Im exklusiven Sky Interview spricht Gladbachs Rocco Reitz über seine rasante Entwicklung, seine Vorbilder, das anstehende Derby gegen Köln und dem Traum von der A-Nationalmannschaft.
Gladbachs Rocco Reitz über ...
... seine rasante Entwicklung bei Borussia: "Es ist alles sehr schnell gegangen, vor allem, wenn man sieht, wie die zwei Jahre davor in Mönchengladbach für mich gelaufen sind. Das ist unglaublich und sehr, sehr schön. Ich hätte vor der Saison niemals damit gerechnet, wirklich so viele Minuten zu sammeln und dann auch schon so eine Rolle in so einer Mannschaft einzunehmen. In den vergangenen Spielen habe ich nicht mehr so häufig von Anfang an gespielt und hatte zwei, drei Dellen drin, muss ich ehrlich sagen. Wenn ich mich dann in diesen Momenten frage, wieso ich nicht von Anfang an spiele, dann fällt mir wieder auf, woher ich eigentlich komme. Dann realisiere ich nochmal, was in dieser Saison schon passiert ist. Das ist für mich wirklich der Wahnsinn."
... seine Zeit als Gladbach-Fan im Vergleich zur aktuellen Zeit als Profi: "Auf dem Platz zu stehen, ist ganz anders, als ich mir das damals vorgestellt habe. Man kann die Emotionen, die man sich so vorgestellt hat, mal einhundert rechnen. Die Freude oder auch das Ärgern über eine schlechte Aktion auf dem Platz ist noch einmal viel intensiver als gedacht. Ich habe mir das schon schön vorgestellt, auf jeden Fall. Das dann selbst zu erleben ist umso schöner, aber auch schwer zu realisieren, weil du auf dem Platz voll fokussiert bist. Das realisierst du dann manchmal alles erst ein bisschen später. Es ist dennoch einfach wunderschön."
... Vorbilder seiner Kindheit und heute: "Ganz früher war es immer Messi, ganz klar. Vor allem bei den Mini-WM`s oder den kleinen Turnieren. Als es dann in die Richtung ging, dass man Fußball so richtig versteht und auch Taktiken der Trainer nachvollziehen kann und begreift, was er von einem verlangt, da ging es dann eher in Richtung Joshua Kimmich oder Granit Xhaka, der ja damals bei Borussia gespielt hat. In den letzten Jahren ist aber Joshua Kimmich definitiv immer mein großes Vorbild gewesen."
... persönliche Stärken und Schwächen auf dem Platz: "Ich rede lieber zuerst über Schwächen. Mein Kopfballspiel im Zentrum kann noch besser werden, vor allen Dingen in der Vororientierung und die Seite wirklich komplett zu verlagern. Ich muss noch mehr auf die Kette zugehen, mir noch mehr zutrauen. Torabschluss natürlich auch, aber man kann sich in allen Dingen immer verbessern. Zu meinen Stärken gehört auf jeden Fall die Laufbereitschaft. Tiefe Wege machen, Räume freiziehen, mit dem Ball Wege gehen. Die Galligkeit im Gegenpressing gehört sicher auch dazu."
... Gerardo Seoane und welche Rolle er für ihn spielt: "Die Größte! Der Trainer ist immer der wichtigste Mann, um eine Karriere starten zu können, wenn er uns jungen Spielern das Vertrauen schenkt. Da bin ich sehr dankbar für und werde für den Trainer immer alles geben, denn du brauchst irgendwann jemanden, der dir den Weg ein Stück weit ebnet, dich an die Hand nimmt und dir das Vertrauen ausspricht. Das hat Gerardo Seoane gemacht und dafür bin ich extrem dankbar."
... seine Verlängerung in Gladbach bis 2028 und Ziele: "Das Maximale rauszuholen. Ich möchte persönlich immer an meine Grenzen gehen und mich stetig verbessern. Ich hoffe, dass wir dann auch glorreichere Zeiten erleben, denn diese Saison - mit vielen Aufs und Abs - ist schon schwierig. Ich denke aber, das wird alles kommen. Die Zeiten werden noch gut in den kommenden Jahren und da freue ich mich drauf. Borussia Mönchengladbach ist so ein riesiger Verein, mit so vielen guten Fans. Da habe ich richtig Bock drauf!"
... die aktuelle Saison mit Gladbach: "Ich persönlich - für mich - bin natürlich sehr zufrieden, da ich nicht damit gerechnet hätte, so in die Mannschaft integriert zu sein. Man wünscht sich natürlich immer bessere Ergebnisse und mehr Spiele, die man gewinnt. Aber ich denke, so wie es der Trainer und der Verein kommunizieren, ist es richtig. Es ist schon nicht so einfach, wenn man so viele junge Spieler hat und die Mannschaft so durcheinandergewirbelt wird. Das muss sich erstmal finden und es dauert auch, bis man so richtig versteht, was der Trainer von einem möchte oder was der Nebenmann auf dem Platz von dir verlangt. Ich sehe bei uns aber wöchentlich eine Steigerung, auch wenn es dann am Wochenende auf dem Rasen manchmal noch nicht perfekt funktioniert. Ich bin mir ganz sicher, dass da mit dem Trainer und dieser Mannschaft noch einiges drin ist und die nächsten Monate und Jahre richtig gut werden. Ich denke, die Zusammenarbeit passt auf jeden Fall."
... Themen, die Gladbach auf dem Rasen zur Konstanz fehlen: "Ich bin schon sehr zufrieden mit der Verteidigung. Wie wir im Block stehen, die Räume eng machen und wo wir die Bälle dann zum Teil auch erobern, so wie wir es vorhaben. Wo wir und ich uns verbessern müssen, ist dann das Spiel nach vorne. Den Konter vernünftig zu Ende spielen, denn wir haben die Möglichkeiten dazu, diese Tore zu schießen. Manchmal müssen wir das noch besser ausspielen. Das sieht häufig nicht so aus, weil wir den zweiten oder dritten Ball dann vertändeln und ihn hergeben. Wenn wir das vernünftig ausspielen, können viel mehr Chancen entstehen und dann würden wir auch mehr Tore schießen. Das ist ein Hauptaspekt, den wir verbessern können."
... Gladbachs auffällig schlechtem Schnitt gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel: "Wir haben definitiv kein Motivationsproblem. Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Jeder im Team hat Bock, jedes Spiel zu gewinnen. Wir feuern uns vor jedem Spiel an und heizen uns an, egal gegen wen es geht. Ich denke, dass es uns aktuell schwerer fällt, gegen vermeintlich schwächere Teams zu spielen, da sie natürlich nicht so viel den Ball haben, uns nicht so verschieben lassen und unser Spiel spielen lassen. Ich finde, das kann man nicht in eine Schublade stecken. Es ist sehr einfach zu sagen, wir wären nicht motiviert genug in solchen Spielen. Wir hauen gegen jeden Gegner alles rein und versuchen immer das Maximum rauszuholen, egal wie stark der Gegner ist."
... das Derby gegen Köln: "Wir haben aus dem Hinspiel etwas gut zu machen, vor allem für die Fans. Da denken wir natürlich dran, aber es ist eben auch ein Bundesligaspiel, in dem es um drei Punkte geht, die wir brauchen. Der Gegner ist der 1.FC Köln, das heißt Derby. Da ist Feuer drin und wir werden auf jeden Fall alles geben - wie an jedem Wochenende. Wir und der Trainer werden einen Plan machen, wie wir den Gegner schlagen können. Aufgrund dessen, dass es das Derby ist, sind die drei Punkte aber natürlich umso wichtiger. Ich bin mir der Bedeutung dieses Spiels absolut bewusst."
... die aktuelle Tabellensituation der Borussia und die Möglichkeit, mit einem Sieg gegen den 1.FC Köln zwölf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz zu haben: "Jeder Punkt ist wichtig, auch im Hinblick auf den Abstand nach unten. Das bringt Ruhe. Das wird eine wichtige Woche. Wir haben dann noch das Pokalspiel gegen Saarbrücken und sind voll fokussiert. Wir sind echt gut drauf, muss ich sagen. Das Training in den letzten Tagen ist top. Ich denke, die drei Punkte gegen Köln wären immens wichtig, aber die kommenden Spiele eben genau so. Dafür werden wir alles geben."
... die Europameisterschaft in Deutschland, sowie Ziele und Träume mit der deutschen Nationalmannschaft: "Der Traum ist riesig und für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen ist etwas, das ich in meinem Leben unbedingt noch erreichen möchte. Kontakt gab es noch nicht, aber da mache ich mir ehrlich gesagt auch noch gar keine Gedanken drum. Das ging bei mir alles so schnell, da muss man auch mal ein bisschen durchatmen und alles mal sacken lassen. Ich bin in der U21 total zufrieden und es macht mir riesigen Spaß, dort zu spielen. Wir haben im Zentrum bei der DFB-Elf Weltklasse-Jungs, die europaweit für Furore sorgen. Ich weiß, jeder fragt mich immer danach, aber ich denke da wirklich noch nicht drüber nach. Für mich zählen die U21 und Borussia Mönchengladbach."
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