Wochenlanger Ausfall für Müller
24.10.2017 | 14:52 Uhr
Jupp Heynckes muss im Pokal-Knüller gegen RB Leipzig auf Thomas Müller verzichten. Der Ausfall des 28-Jährigen wiegt schwerer als noch vor Wochen vermutet. Denn: Thomas Müller ist beim FC Bayern wieder unverzichtbar geworden.
Vor wenigen Wochen unter Ex-Trainer Carlo Ancelotti fragten sich die Fans noch, was ist mit Thomas Müller los? Warum spielt der eigentlich für die Startelf gesetzte Weltmeister nicht? Warum findet sich für Müller keine Position im System des Italieners? Der 28-Jährige selbst wirkte ratlos.
Dann die Wende: Unter Jupp Heynckes war schlagartig wieder alles anders - Müller bekam sein spitzbübisches Lächeln zurück. Für den 72-jährigen Trainer-Oldie ist der flexibel einsetzbare Offensivspieler eine Säule der Mannschaft. Thomas Müller ist wieder unverzichtbar für die Bayern geworden. In den ersten beiden Partien unter Jupp Heynckes stand Müller in der Startelf (5:0 gegen Freiburg, 3:0 gegen Celtic), steuerte einen Treffer und zwei Torvorlagen bei.
Beim dürftigen Auftritt in Hamburg (1:0) setzte Heynckes auf der Zehnerposition dennoch auf James Rodriguez, um Müller vor den schweren Auftritten gegen RB Leipzig (Pokal und Bundesliga) zu schonen - und wurde enttäuscht.
James Rodriguez war der zweikampfschwächste Münchner auf dem Platz. Der Kolumbianer gewann nur 40 Prozent seiner Duelle. In der Offensive bekamen die Fans sogar noch weniger von der Real-Leihgabe zu sehen. Der 26-Jährige gab keinen Torschuss ab und legte keinen einzigen Torschuss auf. Nur 58 Prozent seiner Pässe in der Hamburger Spielhälfte erreichten einen Mitspieler - auch das war die schlechteste Quote aller Bayern-Akteure. Die Auswechslung in der Halbzeitpause kam daher folgerichtig und nicht allzu überraschend.
Deutlich effektiver präsentierte sich dann Thomas Müller: Mit seinen drei Ballkontakten steuerte dieser in seinen Aktionen eher unkonventionelle Angreifer den Treffer des Tages bei. Seine Verletzung (Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel) nach nur zehn Minuten bereitet "Don Jupp" mit Blick auf das Pokal-Duell gegen RB Leipzig (Mi., ab 20:35 Uhr live auf Sky Sport 4 HD) daher durchaus etwas Kopfzerbrechen. Müller fehlt dem FC Bayern voraussichtlich drei Wochen. Stellt sich jetzt die Frage: Wer bekleidet die Zehnerposition?
James Rodríguez, Thiago, Sebastian Rudy, Javi Martínez, Corentin Tolisso und Arturo Vidal sind Kandidaten, die den Weltmeister auf der zentralen offensiven Position ersetzen könnten. Arjen Robben (rechts), Kingsley Coman (links) und Robert Lewandowski (Sturmzentrum) haben ihren Einsatz vermutlich sicher.
Sollte Heynckes James Rodriguez trotz schwacher Leistung beim HSV erneut das Vertrauen schenken, könnte der Kolumbianer auch gegen Leipzig die vakante Müller-Position einnehmen. Dann dürften sich die Duos Thiago/Martinez, wie gegen Freiburg oder Thiago/Rudy, wie gegen Celtic, Hoffnungen auf einen Einsatz auf der Sechser-Position machen.
Thiago könnte aber auch Müller eins zu eins ersetzen und wie unter Carlo Ancelotti hinter Lewandowski spielen. Die freie Position auf der Doppelsechs könnte der kampfstarke Arturo Vidal oder die spielstärkeren Sebastian Rudy oder Corentin Tolisso bekleiden.
Aber nicht nur in der Offensive hat Heynckes plötzlich ein Problem, sondern auch in der Defensive. Abwehrchef Mats Hummels hatte sich in Hamburg laut der Bild einen Kapselriss im Sprunggelenk zugezogen und droht länger auszufallen. Sky Reporter Torben Hoffmann berichtete am Montag von der Säbener Straße: "Mats Hummels kam mit einem Verband aus der Bayern-Praxis. Hinter dieser Personalie steht wohl noch ein kleines Fragezeichen für einen Einsatz gegen Leipzig."
Mit seiner Übersicht im Spielaufbau ist der 28-Jährige beim FC Bayern immens wichtig, den ersten kontrollierten Ball zu spielen oder auch mal den präzisen Pass in die Tiefe zu wagen.
Jupp Heynckes muss gegen RB Leipzig mit Müller und Hummels vielleicht auf zwei Säulen seiner Mannschaft verzichten, dennoch bleiben dem 72-Jährigen für die Startelf mehrere denkbare Varianten.