Die Hoffnung auf den ersten Scudetto seit 1990 lebt im Stadio Diego Armando Maradona. Mit sieben Siegen in sieben Spielen sind die Erben des argentinischen Idols perfekt in die Saison gestartet.
Dass Neapel Spektakel kann, ist schon länger bekannt. Auch in dieser noch jungen Spielzeit haben die Süditaliener bereits bei Udinese Calcio und Sampdoria Genua (jeweils 4:0) ihre Offensivstärke eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Bei den zwei knappen 2:1-Erfolgen gegen Juventus und der AC Florenz hat Napoli allerdings bewiesen, dass es auch nach Rückständen zurückkommen kann. Das Problem des sechsmaligen italienischen Pokalsiegers war in der Vergangenheit vor allem die Konstanz. Doch die Erben von Vereinslegende Diego Maradona zeigen in der Frühphase der Saison ein anderes, ein stabileres Gesicht.
SSC Neapel rückt als Team zusammen
Im Tor überzeugen sowohl Stammkeeper David Ospina als auch dessen Vertreter Alex Meret als sichere Rückhalte. Erst drei Gegentore musste das Duo in der Serie A bislang schlucken. Das liegt insbesondere auch an der starken Defensive um Abwehrchef Kalidou Koulibaly.
Im Mittelfeld ziehen vor allem Fabian Ruiz, Piotr Zielinski sowie Matteo Politano die Fäden. Und ganz vorne sorgt das quirlige Trio Hirving Lozano, Victor Osimhen und Kapitän Lorenzo Insigne stets für Gefahr.
"Wir sind alle glücklich und kämpfen füreinander. Das ist der Spirit von Napoli", sagte Koulibaly nach dem jüngsten Sieg gegen Florenz am Mikrofon von DAZN Italia.
Spalletti bringt den Erfolg zurück
Dabei hat sich im Kader personell kaum etwas getan. Mit Politano, der nach seiner Leihe fest von Inter Mailand verpflichtet wurde, sowie Andre Zambo Anguissa (Leihe vom FC Fulham) kamen nur zwei Schlüsselspieler neu hinzu. Die beiden Rollenspieler Elseid Hysai (Lazio Rom) und Tiemoue Bakayoko (AC Mailand) verließen den Klub.
Ansonsten ist die Mannschaft dieselbe geblieben. Dafür gab es auf der Trainerposition einen entscheidenden Einschnitt. Luciano Spalletti ersetzte den erfolglosen Gennaro Gattuso und sorgte offensichtlich für einen Stimmungsumschwung am Fuße des Vesuvs.
"Der Trainer und sein Team geben uns viel Energie und Zuversicht, einfach so weiterzumachen", erklärte Koulibaly den Hauptgrund für die neu gewonnene Stärke des zweimaligen italienischen Meisters.
Klub und Fans in Neapel eine Einheit
Spalletti scheint das Team im Griff und seine Philosophie schnell etabliert zu haben. Mit dem 62-jährigen akribischen Arbeiter, der 2007 und 2008 mit der AS Rom italienischer Pokalsieger sowie 2010 und 2012 mit Zenit St. Petersburg russischer Meister wurde, ist bei der SSC der Spaß zurückgekehrt.
"Die Liebe, die ich in Neapel empfinde, ist enorm. Der Verein, die Stadt, die Fans und alle diejenigen, die mit Neapel verbunden sind, bringen mich zum Fliegen. Ich spiele für einen unglaublichen Verein mit einer großartigen Fußballhistorie", meinte Osimhen jüngst im Interview mit der afrikanischen BBC.
Lediglich in der Europa League sind die Süditaliener in der Gruppenphase mit nur einem Zähler aus den beiden Spielern bei Leicester City und gegen Spartak Moskau schlecht gestartet. Allerdings ist dort mit zwei Erfolgen gegen Legia Warschau noch alles mit Blick auf die K.o.-Runde möglich.
Italienische Gazzetten überschlagen sich mit Lob
Die italienischen Gazzetten überschlugen sich zuletzt mit Lob für die Spielweise des Spalletti-Teams. "Wie zu Maradonas Zeit: Neapel wieder an der Serie-A-Spitze. Erinnerungen an die goldenen Jahre Diegos beflügeln die Tifosi", schrieb die Gazzetta dello Sport. "Ein neapolitanischer Orkan. Die Mannschaft spielt mit Persönlichkeit und Intelligenz: Unter der Führung von Coach Spalletti hat Neapel eine unerwartete Reife errungen", hieß es bei Corriere dello Sport.
Erwartungsgemäß ging auch direkt die erste Saisonauszeichnung in Italien an Spalletti. Der 62-Jährige wurde in der Serie A mit dem Award für den Trainer des Monats im September ausgezeichnet.
"Seine Erfahrung und die Fähigkeit, immer das Beste aus seinen Spielern herauszuholen haben es Napoli ermöglicht, ein spektakuläres und gleichzeitig effektives Spiel zu entwickeln", gratulierte Serie-A-Boss Luigi De Siervo.
Fans träumen bereits vom Scudetto
Spalletti selbst gab das Lob direkt an seine Mannschaft weiter. "Ich muss den Preis in die Umkleidekabine bringen, denn das Lob gebührt meinen Spielern. Ich habe ein starkes Team um mich herum", so der SSC-Trainer.
Ob die SSC Neapel den Schwung aus der Startphase der Saison mitnehmen und ernsthaft ein Wörtchen im Rennen um den Scudetto mitreden kann, bleibt abzuwarten. Zu oft hat der Traditionsverein in den vergangenen Jahren die hochgesteckten Ziele verpasst.
Das Träumen vom ersten Meistertitel seit 1990 ist bei den Fans rund um das Diego-Armando-Maradona-Stadion nach dem erfolgreichen Saisonstart aber bereits voll im Gange.