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2. Bundesliga News: Marc Schnatterer im Interview mit skysport.de

Schnatterer: Diesen Fehler dürfen Schalke und Werder nicht machen

13 Jahre lang trug Marc Schnatterer das Trikot des FC Heidenheim, inzwischen spielt er bei Waldhof Mannheim.
Image: 13 Jahre lang trug Marc Schnatterer das Trikot des FC Heidenheim, inzwischen spielt er bei Waldhof Mannheim.  © DPA pa

Ex-Heidenheim-Star Marc Schnatterer kennt die Tücken der 2. Bundesliga wie kaum ein anderer. Im exklusiven Interview mit skysport.de erklärt er, worauf es für die Teams ankommt, wenn sie aufsteigen wollen. Außerdem hat er einen klaren Favoriten auf den Zweitliga-Meistertitel.

skysport.de: Herr Schnatterer, nach 13 Jahren und mehr als 400 Pflichtspielen für den 1. FC Heidenheim sind Sie in die 3. Liga zum SV Waldhof gewechselt. Spüren Sie Vorfreude oder auch ein bisschen Wehmut?

Marc Schnatterer: Ich habe mich in Mannheim gut eingelebt. Unter Sportlern findet man schnell zueinander und kommt gut miteinander klar, aber natürlich kann ich die 13 Jahre in Heidenheim nicht einfach so wegwischen. Ich habe immer gesagt, dass ich dort gern noch ein Jahr gespielt hätte, aber manchmal muss man andere Wege gehen. Ich vermisse natürlich meine Freunde in Heidenheim und bin ein bisschen traurig, dass meine Zeit dort so zu Ende gegangen ist.

skysport.de: Aber wie heißt es so schön: Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne. Welche Ziele haben Sie mit dem SV Waldhof. Ist der Aufstieg in die 2. Liga realistisch?

Schnatterer: In den vergangenen Jahren ist die Qualität der Vereine in der 3. Liga enorm gestiegen. Man muss gut in die Saison kommen und dann schauen, wie konkurrenzfähig die Mannschaft ist. Wir werden alles versuchen, um den Vorgaben der Vereinsführungen gerecht zu werden. Nichtsdestotrotz ist es gerade in der 3 Liga nicht leicht, einen solchen Erfolg zu planen, dazu ist in jedem Spiel einfach alles möglich.

skysport.de: In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurde immer wieder von der "besten 2. Liga aller Zeiten gesprochen." Wie schätzen Sie die Qualität in dieser Saison ein?

Schnatterer: Nicht nur durch die Absteiger Schalke und Bremen, sondern auch durch die Aufsteiger wie Dresden und Rostock ist unheimlich viel Tradition und Reichweite dazugekommen und auch die anderen Klubs haben ein sehr hohes Niveau. Von daher würde ich sagen, dass es die beste 2. Liga seit Jahren, wenn nicht gar die beste 2. Liga überhaupt ist.

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skysport.de: Welche sind Ihre Favoriten auf den Aufstieg?

Schnatterer: Schalke und Bremen gehören auf jeden Fall zum ganz großen Favoritenkreis, der HSV will endlich wieder hoch. Bei Kiel muss man sehen, wie sie die Abgänge und die Relegation verkraftet haben, Hannover hat zuletzt etwas zurückgerudert, was ihnen vielleicht auch hilft, und dazu gibt es immer wieder Überraschungen. Für mich ist Schalke der Top-Favorit, wenn man sich die Mannschaft ansieht und schaut, wen sie zuletzt noch dazu geholt haben.

skysport.de: In Bremen steht bei vielen Spielern noch gar nicht fest, ob sie dem Verein erhalten bleiben. Ein großer Nachteil?

Schnatterer: Es ist nicht optimal, wenn man nicht mit den Spielern die Vorbereitung bestreitet, mit denen man die Saison gehen möchte. Aber sie haben in Markus Anfang einen guten Trainer, der schon in einem großen Verein gearbeitet und Erfahrung im Aufstiegskampf hat.

skysport.de: Worauf kommt es in der 2. Liga an? Welchen Fehler dürfen vor allem Schalke und Bremen auf keinen Fall machen?

Schnatterer: Es kommt darauf an, wer die Liga am besten annimmt. Die 2. Liga verzeiht keine Fehler. Man muss selbstbewusst, aber auch mit Respekt und Demut auftreten. Wenn man von oben herab agiert, spornt man die anderen noch mehr an und es wird richtig schwer. Wer aus seinem Kader das Maximale herausholen und an die Leistungsgrenze gehen kann, wird Erfolg haben. Das hat nichts mit der individuellen Klasse zu tun, sondern es kommt darauf an, wie du als Mannschaft funktionierst. Das ist auch die Chance für die namentlich kleineren Teams.

skysport.de: Blicken wir auf den Auftakt-Knaller am Freitagabend: Wer ist Favorit, Schalke oder der HSV?

Schnatterer: Beide Mannschaften haben große Qualität und viel Erfahrung, aber ich gehe davon aus, dass Schalke das Spiel gewinnt. Nachdem der Abstieg aus der Bundesliga schon lange vor dem Saisonende feststand, konnten sie sich gut vorbereiten und wollen sie jetzt zeigen, dass sie die 2. Liga annehmen, egal, was passiert. Wenn sie schaffen, diese Einstellung auf den Platz zu bringen, werden sie dich durchsetzen. Man darf den HSV aber nicht unterschätzen. Neuer Trainer, neuer Schwung, das kann es den Schalkern etwas schwerer machen.

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Jonas Boldt, Vorstand Sport beim Hamburger SV, äußert sich vor dem Zweitliga-Start am Sky Mikro (Video-Länge: 6:05 Minuten).

skysport.de: Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis kennt die 2. Liga sehr gut. Sportvorstand Rouven Schröder hat seine Kompetenz jahrelang in der Bundesliga unter Beweis gestellt. Spricht diese Kompetenz noch zusätzlich für Schalke?

Schnatterer: Schalke hat sich perspektivisch so aufgestellt, um nicht lange in der 2. Liga zu bleiben. Auch wenn es mal nicht so läuft, brauchst du eine Führungskraft, die Dinge gut moderieren kann. Rouven Schröder ist eine Person, die Ruhe ausstrahlt. Aber auch beim HSV arbeiten Leute, die sich einen guten Namen gemacht haben und die Liga kennen.

skysport.de: Der HSV war dreimal Vierter, warum ist der Wiederaufstieg so schwierig?

Schnatterer: Die drei Jahre liefen alle ähnlich ab. Guter Beginn, bis zum Winter lief es, aber dann haben sie angefangen, leichtfertig, aber auch verdient, Punkte liegen zu lassen. Gier und Galligkeit haben gefehlt, sie haben sich vielleicht zu sehr ausgeruht auf dem, was sie sich in der Hinrunde erarbeitet hatten. Sie haben vielleicht gedacht „es wird schon so weiterlaufen" und sich dann nicht richtig gewehrt, als es nicht mehr lief. So sah es zumindest von außen aus. Aber das geht in der 2. Liga nicht. Man darf sich nie ausruhen.

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skysport.de: Simon Terodde ist vor der Saison vom HSV zu Schalke gewechselt. Wie wichtig wird er für Schalke sein - und auch Dominick Drexler als Vorlagengeber?

Schnatterer: Simon Terodde ist ein Spielertyp, den man in der 2. Liga braucht. Man sieht ihn in vielen Spielen lange nicht, aber dann ist er doch zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ohne ihn unter Druck setzen zu wollen, garantiert er mindestens zehn Tore in einer Saison. Er selbst wird sich wahrscheinlich sogar 15 plus vorgenommen haben. Drexler und Terodde haben auch schon in Kölns Aufstiegssaison hervorragend harmoniert und waren an vielen Toren beteiligt.

skysport.de: Robert Glatzel ist Teroddes Nachfolger in Hamburg. Sie haben in Heidenheim mit ihm zusammengespielt. Was zeichnet Glatzel aus?

Schnatterer: Robert hat eine tolle Entwicklung genommen. Er hat bei uns im zweiten Jahr seinen Durchbruch geschafft und hat sich durch seine Art zu spielen einen Namen gemacht. In Mainz hat er sich in der vergangenen Saison sehr gut präsentiert. Er wird dem HSV unheimlich guttun, weil er für seine Größe ein technisch guter ein Spieler ist, der mit dem Kopf gefährlich ist und für den Gegner schwer auszurechnen ist.

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Robert Glatzel vor dem Auftakt der 2. Bundesliga zwischen dem Hamburger SV und Schalke 04. (Videolänge: 2:15 Minuten)

skysport.de: Sie haben mit Heidenheim die Relegation gegen Bremen verloren. Wird Kiel noch an den Folgen der Relegation zu knabbern haben?

Schnatterer: Für viele Spieler bei Kiel war die Relegation eine einmalige Chance, das war bei uns nicht anders. Danach haben einige Leistungsträger den Verein verlassen. Die große Aufgabe für den Klub ist, nicht nach hinten, sondern nach vorne zu schauen. Es ist eine Charakterfrage. Sie hatten in der Vorbereitung lange genug Zeit, ihr Trainer bringt viel Erfahrung mit. Vielleicht brauchen sie am Anfang ein paar Spiele, um sich zu finden. Ich würde nie zulassen, die Relegation als Ausrede anzuführen. Aber ich glaube, dass sie in Kiel erfahren genug sind und so etwas nicht passiert.

skysport.de: Sie waren 13 Jahre lang in Heidenheim, ihr ehemaliger Trainer Frank Schmidt ist seit 2007 im Amt. Wie wichtig ist, speziell in der 2. Liga, das Thema Konstanz?

Schnatterer: Wenn der Trainer eine gute Handschrift hat, eine Philosophie vorlebt und die Mannschaft entwickelt, sollte man ihm auch mal eine Zeit zugestehen, in der es mal nicht so läuft. Heidenheim mit Frank Schmidt ist ein Paradebeispiel dafür, dass es sich am Ende auszahlt, wenn man Ruhe bewahrt. Man kann Erfolg kurzfristig erzwingen, wenn man viel Geld in die Hand nimmt, aber auf lange Sicht ist Kontinuität der Schlüssel zum Erfolg.

skysport.de: Was trauen Sie Heidenheim zu und was erwarten Sie von ihrem anderen Ex-Klub, dem Karlsruher SC?

Schnatterer: Heidenheim hat es geschafft, den Großteil der Mannschaft zusammenzuhalten und punktuell zu verstärken. Ich weiß, dass die Jungs sich immer reinhauen und traue ihnen einen einstelligen Tabellenplatz zu. Ob es für mehr reicht? Ich weiß es nicht, denn aufgrund der starken Konkurrenz wird es in dieser Saison extrem schwer. Was den KSC angeht, muss ich sagen, dass sie dort vor eineinhalb Jahren mit Christian Eichner, einem jungen und dynamischen Trainer, den richtigen Weg eingeschlagen haben und einen guten Job machen. Wenn Philipp Hofmann wieder so erfolgreich knipst wie in den vergangenen zwei Jahren, werden sie eine gute Rolle spielen können.

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skysport.de: Was trauen Sie den Aufsteigern zu?

Schnatterer: Dresden hat eine gute Mischung in der Mannschaft, Rostock hat relativ viel auf dem Transfermarkt gemacht und erfahrene Spieler dazu geholt. Beide werden mit ihren Fans im Rücken auch mal Punkte holen, wenn die Spiele eng sind. Bei Ingolstadt muss man abwarten, wie es bei ihnen mit dem neuen Trainer anläuft. Für alle drei Aufsteiger wird es schwer, aber ich glaube, dass einer oder zwei die Liga halten werden.

skysport.de: Wird man Sie noch einmal in der 2. Liga sehen?

Schnatterer: In irgendeiner Form oder Funktion wäre es schön. Ob ich nochmal als Spieler dort auflaufen werde, kann ich heute noch nicht sagen. Es wird nicht ganz so einfach sein. Wenn es klappen sollte, wäre es schön. Wenn nicht, dann habe ich trotzdem sieben schöne Jahre in der Liga gehabt.

Das Interview führte Thorsten Mesch.

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