Kvaratskhelia & Co.: Maradonas Erben lassen die Stadt am Vesuv glühen
14.10.2022 | 10:50 Uhr
Sowohl in der Serie A als auch in der Champions League führt der SSC Neapel die Tabelle an. In dieser Saison ist die Mannschaft zudem noch ungeschlagen. 32 Jahre nach der letzten Meisterschaft wirken die Neapolitaner aus mehreren Gründen wieder titelreif.
Gerade einmal vier Minuten war die Champions-League-Partie zwischen dem SSC Neapel und Ajax alt, als die Mannschaft der Stunde zum ersten Mal zuschlug. Nach einem perfekt getimten Lupfer in den Lauf, veredelte Hirving Lozano per Kopf die Traumkombination mit Piotr Zielinski. Wieder einmal lagen die Neapolitaner in einem Spiel vorne und wieder einmal sollten sie die Partie am Ende gewinnen.
Das Gefühl einer Niederlage dürfte sich bei den meisten Spielern des Serie-A-Klubs in den hinteren Gehirnwindungen versteckt haben. Vom 24. April dieses Jahres datiert die letzte Pleite der Italiener, in der laufenden Saison gewann man alle vier Champions-League-Spiele und holte sieben Siege und zwei Remis in der heimischen Liga.
Kein Wunder, dass die Spieler des SSC da nur so vor Selbstvertrauen und Spielwitz strotzen. Mit dem zweiten Traumtor erhöhte Giacomo Raspadori in der CL gegen Ajax und auch Shootingstar Kvicha Kvaratskhelia zimmerte den Ball ansatzlos und beinahe selbstverständlich in das linke Kreuzeck bei seinem Elfmeter.
Der Klub am Vesuv ist in Italien in dieser Spielzeit bislang das Maß aller Dinge, konnte mit dem 4:1-Erfolg über den FC Liverpool aber auch bereits für ein internationales Ausrufezeichen sorgen. Die Region lechzt wieder nach Erfolgen, zu lange sind die Zeiten des Klubs als Meisterschaftsanwärter mit Diego Maradona vorbei. In dieser Spielzeit gibt es möglicherweise wieder die Chance auf einen Scudetto-Gewinn, doch anders als vor rund 30 Jahren ist kein argentinischer Superstar der Heilsbringer. Stattdessen hat der Erfolg in Neapel viele Gesichter.
Vor Saisonbeginn standen die Vorzeichen eigentlich schlecht für den SSC. Die Mannschaft musste zahlreiche namhafte Abgänge verrkraften: Lorenzo Insigne, Kalidou Koulibaly oder Fabian Ruiz verließen den Klub. Doch aus der zunächst bitter wirkenden Transferperiode sollte sich die wohl beste der vergangenen Jahrzehnte für die Italiener entwickeln.
Der wohl erfolgreichste Transfer gelang Manager Cristian Giuntoli dabei wohl mit Kvaratskhelia. Der Georgier beendete aufgrund des Ukraine-Krieges sein Engagement beim russischen Klub Rubin Kasan und spielte fortan in Georgien weiter, bis er nach Italien gelotst wurde. In der laufenden Saison steuerte der schnelle Flügelspieler in der Serie A bereits fünf Treffer sowie vier Vorlagen bei und ließ die Herzen der Fans mit seiner Ballsicherheit und seinen pfeilschnellen Dribblings höher schlagen. Die Anhänger tauften den 21-Jährigen gar bereits "Kvaradona".
Neben dem Georgier verpflichtete der italienische Klub auch den 22-jährigen Giacomo Raspadori für die Offensive. Der Stürmer wurde aus der heimischen Liga an die Stadt am Fuße des Vesuvs ausgeliehen und kam in seinen zehn Einsätzen bereits auf sechs Scorerpunkte. Mit Min-Jae Kim, Frank Anguissa sowie Mathias Olivera stehen zudem drei weitere Sommerneuzugänge regelmäßig in der Anfangsformation von Luciano Spalletti.
Der Coach der Neapolitaner ist mit Ausnahme einer vierjährigen Zeit bei St.Petersburg bereis seit 1994 in Italien als Trainer aktiv und kennt dementsprechend den italienischen Fußball. Spalletti kam erst 2021 zum SSC, führte diesen in seiner ersten Saison aber gleich auf den dritten Rang und will nun mehr.
Neben den stark aufspielenden neuen Offensivkräften steht Spalletti zudem im Angriff der wertvollste Spieler der Mannschaft zur Verfügung. Victor Osihmen spielt bereits seine dritte Saison in Neapel, hat einen Marktwert von mehr als 60 Millionen Euro und wurde mit seinen 23 Jahren bereits mit einigen Topklubs in Europa in Verbindung gebracht.
Besonders in der Offensive ist der SSC Neapel mit seinen drei Youngstern sowie einigen weiteren Spielern bestens aufgestellt. In der Serie A bilden die Neapolitaner mit 22 Toren aus neun Spielen den besten Angriff und auch in der Champions League erzielten die Italiener mit 17 Toren mit Abstand die meisten Treffer aller CL-Teams nach den ersten vier Spieltagen. Der SSC wirkt reif, die alten glorreichen Tage am Vesuv wieder aufleben zu lassen.
Mehr zu den Autoren und Autorinnen auf skysport.de
Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.