CR7 hinterlässt verbrannte Erde: Nur noch ein armer Star
14.11.2022 | 13:17 Uhr
Toni Tomic bewertet in seiner Kolumne die Kritik von Cristiano Ronaldo an seinem Verein Manchester United und blickt auf die Tops und Flops der bisherigen Premier-League-Saison zurück.
Pünktlich zum Liga-Pause hat er die Bombe platzen lassen. Mit diesem Interview, das nicht nur weit über die Grenzen Manchesters zu hören sein wird. Das Interview und damit er hinterlassen verbrannte Erde.
Cristiano Ronaldo ist an einem Punkt angekommen, den man in England "the point of no return" nennt. Nicht nur bei Manchester United. Sondern an einem Punkt in der Karriere, an dem er einer europäischen Spitzenmannschaft nicht mehr helfen kann, als dass sie sich selbst helfen könnte.
Das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, ist für keinen Spitzensportler angenehm. Aber wie vor einigen Wochen bereits in dieser Kolumne geschrieben: wenn Narzissmus und Egoismus größer als die Leistungsfähigkeit sind, dann ist es Zeit, die Sachen zu packen.
Mit dem Unterschied, dass er das letzte Wort haben wollte in dieser Causa. Der Klub geht in die richtige Richtung, Ronaldo ist schon längst falsch abgebogen.
Die Premier League wird um einen Star ärmer werden. Einen armen Star. Arm an Respekt, arm an Hochachtung, arm an Ehrfurcht vor einem Klub, der ihm die Plattform gegeben hat, ein Großer des Weltfußballs zu werden und mit Würde abzutreten. Damit ist CR7 einer der Flops des ersten Teils der Saison.
Ein anderer Flop ist Chelsea. Die Schlagzeilen gehörten den Blues. Zu Saisonbeginn mit der Übernahme der neuen Eigentümer. Im September mit der Entlassung von Thomas Tuchel und jetzt mit der sportlichen Talfahrt unter Graham Potter. Eine erschreckende Entwicklung eines Teams, das noch vor 18 Monaten Champions-League-Sieger wurde.
Potter hat eine schlechtere Bilanz als Tuchel zuletzt. 1:4 in Brighton, 0:1 daheim gegen Arsenal, 0:2 bei ManCity und 0:1 bei Newcastle. Ein Tor in vier Spielen. Potter muss man ein offensives Armutszeugnis ausstellen. Struktur, Power, Punch, Esprit oder gar gute Torchancen. Alles Fehlanzeige.
In einem Team, das eine Transferbilanz von Minus 225 Millionen Euro im Sommer hatte. Kein Premier League Team hat mehr Geld ausgegeben für Neuzugänge. Thomas Tuchel wird zuhause mit geballter Faust in der Hosentasche sitzen.
Die anderen Flops kommen aus Liverpool.
LFC und EFC. Die Reds sind gar nicht gut aus den Startlöchern gekommen und haben den Sprint im Dauerlauf zurückgelegt. Zu viele Ausfälle auf der Strecke gehabt, zu wenig Intensität. In der Offensive kam Salah nicht in Form, Nunez hat sich selbst rausgenommen mit der Roten Karte, Jota und Diaz verletzt. Blieb Firmino, der seine Klasse immer noch gezeigt hat.
Und jetzt noch die Nebengeräusche um den Verkauf des Klubs seitens der Eigentümer FSG.
Nach zwölf Jahren geht mit den Amerikanern um die Fenway Sports Group eine Erfolgsgeschichte zu Ende. Das neue Jahr wird wohl einen neuen Eigentümer bringen und ganz sicher einen anderen Auftritt der Reds. Mit nur sieben WM-Fahrern kann das Team zur Ruhe kommen, Akkus aufladen und wird angreifen.
Who`s next ? Das fragen sie sich im blauen Teil Liverpools schon seit letztem Frühjahr.
Im Mai sind Everton und sein Trainer Frank Lampard einem drohenden Abstieg im fast schon letzten Moment von der Schippe gesprungen.
Platz 17 und sechs Monate später ist ein Indiz für ausgebliebenen Fortschritt und eine Handschrift, die es nie gab. Fragt man in Everton nach der Idee des Trainers, herrscht erste allgemeine Verunsicherung. Er war von Beginn an nicht gemocht. Jetzt muss er aufpassen, noch geduldet zu werden.
Womit wir bei den Tops wären. Natürlich Erling Haaland. Kam, sah und traf. Oft. Und öfter als jeder zuvor in dieser Liga, die große Stürmer gesehen und bejubelt hat. Der Sturm Erling fegte über manche Gegner hinweg und hinterließ nicht nur Sachschaden.
Manchen Gegnern wehte er aber auch nur als laues Lüftchen um die Ohren. Gegen Liverpool fand er seine Meister in van Dijk und Gomez. Gegen Brentford hatte er weniger Ballaktionen als beide Torhüter.
Manchester City hat seinen Stil geändert. Pep hat sein Spiel auf den Norweger ausgerichtet. Ein gefährlicher Weg. War bisher das Team, das erfolgreich war, spricht jetzt jeder nur noch über den Einen. Über Haaland. Und die Tabelle lügt nicht. Platz zwei ist nicht der Anspruch des Katalanen. Die WM fordert mit 15 Abstellungen zusätzlich Tribut.
Und die Champions League bleibt weiterhin als heiliger Gral der Schatten über dem Etihad.
Zudem kommen ab jetzt noch die Nebengeräusche um den auslaufenden Vertrag von Guardiola im nächsten Sommer. Get the deal done.
Von einem Abstiegsplatz auf einen Champions-League-Platz. Willkommen in Newcastle! A brave, new world. Nicht die von Aldous Huxley, sondern von Eddie Howe. Für Fans, Spieler, Experten, Neutrale eine neue ungewohnte Welt.
Was Eddie Howe und sein Team geschaffen haben ist beispiellos. Mit Plan. Mit Sinn und Verstand. Zuerst an den Schwächen gearbeitet, ohne die Stärken zu vernachlässigen. Und nicht wild den neuen saudischen Geldhahn aufgedreht. Gezielt und preiswert eingekauft, um Schwachstellen zu beheben.
Pope, Trippier, Targett, Botman, Bruno Guimaraes oder Wood. Alles keine teuren Namen im Weltfußball. Aber Teil einer neuen Identifikation. Einer Widerstandsfähigkeit. Made in Newcastle.
Tabellenführer, Weihnachtsmeister, Durchstarter, Spaßmacher. Vom Meister aus Manchester zwei Spieler als letzte Puzzlestücke hinzugeholt.
Aus Frankreich endlich einen Abwehrchef von der Leihe zurückgeholt. Fertig ist das neue Gebilde. Junges Team. Dynamisch, energisch, begeisterungsfreudig. Mit großer individueller Fußballqualität. Angeleitet von einem Trainer, der emotional seine Idee predigt. Und bei den Meistern Wenger und Guardiola in die Lehre gegangen ist.
Hut ab, Gunners! Ihr macht diese Liga spannend. Und ihr macht Spaß! In jedem Spiel getroffen, die Derbys gegen Tottenham und Chelsea gewonnen. Gegen Liverpool auch. Konstant bislang. Aber der heiße Teil der Saison kommt noch.
Am Boxing Day geht es live auf Sky weiter.