Vorteil DFB? Schweden plagt ein regelrechtes Deutschland-Trauma
Schwedens letzter Pflichtspielsieg gegen DFB-Frauen liegt 24 Jahre zurück
26.06.2019 | 09:40 Uhr
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schmiedete am freien Tag bereits Pläne für das WM-Viertelfinale gegen Schweden.
Einige gingen shoppen, andere erkundeten als Touristen die Bretagne - doch am Abend saßen dann alle wieder im Stadion: So ganz ohne Sport wollten die deutschen Fußballerinnen ihren freien WM-Tag nicht verbringen. Auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg tüftelte rund um ihren Ausflug in die Hafenstadt Saint-Malo am perfekten Plan für den Viertelfinal-Klassiker gegen Schweden.
Voss-Tecklenburg erwartet "50:50-Spiel"
"Jeder weiß, dass sie Weltmeister werden wollen. Das wird ein 50:50-Spiel", warnte die 51-Jährige während der Pressekonferenz im Team-Quartier nahe Rennes vor dem Duell am Samstag (18:30 Uhr) - wohlwissend, dass Schweden ein absoluter Lieblingsgegner für den zweimaligen Weltmeister ist.
Die Skandinavierinnen um die langjährige Wolfsburgerin Nilla Fischer, die am Montagabend 1:0 (0:0) gegen Kanada gewannen, plagt ein regelrechtes Deutschland-Trauma. Der letzte Pflichtspielsieg ist 24 Jahre her, in den jüngsten K.o.-Spielen behielt die DFB-Auswahl im Olympia-Finale 2016, bei der WM 2015 im Achtelfinale, beim EM-Halbfinale 2013 sowie beim WM-Endspiel 2003 die Oberhand.
Die Chefin lässt sich von solchen Statistiken nicht in Sicherheit wiegen, ebenso wenig wie vom Testspiel-Erfolg Anfang April in Stockholm (2:1). "Jede Serie kann irgendwann zuende gehen, das zählt einfach nichts."
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"Mannschaft hat einen enormen Charakter, Willen und Leidenschaft"
"MVT" weiß auch genau: Der Halbfinal-Einzug bei dieser "Tour de France" hat eine immense Bedeutung. Für die angestrebte Olympia-Qualifikation als eines der drei besten europäischen Teams, aber auch für den deutschen Frauenfußball allgemein.
"Es ist eine Riesenchance für uns", betonte Voss-Tecklenburg, die auch auf einen dringend nötigen Boom nach der WM hofft. "Ich glaube, dass es mit dieser WM, die richtig wahrgenommen wird, eine Nachhaltigkeit in vielen Bereichen geben wird." Das werde aber auch vom deutschen Abschneiden abhängen: "Denn ich möchte nicht wissen, was ihr schreibt, wenn wir Samstag nicht gewinnen."
Trotz Erwartungsdruck strahlt die 125-malige Nationalspielerin nach den bisherigen vier Siegen ohne Gegentor eine innere Ruhe aus. "Ich empfinde gar nicht so viel Druck, weil ich der Mannschaft vertraue, die Mannschaft hat einen enormen Charakter, Willen und Leidenschaft."
Marozsan vor Comeback
Nicht zuletzt das enge 2:1 (1:1) von Titelverteidiger USA im Achtelfinale gegen Spanien habe gezeigt: "Auch andere Teams machen Fehler. Und ich bin einfach sehr stolz auf unsere Entwicklung, das gibt mir auch eine gewisse Ruhe."
Dass "Schweden-Schreck" Dzsenifer Marozsan nach ihrem Zehenbruch aus dem Auftaktspiel gegen China (1:0) aller Voraussicht nach wieder einsatzbereit ist, stimmt das deutsche Lager zusätzlich hoffnungsfroh. Die Spielmacherin hatte sowohl im Olympia-Finale im Maracana als auch im EM-Halbfinale vor sechs Jahren den Unterschied gemacht.
Eventuell werde sich aber erst am Spieltag entscheiden, ob "es von Beginn an die Option mit Dzsenifer Marozsan gibt, oder ob wir die Option vielleicht erst im Laufe des Spiels ziehen wollen". Es müsse sich noch zeigen, wie der gebrochene Mittelzeh auf die Belastung im Laufe der Woche reagiert.
DFB-Frauen zu Gast bei Niederlande gegen Japan
Zunächst aber durften sich die Spielerinnen beim Achtelfinale zwischen Europameister Niederlande und Ex-Weltmeister Japan im Stadion von Rennes als WM-Fans fühlen.
"Es ist wichtig, dass sie mal richtig abschalten können. Sie freuen sich auf dieses andere WM-Feeling", sagte Voss-Tecklenburg. Der Abend ließ sich aber auch zum Scouting nutzen - denn mit dem Sieger könnte es im Halbfinale in Lyon am 3. Juli zum Wiedersehen kommen.