Nach dem Transfer des Chilenen zu Barca
05.08.2018 | 23:34 Uhr
Der Wechsel von Arturo Vidal zum FC Barcelona hinterlässt beim FC Bayern München eine Lücke. Es bleibt abzuwarten, ob und wie der deutsche Rekordmeister es schafft, diese Lücke zu schließen.
"Wenn ich in den Krieg ziehen müsste, würde ich immer Arturo an meiner Seite haben wollen."
Diese martialischen Worte über Arturo Vidal stammen von Antonio Conte und sind aus dem vergangenen Winter. Conte war von 2011 bis 2014 Vidals Trainer bei Juventus Turin und hätte ihn damals sicher gern zum FC Chelsea geholt. Aus dem Transfer wurde bekanntlich nichts, Conte ist auch nicht mehr in London.
Freuen darf sich jetzt Ernesto Valverde. "Er ist ein Krieger und ein bisschen anders als die, die wir haben", sagte der Trainer des FC Barcelona zur Verpflichtung des Chilenen: "Wir hoffen, dass er uns Energie im Mittelfeld geben kann. Er hat sehr viel Erfahrung und Qualität."
Vidal könnte bei Barca mit seinem Kampfgeist und seiner Kompromisslosigkeit eine ähnliche Rolle spielen wie Casemiro bei Real Madrid. Beim FC Bayern hinterlässt der Weggang des Chilenen dagegen eine Lücke, die wahrscheinlich nur schwer zu füllen sein wird.
"Mit Vidals Wechsel geht ein Stück Mentalität, Leidenschaft und Zweikampfhärte verloren", sagt Sky Reporter Torben Hoffmann. Allerdings habe der Chilene "in der vergangenen Saison die Leistung nicht immer so abrufen können." Dennoch steht Vidals Qualität außer Frage.
"Er ist ein überragender Spieler, der eine riesige Erfahrung im internationalen Fußball hat und immer auf den Punkt da ist", erklärte Jupp Heynckes vor wenigen Monaten. Der ehemalige Bayern-Trainer vertraute schon zu gemeinsamen Leverkusener Zeiten auf den Südamerikaner und verstand es perfekt, dessen überbordendes Temperament zu kanalisieren.
"Arturos Spiel hat etwas Irrationales. Aber genau das hilft uns", meinte einst der ehemalige FCB-Sportvorstand Matthias Sammer. Irrational, temperamentvoll und bisweilen übermotiviert, aber auch enorm wichtig für die Mannschaft.
Der deutsche Rekordmeister hat durch den Verkauf von Vidal zwar sein Überangebot an Mittelfeldspielern reduziert, aber einen seiner wichtigsten Anführer verloren. Bei einer Sky Umfrage auf Instagram glaubten vergangene Woche 56 Prozent der User, dass Vidals Weggang sich negativ auswirken könne.
Sogar zu Zeiten von Pep Guardiola gehörte Vidal zu den Leistungsträgern, obwohl er vom Typ her eigentlich gar nicht so recht zu Guardiolas Philosophie passte. Anders als Thiago Alcantara, der schon zu gemeinsamen Barca-Zeiten Guardiolas Idealbild entsprach.
Thiago ist aber nicht der Typ, der seine Teamkollegen in engen Spielen mitreißt, sondern den Ruf hat zu glänzen, wenn es ohnehin läuft. Anders als Thiago (Spitzname "Pfau") gilt Javi Martinez als Arbeitstier, der mit seinen kämpferischen Qualitäten schon bei den Bayern überzeugte, als Vidal noch in Turin spielte. Der Spanier könnte aber auch in der Innenverteidigung gebraucht werden, sollte Jerome Boateng die Bayern verlassen.
Die Stärken von Weltmeister Corentin Tolisso liegen im Vergleich mit Vidal eher in der Offensive, Sebastian Rudy ist zwar flexibel einsetzbar, ist aber kein "Agressive Leader". Auch Neuzugang Leon Goretzka ist ein völlig anderer Spielertyp wie der Chilene.
Und bei Renato Sanches bleibt abzuwarten, ob Trainer Niko Kovac es schafft, den besten jungen Spieler der EM 2016 wieder in die Spur zu bekommen. "Dass er Qualitäten hat, steht außer Frage, die hat er schon gezeigt, deshalb hat ihn der FC Bayern verpflichtet", meinte Kovac bei seinem Dienstantritt in München. Sanches könnte die Zukunft gehören, das Kapitel Vidal ist geschlossen.
Ein Typ wie der 31-Jährige, der auch einmal dazwischenhauen kann, hätte wahrscheinlich sehr gut zur Fußball-Idee des ehemaligen Bayern-Mittelfeldspielers Kovac gepasst.
Doch der "Krieger" soll nun Messi und Co. den Rücken freihalten.