Tobias Stieler zu Videobeweis: "Hätte klaren Elfmeter übersehen"
Schiedsrichter zieht ein erstes Fazit
19.08.2017 | 12:02 Uhr
Beim Saisonauftakt zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen kam zum ersten Mal in der Bundesliga-Geschichte der Videobeweis zum Einsatz - eine gelungene Premiere, wie Schiedsrichter Tobias Stieler findet.
"Wir Schiris sind nicht perfekt, wir machen Fehler. Und wenn sie dann so korrigiert werden - wunderbar", lautete das Fazit des 36 Jahre alten Unparteiischen aus Hamburg nach dem 3:1-Sieg der Bayern.
Kurz nach der Pause trat der Ernstfall ein. Stieler hatte auf dem Spielfeld eine strafbare Handlung des Leverkuseners Charles Aranguiz an Robert Lewandowski nicht eindeutig wahrgenommen. "Ich bin auf dem Ball geblieben und habe mir die Flanke angeschaut. In meinem Rücken wird Lewandowski gehalten", schilderte Stieler seine Sicht auf die Aktion im Strafraum. "Vom Gefühl her, war es nicht ganz sauber. Aber ein Elfmeter muss für mich hundertprozentig sein."
Kaum Proteste von Leverkusen
Stieler nahm über sein Headset sofort Kontakt zu Videoassistent Jochen Drees auf, der am Bildschirm in Köln die Szene automatisch überprüfen musste, weil es sich um einen Vorfall im Strafraum handelte. "Wir kamen dann rasend schnell zu der richtigen Erkenntnis, dass ein Haltevergehen vorlag und es Strafstoß für Bayern München geben muss", berichtete Stieler.
Die Leverkusener Spieler protestierten kaum, von Bayern-Seite gab es Lob. "Es war richtig, was der Schiedsrichter gemacht hat", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Sein Vorgänger Matthias Sammer äußerte sich bei Eurosport dagegen skeptisch: "Es war vertretbar. Mein Bauch und mein Fußballerherz sagen mir aber, dass es viele Standardsituationen geben wird, bei denen wir diskutieren werden."
"Hätte klaren Elfmeter übersehen"
Stieler hat die Technik, die anders als noch beim Supercup perfekt funktionierte, geholfen. Und das neue Teamwork habe funktioniert. "Ich bin froh, dass es so gut geklappt hat. Wie wäre es denn gewesen ohne Videoassistenten?" Ihm wäre die Szene während der restlichen Spielzeit nicht aus dem Kopf gegangen, wie er offen zugab. "Und dann wäre ich in die Kabine gekommen und hätte gesagt, ich habe einen klaren Elfmeter übersehen. Das ist genau die Situation, wo der Videoassistent helfen kann, den Fußball gerechter zu machen."