SV Werder Bremen verliert gegen den VfL Wolfsburg, hofft auf Klassenerhalt
"Nicht bundesligatauglich", aber diese Punkte lassen Werder hoffen
09.06.2020 | 09:45 Uhr
Der SV Werder Bremen kassiert die zweite Zu-Null-Pleite in Folge und droht damit mehr denn je in die 2. Bundesliga abzurutschen. Doch die Norddeutschen, allen voran Trainer Florian Kohfeldt, geben sich weiterhin kämpferisch - und das aus bestimmten Gründen.
Es war scheinbar nur ein kurzes Ergebnis-Strohfeuer, das in Bremen aufflammte. Drei Spiele in Folge blieb der SV Werder ungeschlagen, dreimal kassierten die Mannen von Trainer Florian Kohfeldt keinen Gegentreffer und fuhren so sieben Punkte gegen den SC Freiburg (1:0), Borussia Mönchengladbach (0:0) und den FC Schalke 04 (1:0) ein.
Der Rückstand auf den Relegationsplatz wurde so von fünf auf zwei Zähler verringert. Doch seit zwei Spielen steht bei den Grün-Weißen die Null auf der falschen Seite. Im Nachholspiel gegen Eintracht Frankfurt (0:3) und gegen den VfL Wolfsburg (0:1) verließ Werder den Platz jeweils ohne eigenen Torerfolg als Verlierer. Der Ligaverbleib in Form der Relegation ist somit wieder drei Zähler entfernt - und das Saisonende schreitet mit großen Schritten heran. Nur noch vier Partien sind in dieser Spielzeit zu absolvieren. Der zweite Abstieg in die 2. Bundesliga rückt für die Bremer damit immer näher.
Werder "ist zur Zeit in allen Belangen nicht bundesligatauglich", urteilt Sky Reporter Marcus Jürgensen nach dem harmlosen Auftritt bei der Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg (0:1). Dennoch geben sich die Profis und Trainer Kohfeldt weiterhin kämpferisch und glauben an den Klassenerhalt. Drei Punkte machen den Verantwortlichen dabei Hoffnung.
1. Bremer Aufwärtstrend erkennbar - vor allem defensiv
Trotz der vergangenen beiden Niederlagen zeigt sich, dass der SV Werder über weite Strecken der Spiele auf Augenhöhe agiert - und das unter anderem gegen Europa-League-Aspiranten wie den VfL Wolfsburg. Auch gegen Frankfurt kassierte Bremen erst spät zwei weitere Gegentreffer, die die deutliche Pleite besiegelten. Chancenlose und hilflos unterlege Bremer gehören derzeit der Geschichte an.
Besonders in der Defensive zeigen die Norddeutschen einen deutlichen Aufwärtstrend, was lediglich vier Gegentore in den vergangenen fünf Spielen untermauern.
"Es war ein ausgeglichenes Spiel über die gesamte Zeit gegen einen Europa-League-Aspiranten, was ja nicht irgendwie ermauert war. Es war ein offenes Fußballspiel, wo wir gute Aktionen hatten und auch sehr gut und mutig verteidigt haben. Die Leistung insgesamt, gerade was die Defensive angeht, das Spielerische, gibt mir aber weiterhin die Zuversicht", so Kohfeldt nach dem Spiel gegen die Wölfe.
2. Hoffnungsträger vor Rückkehr
Offensiv drückt bei Bremen aber weiterhin der Schuh - und das nicht erst seit der neuesten kurzen Niederlagen-Serie. Mit 30 Treffern in 30 Spielen stellen die Grün-Weißen den ungefährlichsten Angriff der Bundesliga. Auch gegen Wolfsburg wurde die offensive Harmlosigkeit als Grund für die Niederlage ausgemacht.
"Wir kommen nicht zum Abschluss. Bei den Stürmern muss einmal der Knoten platzen. Wichtig ist, dass wir das letzte Drittel nochmal thematisieren werden jetzt auch in der Trainingswoche. Es wird eine schwierige Aufgabe für uns, das jetzt zu trainieren in dieser Phase der Saison", findet Kohfeldt konkrete Ansätze für den Endspurt in der Bundesliga.
Auch für seinen Kapitän Niklas Moisander waren "wir heute nach vorne nicht gefährlich genug." Eine mögliche Ursache dafür könnte auch der verletzungsbedingte Ausfall von Top-Torschütze Milot Rashica, der in dieser Saison bereits sieben Mal getroffen hat, sein.
Damit offenbart sich ein grundlegendes Problem, das Werder bereits die gesamte Saison verfolgt: das Verletzungspech. Rashicas Sturmkollegen Yuya Osako, Claudio Pizarro, Joshua Sargent und Co. verpassten in dieser Spielzeit immer wieder Partien. Doch gerade im Saisonendspurt bahnt sich die Rückkehr eines Hoffnungsträgers an, wie Kohfeldt betonte: "Wir haben den einen oder anderen, der jetzt nochmal zurückkehrt, der jetzt nochmal Hoffnung macht: Niklas Füllkrug, der nächste Woche dabei sein wird."
Die wenigen Zahlen, die der Angreifer in dieser Saison vor seinem Kreuzbandriss auflegte, begründen den Optimismus der Werderaner. In vier Bundesligaspielen und einem DFB-Pokal-Duell erzielte Füllkrug zwei Tore und legte zwei weitere auf - Statistiken, die Bremen auf den letzten Metern sicherlich noch einmal gut tun würden.
3. Der Spielplan
Zumal es an den vergangenen vier Spieltagen gegen drei Teams aus der unteren Tabellenregion geht: am 31. Spieltag muss Werder zu Schlusslicht SC Paderborn, am 33. Spieltag gastiert man beim ebenfalls im Abstiegskampf steckenden FSV Mainz 05 und der Saisonabschluss findet im heimischen Weserstadion gegen den 1. FC Köln statt - alles Gegner, die auf jeden Fall machbar sind und gegen die Werder die entscheidenden Zähler holen kann.
Außerdem geht es am 32. Spieltag noch gegen den FC Bayern München. Was zunächst wie eine unüberwindbare Hürde erscheint, könnte sich am Ende als weitere Punktechance entpuppen, da die Münchner zu diesem Zeitpunkt bereits Meister sein könnten und so vielleicht nicht die vollen 100 Prozent an den Tag legen.
Wichtig ist zudem ein Blick auf den schärfsten Konkurrenten Fortuna Düsseldorf, der unter anderem noch gegen die beiden Schwergewichte Borussia Dortmund und RB Leipzig ran muss. Die Chancen für eine Bremer Aufholjagd sind also durchaus gegeben.
Grundvoraussetzung dafür sind aber eigene Siege, am besten schon am kommenden Wochenende im Kellerduell gegen den SC Paderborn. Spätestens dann muss Werder zeigen, dass die zwischenzeitlich guten Ergebnisse mehr als nur ein kurzes Strohfeuer waren ...