Poulsen: Nagelsmann kann "bei Bayern jeden Spieler weiterentwickeln"
29.04.2021 | 13:43 Uhr
Yussuf Poulsen steht nach seiner Verletzung wieder vor seiner Bundesliga-Rückkehr. Im Sky Interview spricht er über das bevorstehende Pokal-Halbfinale gegen Bremen, Julian Nagelsmann und Jesse Marsch.
Sky Sport: Was macht die Verletzung?
Poulsen: Ganz gut, es läuft in die richtige Richtung. Ich habe gestern Tests absolviert, sodass ich heute ins Training einsteigen durfte. Die Tests waren gut und deswegen darf ich heute mit der Mannschaft trainieren.
Sky Sport: Das heißt, gegen Bremen wird es auf jeden Fall ein Kaderplatz und eventuell sogar die Startelf?
Poulsen: Das ist eine gute Frage, das werden wir sehen. Heute werden wir, glaube ich, auch Elf gegen Elf trainieren, mal sehen, ob das von der Pumpe her geht. Aber wenn alles gut läuft, dann bin ich auf jeden Fall fit und stehe zur Verfügung.
Sky Sport: Das klingt doch gut. Was wird das für ein Spiel gegen Bremen im Pokal? Wie kann man Bremen schlagen?
Poulsen: Wir müssen viele Dinge von denen zeigen, die wir auch in den letzten Wochen gezeigt haben. Da haben wir auch dort gespielt und ein sehr gutes Spiel abgeliefert. Diese Dinge müssen wir wieder machen. Wir wissen schon, was auf uns zukommt, deswegen glauben wir alle daran, dass wir mit einem guten Einsatz auch ins Finale einziehen können.
Sky Sport: Wie gefällt Ihnen denn der Titel Mr. DFB-Pokal?
Poulsen (lacht): Das habe ich schon ein paar Mal gehört...
Sky Sport: Weil...?
Poulsen: Ich habe eine ganz gute Quote im DFB-Pokal und dann bekommt man vermutlich so einen Titel (lacht).
Sky Sport: Um das noch einmal kurz aufzulösen: Fünf Treffer, damit auf Platz eins der Torjägerliste im DFB-Pokal 2020/21 - warum läuft es speziell im Pokal für Sie so gut?
Poulsen: Das ist eine gute Frage. Das ist auch ein bisschen Zufall denke ich, das gehört dazu. Ich glaube nicht, dass da etwas anders ist, nur weil es ein anderer Wettbewerb ist. Die Bälle kommen gut und ich treffe halt (lacht).
Sky Sport: Im Pokalfinale 2019 gegen die Bayern waren Sie auch schon dabei. Was braucht es jetzt in dieser Saison, um ins Finale zu kommen oder generell: Was braucht es dafür? Sie haben ja schon ein bisschen Erfahrung.
Poulsen: Es braucht einen guten Einsatz am Freitag. Wir haben Bremen diese Saison schon geschlagen, deswegen müssen wir das liefern, was wir auch am Wochenende gut gezeigt haben gegen Stuttgart. Dann bin ich sicher, dass wir genügend Qualität haben, um ins Finale einzuziehen. Das haben wir 2019 auch gemacht und wir wissen schon, wie geil das Gefühl ist, in das Finale einzuziehen. Und wir werden alles dafür tun, dass wir dieses Jahr, erst am Freitag und dann hoffentlich in ein paar Wochen, eine größere Möglichkeit haben, am Ende als Gewinner dazustehen.
Sky Sport: Sie haben es angesprochen, 2019 hat es nicht geklappt. Warum holt RB dieses Jahr, diese Saison den Titel? Was ist anders?
Poulsen: Weil wir einfach eine bessere Mannschaft sind als vor zwei Jahren. Das ist der größte Faktor (lacht). Wir sind reifer, wir sind besser, wir haben auch ein paar Spieler mit richtig guter Qualität dazubekommen. Deswegen glaube ich, dass wir dieses Jahr eine größere Möglichkeit haben zu gewinnen als 2019.
Sky Sport: Markus Krösche verlässt den Verein, Nagelsmann, Upamecano - das steht schon fest, zum Sommer. Es gibt noch ein paar weitere Fragezeichen, was das Personal angeht: Forsberg, Sabitzer. Haben Sie Bedenken bezüglich eines Umbruchs im Sommer bei RB Leipzig oder dass es dann in Zukunft eine Leistungsdelle geben könnte?
Poulsen: Nein. Ich glaube nicht unbedingt, dass es ein Umbruch wird. Natürlich geht unser Trainer und wir haben Julian gerade erst vor zwei Jahren gekriegt. Aber da haben wir auch schon gezeigt, dass wir uns trotz eines Trainerwechsels oder Sportdirektorwechsels weiterentwickeln und weiter Leistung bringen können. Das haben wir die zwei Saisons auch unter Julian gezeigt: letztes Jahr haben wir uns für die Champions League qualifiziert und dieses Jahr sieht es auch sehr, sehr gut aus. Wir waren letztes Jahr im Champions-League-Halbfinale und dieses Jahr im Achtelfinale. Wir stehen dieses Jahr wieder im Pokal-Halbfinale. Wir haben also schon gezeigt, dass wir, selbst wenn neue Leute kommen oder gehen, uns weiterentwickeln können. Wir haben ein sehr gutes Team und auch wenn Upamecano geht, glaube ich nicht, dass es einen großen Umbruch im Team geben wird.
Sky Sport: Julian Nagelsmann hat auf der Pressekonferenz am Dienstag (27.04.21) nochmal gesagt, dass er sich gestern Vormittag gegen 10 Uhr beim Team verabschiedet und dem Team mitgeteilt hat, dass er zu den Bayern geht. Wie haben Sie diesen Moment erlebt, war das sehr emotional? Wie war es für Sie?
Poulsen: Verabschiedet ist das falsche Wort, das hat er auch selbst betont. Es war kein Abschied, es war mehr eine Info nach dem Motto "ab dem Sommer seht ihr mich nicht mehr. Und fertig aus. Da müssen wir eigentlich nicht weiter drüber reden". Wir haben noch Vieles vor in dieser Saison, unser Ziel ist es, am Freitag zu gewinnen, im Pokalfinale zu stehen und auf Platz zwei zu bleiben. Und das werden wir mit Julian machen. Es ist ja nicht so, dass er von gestern auf heute nicht mehr im Trainingszentrum ist. Wie er es gestern auch im, nennen wir es mal Informations-Meeting, betont hat: es geht immer noch weiter. Wir haben noch Ziele vor uns, die wir erstmal schaffen sollen. Dann können wir einen ordentlichen Abschied machen, wenn wir unser letztes Bundesliga-Spiel haben.
Sky Sport: Sie haben schon in der Dritten Liga für RB Leipzig gespielt, also schon viel miterlebt mit dem Verein und auch verschiedene Trainer miterlebt. Was war in der Zeit mit Julian Nagelsmann bei RB das Besondere, was hat er bewirkt und was hat der Abgang vielleicht auch für Auswirkungen?
Poulsen: Julian hat uns sehr viel weitergebracht, das haben die letzten Trainer, die hier waren, auch. Wir waren in einer ständigen Entwicklung und das sieht man auch über die acht Jahre, die ich hier bin. Gefühlt haben wir zu keinem Zeitpunkt einen Schritt zurück gemacht. Vielleicht ein bisschen Stillstand, aber das war auch nur kurz. Ansonsten haben wir uns immer weiterentwickelt. Da hat Julian über die letzten zwei Jahre einen großen Anteil dran, genauso wie die Trainer davor auch. Hoffentlich kriegen wir dann im Sommer einen neuen Trainer, der uns etwas Neues mitgibt. Julian hat uns sehr viel gelehrt, aber nur weil der Trainer geht, heißt das nicht, dass man alles vergisst, was man gelernt hat. Wir werden die nächsten Jahre auch davon profitieren, was Julian hier für eine Arbeit gemacht hat. Deswegen sind wir sehr, sehr froh, dass er zwei Jahre hier war. Er ist ein sehr guter Trainer, der viele guten Ideen hatte, aber wie gesagt: es ist noch nicht zu Ende und wir werden den Fokus darauf setzen, dass wir auch die Ziele erreichen, die wir für die restliche Saison haben.
Sky Sport: Eine letzte Frage zu Julian Nagelsmann. Was zeichnet ihn aus in seiner Arbeit mit den Spielern und inwiefern kann es ihm dann auch helfen, bei Bayern mit Spielern wie Lewandowski oder Neuer zu arbeiten?
Poulsen: Er ist sehr, sehr fußballclever. Für mich hat er von den Trainern, unter denen ich gearbeitet habe, die größte Variabilität in seinem Fußballdenken. Deswegen glaube ich, es gibt keinen Spieler, der nicht irgendetwas von ihm lernen kann. Im Fußball hörst du auch nie auf zu lernen, weil der Fußball sich auch entwickelt. Die Gegner werden sich anpassen und wenn du etwas zwei Jahre lang gut gemacht hast, heißt es nicht, dass es im dritten Jahr auch gut läuft. Die Gegner haben sich dann angepasst und sich etwas Neues einfallen lassen. Deswegen kann man sich immer weiterentwickeln, egal ob als Mannschaft oder als Spieler. Julian hat ein sehr, sehr breites Fußballdenken, deswegen wird er auch bei Bayern jeden Spieler weiterentwickeln können.
Sky Sport: Unabhängig davon, ob es eintritt oder nicht - Jesse Marsch als neuer Trainer bei Leipzig. Könnte das aus Ihrer Sicht passen? Wenn ja, warum?
Poulsen: Erstmal war Jesse schon mal hier, das ist schon ein gutes Zeichen, dass er hier reinpasst (lacht). Er kennt die Leute, die hier sind, er kennt auch viele von den Spielern, deswegen würde es auf jeden Fall gut passen. Aber wie gesagt, es ist nicht meine Entscheidung sondern eine Entscheidung, die andere treffen sollten. Und wenn die denken, dass es Jesse ist, sind wir froh darüber und begrüßen ihn. Wenn sie sich anders entscheiden, dann ist es so, dann hat Jesse einen guten Job in Salzburg gemacht und wird es auch in der Zukunft weiter machen.
Das Interview führte Raul Kristen.