für ein Jahr. Ich hatte nie damit gerechnet zu Bayer Leverkusen zurückzukehren", so Ballack. Und weiter: "Ich habe wirklich bis zum Schluss gehofft, dass ich bis zum Ende in Chelsea bleiben könnte."