Jadon Sancho ist einer der begehrtesten Fußballer der Welt. Der BVB-Star steht bei sämtlichen Topklubs auf dem Wunschzettel und will nach Sky Informationen im Sommer den nächsten Schritt bei einem neuen Klub machen. Ein Abgang wäre für Dortmund sogar noch schlimmer als der von Ousmane Dembele.
Die Entwicklung von Jadon Sancho als rasant zu bezeichnen, wäre eine schonungslose Untertreibung. Kevin De Bruyne von Manchester City erscheint sie eher "verrückt".
De Bruyne schwärmt von Sancho
"Es ist absurd, ich habe ein paarmal mit ihm trainiert und dann war er weg - unglaublich. Manchmal läuft das so. Aber es ist gut für ihn", sagte der belgische Nationalspieler in einem Instagram-Live-Talk mit seinen Nationalmannschafts-Kollegen Romelu Lukaku und Axel Witsel, der aktuell selbst mit Sancho bei Borussia Dortmund zusammenspielt. De Bruyne ergänzt: "Jetzt musst du zahlen, wenn du ihn haben willst. Keine Ahnung, wie viel."
Mindestens 130 Millionen Euro will der BVB angeblich für den Rechtsaußen - eine Summe, die die Konkurrenz trotz der Coronakrise offenbar nicht abschreckt. Kein Wunder, denn KPMG beziffert den Marktwert des Youngsters derzeit (Letztes Update vom 12. Februar 2020) auf 139 Millionen Euro.
Sollte Schwarz-Gelb tatsächlich einen derartigen Transfererlös einstreichen, wäre es neuer Vereinsrekord. Diesen hält bislang noch Ousmane Dembele, der 2017 für sehr beachtliche 105 Millionen Euro (plus Bonuszahlungen) zum FC Barcelona wechselte.
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Klar ist: Die Vereinskasse wäre nach einem Verkauf Sanchos prall gefüllt. Klar ist mittlerweile aber auch, dass sein Abgang für Dortmund tatsächlich noch schmerzhafter wäre als der des Weltmeisters von 2018, der in Barcelona nie glücklich wurde und derzeit angeblich vom FC Liverpool umgarnt wird.
Dabei ist es der BVB gewohnt Leistungsträger an die finanzstarke Konkurrenz zu verlieren. Ob nun Mario Götze, Mats Hummels oder Robert Lewandowski zum FC Bayern, Nuri Sahin zu Real Madrid, Henrikh Mkhitaryan zu Manchester United, Ilkay Gündogan zu Manchester City, Pierre-Emerick Aubameyang zum FC Arsenal oder eben Dembele - alle kehrten Schwarz-Gelb den Rücken und rissen ein gewaltiges Loch ins Mannschaftsgefüge des BVB.
Abgesehen von Lewandowski, der ablösefrei nach München wechselte, konnten sich die Bosse in allen Fällen aber immerhin über eine stolze Ablösesumme freuen, die dann in einen potenziellen Nachfolger investiert wurde. Größtenteils mit Erfolg: Gündogan übernahm 2011 beispielsweise die Sahin-Position, Aubameyang machte Lewandowski nach und nach vergessen und Mkhitaryan lenkte das BVB-Spiel, nachdem Götze den Verein verließ.
Sancho macht Dembele vergessen
Als "Ersatz" für Dembele verpflichtete Michael Zorc damals mit Andriy Jarmolenko von Dynamo Kiew jedoch einen völlig anderen Spielertypen, der mit seiner Wucht und Torgefährlichkeit ein neues Element ins Dortmunder Angriffsspiel bringen sollte. Zudem wurde am Deadline Day noch ein 17-jähriges englisches Talent für sieben Millionen Euro von Manchester City in den Pott gelotst. Sein Name: Jadon Sancho.
Im Grunde war aber allen Beteiligten klar, dass der pfeilschnelle Franzose aber nicht 1:1 zu ersetzen war - zu stark waren Dembeles Leistungen in seiner einzigen Spielzeit in Dortmund. In 50 Pflichtspielen kam der damals 20-jährige Rechtsaußen auf beachtliche zehn Tore und 21 Vorlagen und war ein Hauptgrund dafür, dass sich der BVB für die Champions League qualifizierte und den DFB-Pokal gewann. Beim 2:1-Sieg im Endspiel in Berlin gegen Eintracht Frankfurt war Dembele ebenfalls unter den Torschützen.
Tatsächlich konnte der Ukrainer Yarmolenko nie in Dembeles Fußstapfen treten und wechselte nur ein Jahr später zu West Ham United in die Premier League. Doch Sancho, dessen Transfer vor knapp drei Jahren recht wenig Beachtung geschenkt wurde, hat den Franzosen mittlerweile mehr als Vergessen gemacht, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt.
Zahlen sprechen eindeutige Sprache
Sancho ist aufgrund seiner deutlich besseren Chancenverwertung (31 Prozent zu 14 Prozent) nicht nur eindeutig torgefährlicher als sein Vorgänger (208 Minuten pro Tor gegenüber 345 Minuten pro Tor), sondern auch besser ins Dortmunder Spiel eingebunden (75 Ballaktionen pro 90 Minuten bei Sancho gegenüber nur 60 bei Dembele) und weist eine viel bessere Passquote (85 Prozent zu 69 Prozent) als der Barca-Star auf.
Zwar war Dembeles Zweikampfquote (50 Prozent zu 46 Prozent) in seiner Dortmunder Zeit etwas besser als die des englischen Nationalspielers und Dembele ging auch häufiger ins Dribbling als sein Nachfolger, aber insgesamt sprechen die Zahlen eindeutig für Sancho.
Zumal er auch noch jünger ist, als es Dembele damals war. Zum Vergleich: Sancho kam bis zu seinem 20. Geburtstag auf 90 Pflichtspiele als Profi und sammelte dabei 69 Torbeteiligungen. Bei Dembele waren es in 76 Pflichtspielen (47 für Dortmund und 29 für Stade Rennes) "nur" 45 Scorerpunkte.
United und Chelsea mit besten Karten?
Kein Wunder also, dass Manchester United oder der FC Chelsea, die aktuell laut englischen Medienberichten die besten Karten im Sancho-Poker haben sollen, alles erdenklich Mögliche tun, um den BVB-Star zu bekommen. Schließlich steht dieser mit seinen 20 Jahren auch erst am Anfang seiner Entwicklung.
Sollte diese so weitergehen, könnte Sancho am Ende sogar zum Schnäppchen werden. Trotz der unwirklichen Zahlen, über die derzeit spekuliert wird. Oder um es mit den Worten von De Bruyne zu formulieren: "Es ist absurd".