Nationalmannschaft: Neuer verletzt: Ist das die Chance für ter Stegen und Trapp?
Löst Neuers Verletzung eine neue Diskussion ums DFB-Tor aus?
12.12.2022 | 09:56 Uhr
Die Nachricht von Manuel Neuers Unterschenkelbruch dürfte auch dem DFB um Bundestrainer Hansi Flick Sorgenfalten auf die Stirn getrieben haben. Kommt es zu einer neuen Diskussion um die Nummer eins im DFB-Tor?
Nach der WM ist vor der EM. Und während beim DFB aktuell ganz grundlegende Sachen unter dem Brennglas zur Analyse liegen, könnte es auch auf der Torwartposition früher als von Bundestrainer Hansi Flick gehofft zum Wechsel kommen.
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In rund eineinhalb Jahren beginnt in Deutschland die EURO 2024. Und eigentlich sollte Torwart Manuel Neuer die Nationalelf ins Turnier vor eigenem Publikum führen. Doch der Unterschenkelbruch, den sich der DFB-Kapitän beim Skisport zuzog, bringt möglicherweise nicht nur die Planungen beim FC Bayern durcheinander, sondern auch die der Nationalmannschaft.
Flick plant mit Neuer 2024
Dort wird Manuel Neuer höchstwahrscheinlich die kommenden vier Partien im März und im Juni verpassen. Die Schwere der Verletzung, Neuers jüngste Verletzungshistorie, sein Alter sowie sich einschleichende Unsicherheiten im Spielerischen lassen jedoch Zweifel aufkommen, ob der Weltmeister von 2014 auch zehn Jahre nach dem Titel noch die beste Lösung im deutschen Tor sein wird.
Flick ließ, was die Torwartfrage angeht, bisher keine Zweifel aufkommen. Neuer sei und bleibe die Nummer eins, soll der Bundestrainer seinem Kapitän sogar schon versichert haben. Ohne seinen Skiausflug und dessen Folgen wäre die Antwort auf die Frage nach seinem Stammtorhüter für Flick wohl auch bis mindestens 2024 geklärt. Denn klar ist: So lange Neuer zuverlässig abliefert und leistungstechnisch keine Angriffsfläche bietet, ist er gesetzt.
Dass der Torwart des FC Bayern auch nach der dritten Turnierenttäuschung in Folge nicht von selbst an ein Karriereende in der Nationalmannschaft denke, erklärte er zeitig nach dem Gruppenaus.
Wittern ter Stegen und Trapp ihre Chance?
Doch nun fehlt der mehrfache Welttorhüter monatelang. Und ob Neuer wieder zu der Form findet, die ihn zur unangefochtenen Nummer eins machte, ist nicht gesichert. Immerhin wäre Neuer beim Start der Heim-EM 38 Jahre alt und war schon vor dem Turnier in Katar alles andere als beschwerdefrei. Für Flick könnte damit eine Diskussion entstehen, die er eigentlich vermeiden möchte. Eine ewige Nummer zwei und ein Außenseiter dürften ihre Chance dagegen bereits wittern.
In den kommenden Länderspielpausen im März und Juli werden aller Voraussicht nach entweder Barcelonas Marc-Andre ter Stegen oder Frankfurts Kevin Trapp das Tor der DFB-Elf hüten. Ter Stegen wartet seit Jahren auf die Wachablösung im Tor. Doch seine zuweilen überragenden Leistungen bei den Katalanen reichten nicht, um Neuer gefährlich zu werden.
Ter Stegen mit durchwachsener Bilanz - zuletzt aber stark
Seit seinem Debüt im Mai 2012 durfte ter Stegen nur 30 Mal das DFB-Tor hüten, davon stand er 15 Mal bei Freundschaftsspielen im Tor. Abgesehen vom Confederations Cup 2017 kam er bisher nie bei einem großen Turnier zum Einsatz. Hinzu kommt, dass seine Bilanz im Deutschland-Trikot alles andere als prickelnd ist.
Von den 30 Spielen verlor er neun und behielt nur zehn Mal eine Weiße Weste. Dies und die Tatsache, dass er sogar mehr Tore kassierte als er Spiele bestritt (33), sind nicht ihm allein zuzuschreiben. Doch er machte auch nicht immer eine glückliche Figur.
Was seine Leistung bei der Nationalmannschaft angeht, konnte er zumindest bei den letzten beiden Nations-League-Spielen gegen Ungarn (0:1) und England (3:3) glänzen und auf sich aufmerksam machen. Aufgrund seiner Leistungen beim FC Barcelona hätte ter Stegen es sowieso verdient gehabt, sein Können auch bei einer EM oder WM zu zeigen. Sicherlich könnte er dann auch seine DFB-Bilanz auf Dauer etwas aufhübschen.
Es gab vor wenigen Jahren schon mal die Diskussion, ob ter Stegen nicht mittlerweile der bessere Torhüter als Neuer sei. Damals entbrannte in Fußball-Deutschland eine regelrechte Torhüter-Diskussion. Im Grunde lässt sich festhalten, dass der 30-Jährige mit Blick auf seine Karriere bisher Pech hatte, zur selben Zeit wie Neuer das deutsche Tor hüten zu wollen. So makaber es klingen mag, mit Neuers Unfall könnte sich für ter Stegen die größte Chance auf den Nummer-eins-Status auftun, die er je hatte.
Oder steigt Trapp auf?
Aufpassen muss der Ex-Gladbacher jedoch, dass er dabei nicht von hinten überholt wird. Den Deutschlands aktuelle Nummer drei, Kevin Trapp, wusste in den vergangenen Monaten ebenfalls zu gefallen und verbesserte sich stetig. Schwer vorstellbar, dass Trapp mir nichts, dir nichts vorbeiziehe, auch weil Flick und Co. zu schätzen wissen dürften, dass sich ter Stegen jahrelang fast geräuschlos hinten angestellt hat.
Geht es jedoch nach dem viel zitierten Leistungsprinzip, dann wäre es fahrlässig, Außenseiter Kevin Trapp abzuschreiben. Der 32-Jährige weiß bei der Eintracht seit Längerem zu gefallen und hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Frankfurter auf europäischer Ebene für Furore sorgt. Wenn nicht auch bei ihm diese durchwachsene Bilanz zu Buche stehen würde… Sechs Mal lief er bisher für die DFB-Auswahl auf. Mit ihm im Tor gewann Deutschland nur gegen Israel (2:0) und Tschechien (1:0). Zudem gab es drei Remis und eine Niederlage. Zumindest fiel er nicht negativ auf.
Voting: Wer sollte künftig die Nummer eins der Nationalmannschaft sein?
Manuel Neuers Status als unangefochtene Nummer eins dürfte aufgrund der schweren Verletzung wackeln wie noch nie bei der Nationalmannschaft. Die Alternativen sind da. Sowohl auf der Linie als auch mit dem Fuß stehen mit Marc-Andre ter Stegen und Kevin Trapp zwei hochkarätige Ersatztorhüter zur Verfügung.
Flick muss sich mit der Torwartposition schon früher intensiv beschäftigen, als ihm wahrscheinlich lieb ist.
