Neuer oder Ulreich? Löw und Heynckes in der Falle
Torhüter-Dilemma bei Bayern und im DFB-Team
20.04.2018 | 11:28 Uhr
Nach Sven Ulreichs Mega-Auftritt im Pokal werden die Forderungen nach einer WM-Nominierung immer lauter. Die Leistungen von Bayerns Ersatzkeeper bringen sowohl Bundestrainer Joachim Löw als auch Jupp Heynckes langsam in die Bredouille. Was passiert, wenn Manuel Neuer wieder fit ist?
Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: Wenn Manuel Neuer rechtzeitig fit wird, steht er bei den Bayern und bei der WM 2018 in Russland für Deutschland im Tor. Aber ist diese Rechnung wirklich noch so einfach?
Loyalitäts-Bonus für Neuer?
Dafür spricht: Neuer ist einer der besten Torhüter der Welt. Seine Klasse und Verdienste sind unbestritten. "Er ist nicht nur die Nummer eins in Deutschland, sondern der weltbeste Torhüter und setzt die Maßstäbe für das Torwartspiel", sagt etwa Keeper-Legende Bodo Illgner bei Sky. Kann man einen Manuel Neuer, die unangefochtene Nummer eins, den Kapitän des FC Bayern, überhaupt fit auf die Bank setzen?
Vor allem Bundestrainer Jogi Löw ist ein Freund von Kontinuität - und extrem loyal. Seit Jahren arbeitet er mit denselben Keepern zusammen: Manuel Neuer, Marc Andre ter Stegen, Bernd Leno und Kevin Trapp. Einen von ihnen für Aufsteiger Ulreich während der WM auf die Couch zu verbannen, sähe Löw gar nicht ähnlich.
Schon in der Vergangenheit nahm er seine Stars auch angeschlagen mit zur WM: Etwa Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira 2014.
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Bayern-Einsatz vor WM fraglich
Dagegen spricht: Manuel Neuer fehlt trotz fortschreitender Genesung einfach die Spielpraxis. Für die Bayern wäre ein Torwart-Wechsel in der Crunchtime der Triple-Mission riskant. Und sportlich unnötig. Riskiert man, gerade wo es so blendend läuft, den Champions-League-Titel und den Pokalsieg, nur um Neuer bessere WM-Chancen einzuräumen?
Wohl eher nicht nicht. Heißt: Neuer wird also seit gut einem Jahr nicht mehr gespielt haben. Auch für einen Weltklasse-Torwart keine Kleinigkeit, meint Illgner. Einen Torhüter ohne Praxis einzusetzen, wäre "schon ein Risiko. Denn für einen Torhüter ist es ein Unterschied, ob man jeden Tag nur trainiert oder in einem Spiel zum Einsatz kommt. An die Maße muss man sich immer wieder erst gewöhnen, vor allem was Flanken oder lange Pässe angeht", so der 51-Jährige. Ein Risiko, das Heynckes und Löw eingehen wollen?
Ulreich Löws Super-Lösung aus dem Nichts?
Mit Sven Ulreich hat die eigentlich unanfechtbare Nummer eins spätestens seit dem 6:2-Spektakel gegen Leverkusen im Pokal einen weiteren starken Konkurrenten im Rennen um den Saisonendspurt und die Weltmeisterschaft bekommen.
"Es war brutal wichtig, dass Heynckes mir Selbstvertrauen gab und das Vertrauen aussprach. Davor war es wirklich so, dass Carlo Ancelotti nicht auf mich stand, wenig Vertrauen in mich hatte, wenig kommunizierte", verriet Ulreich im kicker. Der 29-Jährige liefert aber nicht nur blendend ab, er wäre mit der DFB-Abwehr, die fast komplett aus Bayern-Spielern besteht, top eingespielt.
Andersrum kann man sich also fragen: Darf der Bundestrainer einen Torhüter zu Hause lassen, der als Stammspieler Deutscher Meister geworden ist und vielleicht sogar am Ende das Triple holt? Und dafür einen Keeper ins Tor stellen, wenn dieser kein einziges dieser wichtigen Spiele absolviert hat?
Kaderbekanntgabe am 15. Mai
Fest steht: Heynckes und Löw läuft für ihre knifflige Entscheidung die Zeit davon, während Neuer fleißig fürs Comeback trainiert. Am 15. Mai muss Löw seinen WM-Kader benennen und zumindest entscheiden, welche drei Keeper er überhaupt mit nach Russland nimmt.
Die größte Frage, wer bei der WM am Ende tatsächlich zwischen den Pfosten stehen wird, ist damit aber immer noch nicht beantwortet.