Bayern-Interesse? Arnold: "Wenn ich nicht spiele, bin ich unerträglich"
02.04.2021 | 18:39 Uhr
Wolfsburg-Spielmacher Maximilian Arnold spricht im exklusiven Interview mit skysport.de über den Erfolg der Wölfe, das vermeintliche Interesse der Bayern an ihm und seine Chancen auf die Nationalmannschaft.
Skysport.de: Herr Arnold, der VfL steht mit acht Punkten Vorsprung zu Rang fünf auf dem dritten Tabellenplatz, die Champions League ist fast sicher. Was macht Ihre Mannschaft derzeit so stark?
Maximilian Arnold: Ich glaube, wir sind für andere Teams sehr schwer zu bespielen. Wir verteidigen sehr kompakt, der eine läuft für den anderen, allgemein laufen wir sehr intensiv und machen viele Sprints. Das sind die Punkte, die uns momentan einfach auszeichnen.
Skysport.de: Sie haben die kompakte Defensive angesprochen. Schon im letzten Jahr wurde die Abwehr gelobt, jetzt sind es aber nochmal neun Gegentore weniger als in der letzten Saison zum gleichen Zeitpunkt. Wie ist diese enorme Steigerung zu erklären?
Arnold: Wir haben die Spielidee von Trainer Oliver Glasner mit der Zeit immer mehr verinnerlicht. Wir kennen unsere Abläufe. Nichtsdestotrotz gelingt uns auch noch nicht immer alles zu 100 Prozent, wir sind ja auch nur Menschen. Aber ich glaube, je länger wir diese Art zu spielen beibehalten, was der Trainer auch immer wieder von uns einfordert, umso mehr trägt das auch Früchte. Und führt unter anderem dazu, dass wir auch weniger Gegentore bekommen.
Skysport.de: Auch dank der Defensive werden die Chancen auf die Champions League immer größer. Frankfurts Trainer Adi Hütter hat jüngst gesagt, die Teilnahme sei wie eine Meisterschaft für die Eintracht. Gehen Sie da aus Wolfsburger Sicht mit?
Arnold: Wir müssen das realistisch einschätzen: Der Meistertitel geht nur über Bayern München. Dahin fehlt uns noch einiges. Von daher wäre das schon ein absoluter Traum, wenn es mit der Champions League funktionieren würde. Aber wir wissen auch, dass wir noch einiges vor der Brust haben.
Skysport.de: Was würde es Ihnen persönlich und auch dem Verein bedeuten, nach fünf Jahren wieder Champions League spielen zu dürfen?
Arnold: Ich habe ja schon einmal Champions League gespielt. Wenn man einmal dieses Gefühl erlebt hat, möchte man das natürlich immer wieder haben. Es ist etwas ganz Besonderes, die Hymne zu hören und unter der Woche abends zu spielen. Das ist... da bekomme ich gerade schon Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das ist etwas ganz Besonderes und es lohnt sich dafür auch viel zu investieren.
Skysport.de: Wenn Sie an Ihre Saison in der Königsklasse zurückdenken, da ging es unter anderem gegen Manchester United und Real Madrid. Gibt es einen Verein, gegen den Sie unbedingt spielen wollen würden?
Arnold (lacht): Wir haben zwar acht Punkte Vorsprung in der Liga, aber es sind ja auch noch ein bisschen mehr als acht Punkte zu vergeben. Wir sind gut beraten, wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren. Wenn wir am 33. Spieltag immer noch acht Punkte Vorsprung haben, dann können wir gerne nochmal sprechen. Dann beantworte ich die Frage auch gerne.
Skysport.de: Weg von der Königsklasse, zurück in die Bundesliga. Als Nächstes spielen sie mit Wolfsburg gegen Köln. Einen vermeintlich einfachen Gegner, der aber schon Vereine wie den BVB ärgern konnte. Was erwartet Sie in diesem Spiel?
Arnold: Sie sagen es. Auf dem Papier sieht es vermeintlich leicht aus, aber das ist es absolut nicht. Ich finde sowieso, in der Bundesliga gibt es keine Mannschaft, die man Mal einfach so schnell aus dem Stadion schießt und sagt "schön war's und weiter geht's". Man muss immer an die Leistungsgrenze gehen und 100 Prozent geben. Wenn uns das zuhause gelingt, ist es auch möglich zu gewinnen. Man hat im Hinspiel, als wir 2:2 gespielt haben, schon gesehen, das uns Köln das Leben sehr schwer machen kann. Es wird ein sehr, sehr intensives und hartes Spiel.
Skysport.de: Zu ihnen persönlich: Unter Glasner spielen Sie eine defensivere Rolle im Zentrum, nachdem Sie in den vergangenen Jahren auch schon offensiver gespielt haben. Was ist in Ihren Augen Ihre Paraderolle - der Abräumer oder der Spielmacher?
Arnold (lacht): Ich bin kein Abräumer. Das ist nicht so mein Part. Aber ich bin gerne Taktgeber im Mittelfeld, so würde ich meine Funktion beschreiben.
Skysport.de: Sie haben kürzlich ihren Vertrag bis Juni 2026 verlängert. Es gab etwaige Gerüchte um andere interessierte Vereine, aber Sie haben sich für eine langfristige Verlängerung entschieden. Warum? Was bedeutet Ihnen der VfL Wolfsburg?
Arnold: Als Allererstes bin ich sehr, sehr dankbar, dass ich hier die Chance bekommen habe, meinen Traum zu verwirklichen, Fußballprofi zu werden. Das ist mir hier Gott sei Dank auch gelungen. Vom ersten Tag an hat mir Wolfsburg sehr gut gefallen. Als ich mit 14 Jahren hier mein Probetraining absolviert habe, wusste von der Köchin bis hin zu den Leuten im Internat jeder, wer ich bin. Sie waren so gut vorbereitet, das hat mir einfach imponiert. Das habe ich bis dahin noch nicht erlebt. Wir haben hochprofessionelle Möglichkeiten, der Verein ist top aufgestellt. Dazu kommen die Mitarbeiter drumherum, mit denen man sich natürlich auch etwas aufgebaut hat - das alles weiß ich zu schätzen. Für mich ist das etwas Besonderes. Und ich habe auch das Gefühl, dass ich mich hier im Verein immer weiterentwickeln kann. So stand dann meine Entscheidung fest und ich bin sehr froh und dankbar dafür.
Skysport.de: Nun standen aber auch Vereine vor der Tür, die deutlich größer als der VfL sind. Der FC Bayern soll zu den Interessenten gezählt haben. Hätte das keinen Reiz für Sie gehabt?
Arnold: Wenn der FC Bayern Kontakt aufnimmt, ist das natürlich eine andere Hausnummer. Aber es muss alles passen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und ich überlege mir das dann schon ganz genau. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, ich muss mich verändern, dann hätte ich das getan. Aber ich bin nicht der Typ, der zu einem Klub mit einer höheren Qualität wechselt und dann nur auf der Bank sitzt. Wenn ich nicht spielen würde, dann - das sagt meine Frau zumindest - bin ich unerträglich. Ich weiß nicht, ob das dann eine schöne Lebensqualität für sie und für mich wäre.
Skysport.de: Kontakt und Überlegungen gab es vor der Verlängerung aber?
Arnold: Das gibt es nach wie vor. Man weiß nie, was im Fußball so passiert. Ich bin einer, der sehr viel reflektiert und sich auch sehr viel anhört. Aber ich weiß, was ich habe und weiß auch, was ich daran schätze.
Skysport.de: Sie sagen, Überlegungen gibt es immer. Nun haben Sie doch einen sehr langfristigen Vertrag über fünf Jahre unterschrieben. Stellen wir uns vor, in zwei Jahren kommt jemand mit einem Projekt auf Sie zu, dass sehr interessant ist. Haben Sie sich für so einen Fall ein paar Optionen offen gelassen?
Arnold: Ich weiß nicht, was in der Zukunft passiert. Aber wenn man einen so langen Vertrag unterschreibt, hat man sich davor reichlich Gedanken gemacht. Man kann sich aber vor nichts verschließen. Wenn Sie ein schönes Angebot bekommen, überlegen Sie ja bestimmt auch. So ist das bei mir auch. Aber ich gebe den VfL Wolfsburg nicht so ohne Weiteres auf.
Skysport.de: Wenn das perfekte Angebot für das perfekte Projekt nicht kommen sollte und Sie ihren Vertrag erfüllen, sind Sie bei Ablauf 32 Jahre alt. Für viele Ihrer Kollegen ein klassisches Alter, um doch noch etwas ganz Neues auszuprobieren. Vielleicht im Ausland oder gar in Übersee. Existieren darüber schon Gedankenspiele?
Arnold: Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich darüber noch nicht nachgedacht. Ich bin jetzt 26. Ich hoffe, dieser Moment ist noch in sehr weiter Ferne, deshalb habe ich mich damit auch noch absolut nicht beschäftigt.
Skysport.de: Über Vereine haben wir gesprochen. Sie könnten aber auch noch für die deutsche Nationalmannschaft spielen. Hatten Sie sich nach der bisher starken Saison Hoffnungen gemacht, nominiert zu werden?
Arnold: Ja. Schon. Die Leistung hat dieses Jahr auch einfach gestimmt. Wir stehen auf Tabellenplatz drei und meine Leistung passt dazu auch. Da macht man sich schon Hoffnungen, das war dann schon schade. Es gab ein, zwei Tage, an denen ich enttäuscht war, aber das ist abgehakt.
Skysport.de: Gab es trotzdem ein Gespräch mit Joachim Löw?
Arnold: Nein, das gab es nicht.
Skysport.de: Haben Sie die Nationalmannschaft aktuell trotzdem verfolgt?
Arnold: Ja klar, mit einem Auge. Aber ich muss manchmal auch ein bisschen Abstand zum Fußball gewinnen, um das nötige Feuer weiter zu haben. Ich glaube, sonst bekommt man irgendwann einfach zu viel vom Fußball. Jetzt habe ich dann auch mal die Zeit mit der Familie genossen, das kommt in unserem Job ja auch oft zu kurz.
Skysport.de: Aber Sie würden schon darauf brennen, noch einmal für das DFB-Team aufzulaufen?
Arnold: Absolut!
Skysport.de: Nach dem Sommer kommt ein neuer Trainer zur Nationalmannschaft. Verfolgen Sie das aus Ihrer Perspektive dann vielleicht etwas genauer?
Arnold (lacht): Ich interessiere mich ja schon für meinen Job. Ich interessiere mich nicht nur für die Bundesliga, ich verfolge auch die zweite oder dritte Liga - und den internationalen Fußball genauso. Wenn eine Entscheidung fällt, werde ich sehen, wer der neue Bundestrainer wird. Aber ich kann noch nicht sagen, wie ich darauf reagiere. Hoffen tue ich natürlich schon, dass ich vielleicht dann nochmal die Chance bekomme.
Das Interview führte Lars Pricken.