VfL Wolfsburg: Torjäger Jonas Wind - das macht ihn so stark
Wolfsburgs One-Man-Show im Sturm
21.10.2023 | 10:21 Uhr
Serhou Guirassy führt mit 13 Treffern die Torschützenliste vor Harry Kane (8) an, dahinter stehen Victor Boniface und Jonas Wind mit sieben Toren auf Platz drei. Beide treffen am Samstag (15.30 Uhr live auf Sky) im Duell der Werksteams aufeinander. Bringt Wolfsburg mit Wind Tabellenführer Leverkusen die erste Niederlage bei? Skysport.de erklärt, was den Dänen stark macht.
Jonas Wind ist alles andere als ein abgehobener Star. Zusammen mit anderen VfL-Profis war er Anfang Oktober im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Braunschweig im Einsatz, betätigte sich als Handwerker und kickte mit Kindern.
"Wir sind als Fußballer privilegiert. Es ist schön, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben und mit unseren Mitteln ein wenig zu helfen. Das bedeutet mir sehr viel", sagte er mit seinem sympathischen dänischen Akzent zu Sky.
Bodenständiger Typ
Wind ist ein bodenständiger, familiärer Typ. 2012 begann er als Jugendlicher in der Akademie des FC Kopenhagen, erst mit 22 Jahren wechselte er ins Ausland nach Wolfsburg, wo sein Vater Per, selbst ehemals Spieler und in Kopenhagen bis 2021 Teammanager, häufig im Stadion mitfiebert.
Wind geht gerne mit Freunden auf Festivals und isst am liebsten Smörrebröd (typisches dänisches Sandwich u.a. mit Fisch und Spargel).
Wolfsburgs Lebensversicherung und Dänemarks Hoffnungsträger
Auch sein Torhunger zeichnet ihn aus. Der 24-Jährige hat in der laufenden Bundesligasaison sieben von zehn Wolfsburger Toren erzielt und eine Vorlage gegeben, war somit an 80 Prozent der VfL-Treffer beteiligt. Dazu kommen ein Tor und ein Assist im DFB-Pokal. Er ist so etwas wie die Lebensversicherung der Wölfe.
In der dänischen Nationalmannschaft läuft es ebenfalls rund: In sechs EM-Qualifikationsspielen erzielte er drei Treffer und gab drei Assists, zuletzt traf er beim 3:1 gegen Kasachstan, legte in San Marino den Siegtreffer zum 2:1 auf und sorgte mit dafür, dass Dänemark seine Qualifikationsgruppe anführt und sehr gute Chancen auf die EM-Teilnahme hat.
Wind träumt von Europa - auch mit dem VfL. In der vergangenen Saison verpassten die Niedersachsen das internationale Geschäft am letzten Spieltag, in dieser Saison ist die Mannschaft von Trainer Niko Kovac wieder auf Europa-Kurs - dank Wind.
Kovac lobt Wind: "Alles im obersten Level"
"Er weiß, was wir von ihm erwarten", sagt Kovac im Sky Interview, "auch die Nationalmannschaft ist ein Motiv für ihn. Er möchte sich für die EM in Deutschland qualifizieren. Ein Stürmer braucht Selbstvertrauen, das bekommt er durch Spiele und Tore, das ist im Moment bei ihm alles im obersten Level."
Die sechs Treffer der vergangenen Saison (in 24 Partien) hatte er in der laufenden Spielzeit schon nach den ersten sechs Partien übertroffen. Auch, weil er bisher von Verletzungen verschont blieb. In der vergangenen Spielzeit hatte er schon in der Hinrunde wegen einer Oberschenkelverletzung sieben Spiele verpasst. "Er war drei Monate raus, das hat uns und ihm wehgetan", erklärt Kovac. Auch hätten dem jungen Angreifer die Erfahrungen, die er in Wolfsburg gesammelt hat, in seiner Entwicklung geholfen.
Effizienz und Kaltschnäuzigkeit
Im Januar 2022 war Wind mit der Empfehlung von 46 Toren und 25 Assists in 114 Spielen für zwölf Millionen Euro aus Kopenhagen gekommen. In seiner ersten Saison standen für ihn in 15 Einsätzen fünf Tore und eine Vorlage zu Buche.
In der laufenden Spielzeit sind es bisher zwei Treffer mehr - und das in nur 602 Einsatzminuten - macht 1,05 Tore pro 90 Minuten. "Im Moment habe ich ein gutes Gefühl, die Mannschaft spielt gut, das ist auch gut für mich", sagte Wind nach seinem Doppelpack zum 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt im Sky Interview. Was "Abstaubertor" auf Dänisch heißt, weiß Wind zwar noch nicht. Es kann ihm und seinem Trainer aber auch egal sein.
Zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein und dann eiskalt zuschlagen - seine Effizienz zeichnet ihn aus. Seinen Expected-Goals-Wert (XG 4,7) überbot er um 2,3, nur 2,5-mal schießt er im Schnitt pro Spiel aufs gegnerische Tor, 3,3 Ballkontakte hat er durchschnittlich im gegnerischen Strafraum. Zum Vergleich: Leverkusens Victor Boniface kommt auf 6,7 Schüsse und 11,5 Kontakte in der Box pro Spiel.
Das unterscheidet Wind von Boniface
Wind ist nicht der schnellste Sprinter, seine Höchstgeschwindigkeit (30,4 km/h) wird von Boniface deutlich (32,9 km/h) getoppt, und auch Dribblings sind nicht unbedingt seine Stärke. Seinen 1,2 Versuchen pro 90 Minuten stehen 6,4 von Boniface gegenüber. Bei gewonnen Kopfballduellen (3,7 pro 90 Minuten) schlägt der 1,90 Meter große Däne jedoch den drei Zentimeter größeren Ghanaer (1,9/90) - was auch die unterschiedlichen Spielanlagen beider Teams zeigt.
Bayer hat viele torgefährliche Offensivspieler, Wind ist Wolfsburgs One-Man-Show im Sturm. Vor der Länderspielpause blieb er beim 2:3 in Stuttgart zwar ohne Torbeteiligung, doch die Leverkusener Abwehrspieler dürfen ihn nicht aus den Augen verlieren.
"Jonas ist ein sehr ruhiger Typ, der kaum auffällt. Wenn man ihn nicht sehen würde, würde man ihn gar nicht wahrnehmen", erklärt Kovac. Doch dann ist er plötzlich da - und trifft.
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