Videobeweis steht kurz vor Einsatz bei der WM

FIFA macht bereits Werbung

Bei der WM 2018 sollen SMS für bessere Nachvollziehbarkeit der Schiri-Entscheidungen sorgen.
Image: Eine Entscheidung über den Einsatz des Videobeweises bei der WM 2018 in Russland steht noch aus.  © Getty

DFB und DFL ziehen ein positives Fazit zum Videobeweis. In der Bundesliga-Hinrunde hat der Videobeweis 37 Fehlentscheidungen verhindert. Ob das für den Einsatz bei der WM reicht, scheint aber noch fraglich.

Lutz Michael Fröhlich konnte sein Grinsen nur schwer verbergen, ehe er zur diplomatischsten aller Antworten ausholte. Die FIFA "wird die Erkenntnisse aus den Nationalverbänden nutzen, um die richtige Entscheidung zu treffen", sagte der DFB-Schiedsrichterchef am Donnerstag in Frankfurt/Main: "Aber ich denke, der Videobeweis wird bei der WM zum Einsatz kommen."

Effizient aber unausgereift

Angesichts der Erfahrungen in der Bundesliga wäre das aber wohl genau die falsche Entscheidung. Nicht unbedingt wegen der Effizienz - in der Hinrunde wurden immerhin 37 Fehlentscheidungen verhindert. Sondern, weil der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auch nach einem halben Jahr im "Online-Test" immer noch an etlichen Stellschrauben drehen muss.

"Es geht nur um die eine klare Frage, ob eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung vorliegt", sagte Fröhlich. Er räumte aber auch ein, dass es für eine Definition dieser Situationen eben nicht den einen, klaren Satz geben kann. Ob das die FIFA im Hauruckverfahren an die WM-Schiedsrichter aus aller Welt während der nur wenige Wochen andauernden Vorbereitung vermitteln kann, ist höchst fraglich. Zumindest im Moment.

Entscheidung fällt im März

Doch die Regelhüter beim International Football Association Board (IFAB) werden schon im März festlegen, ob die Technik grundsätzlich Einzug in die Fußballregeln halten soll. Im Anschluss entscheidet das Council der FIFA über einen Einsatz in Russland. FIFA-Präsident Gianni Infantino macht dafür schon ordentlich Werbung.

Ansgar Schwenken, Direktor für Fußballangelegenheiten und Fans bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), verwies auf die einjährige Offline-Testphase in der vergangenen Bundesliga-Saison. "Ich würde der FIFA raten, nur deutsche Schiedsrichter einzusetzen", sagte er augenzwinkernd.

"Videobeweis macht das Spiel gerechter"

Grundsätzlich zogen DFB und DFL ein äußerst positives Fazit zum Videobeweis. "Wir sind absolut davon überzeugt, dass der Videobeweis das Spiel gerechter macht", sagte Schwenken: "Das soll jetzt auch in der Rückrunde so sein."

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Insgesamt waren in der Hinrunde in 153 Spielen 1041 Situationen überprüft (6,8 pro Spiel) worden, bei 241 davon kam es zu einer Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter auf dem Feld und dem Videoassistenten in Köln. Im Zuge dessen wurden 50 "Empfehlungen zur Entscheidungsumkehr" abgegeben. 48 Mal änderte der Unparteiische daraufhin seine Entscheidung, elf Mal war das falsch. Zweimal wurde korrekterweise eine Entscheidung beibehalten.

Zufriedenheit mit Schiedsrichterleistung

"Das Ziel ist es, die wirklich unerträglichen Fehler aus dem Spiel zu nehmen, und nicht, jede Situation im Spiel zu sezieren", sagte Fröhlich: "Wir wollen keine Videoassistenten, die detektivisch arbeiten."

In der Rückrunde sollen sich die Unparteiischen noch häufiger selbst ein Bild in der "Review-Area" am Spielfeldrand machen, bestenfalls soll das aber schneller gehen als in der Hinrunde. Für die Assistenten vor den Bildschirmen in Köln gelte: "Je mehr Perspektiven gesichtet werden müssen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass es sich um einen klaren und offensichtlichen Fehler handelt", sagte Fröhlich.

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Grundsätzlich war der Schiedsrichterchef zufrieden mit den Unparteiischen. "Die Leistungen (in der Hinrunde, d. Red.) waren gut aus unserer Sicht", sagte er: "Wir haben am Ende nicht allzu viele gravierende Fehlentscheidungen erlebt. Das stimmt uns sehr zuversichtlich. Schiedsrichter haben das Problem, dass sie keine Tore schießen - aber Erfolge können wir trotzdem vermelden."