Der BVB nach der 0:6-Pleite beim FC Bayern
05.04.2018 | 10:53 Uhr
Borussia Dortmund wurde jüngst vom Rekordmeister FC Bayern schier auseinandergenommen. Die Mannschaft von Trainer Peter Stöger hadert, stolpert und findet einfach nicht zur Ruhe. Sky Reporter Sascha Bacinski analysiert die aktuelle Situation.
Eine Mannschaft auf der Suche nach sich selbst.
Es ist ein sonniger Tag im Juli in der Schweiz. Bad Ragaz, Trainingslager des BVB. Peter Bosz unterbricht die Trainingseinheit, nimmt sich Spieler zur Seite, erklärt gesten- und wortreich seine Idee vom Fußball. Vom schnellen Spiel nach vorne, vom Pressing, Laufwege. Viele glauben, dass hier eine neue Idee vom zukünftigen Fußball der Borussia geboren werden könnte. Mutig, selbstbewusst, spektakulär…..doch wie wir wissen, kam alles ganz anders.
Das System Bosz ist schon lange Geschichte beim BVB. Mut, Selbstbewusstsein und Spektakel - Attribute, die auch der seit Dezember installierte Feuerwehrmann Peter Stöger nicht in die Mannschaft zaubern konnte. Zugegeben, das wurde von ihm auch nicht unbedingt verlangt. Der Österreicher hatte vielmehr die Aufgabe, den "Karren aus dem Dreck zu ziehen", "das Schiff zurück auf Kurs zu bringen", "das Ruder herumzureißen" - die deutsche Sprache hält viele Phrasen für die Situation beim BVB nach Bosz bereit. Aber hat Stöger es wirklich geschafft?
Die Bilanz in der Bundesliga spricht für Stöger, der Zustand der Mannschaft während der 0:6-Demontage in München gegen ihn. Oder besser: gegen das gesamte "Team". Stöger ist einigermaßen erfolgreich, so richtig packen kann er die Mannschaft nicht. Der BVB ist zerrissen. Vom Anschlag auf den Mannschaftsbus, vom Trennungs-Theater um Thomas Tuchel, von den Personalien Dembele und Aubameyang, vom offensiven Gedanken Peter Bosz´, vom defensiven Ansatz Peter Stögers - Ereignisse eines Jahres, die du auch in fünf Spielzeiten packen könntest und immer noch genug zu erzählen hättest.
Das Team hadert mit sich selbst, findet auch unter Peter Stöger keinen echten Rhythmus, keine echte Linie, keine echte Liebe zum Spiel. Und steht trotzdem auf dem dritten Tabellenplatz. Es ist die individuelle Qualität, die den BVB über Wasser hält.
Für die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund geht es jetzt darum, den Verein wieder "in ruhige Fahrwasser"…ach, lassen wir das. Es muss gehandelt werden. Mit Matthias Sammer und Sebastian Kehl holt man sportliche Kompetenz und Autorität ins Haus. Die Suche nach dem "Aggressive Leader" auf dem Spielfeld läuft, der Leader an der Seitenlinie wird wohl nächste Saison nicht mehr Peter Stöger heißen. Die Weichen für den "neuen" BVB, sie werden gestellt….
Aber wohin fährt der Zug noch in dieser Saison? Es wird zu einer Charakterfrage für die Mannschaft, den Champions-League-Platz zu verteidigen. Und zu einer Mammut-Aufgabe für Peter Stöger, das fragile Gebilde bis Saisonende zusammen zu halten. Der Kopf wird in den nächsten Wochen eine wichtige Rolle spielen, Spieler und Trainer müssen Probleme ausblenden, den Fokus finden.
Vielleicht hilft es ja, sich einen sonnigen Tag im Juli ins Gedächtnis zu rufen, als viele Probleme noch so weit weg schienen.