VOTING: Braucht der Fußball eine Gehaltsobergrenze?

Nach Ginter-Aussagen zur Salary Cap

Spielt Neymar bald an der Seite von Nike-Kollege Cristiano Ronaldo?
Image: Neymar und Co. verdienen irrwitzige Summe. Brauchen wir also eine Salary Cap wie in der NBA?  © DPA pa

"Natürlich verdienen wir Fußballer zu viel!" Mit diesem Satz hat Weltmeister Matthias Ginter für Aufsehen gesorgt. In Zeiten, in denen Mega-Stars wie Lionel Messi nicht nur dreistellige Millionenbeträge kosten, sondern sogar verdienen, trifft der Gladbacher damit einen Nerv. Die mögliche Lösung für die Thematik: eine Salary Cap, also Gehaltsobergrenze. Sky Sport liefert Pro- und Contra-Argumente - und Ihr könnt abstimmen.

Wie sieht die Lösung dieses Problems aus? Freiwilliger Gehaltsverzicht? Wohl eher unrealistisch. Ginter bringt stattdessen im Interview mit Sportbuzzer die Einführung einer Salary Cap ins Spiel. Eine Idee, mit der zuletzt auch UEFA-Boss Aleksander Ceferin kokettierte. Doch wie realistisch ist eine Gehaltsobergrenze nach dem Vorbild der nordamerikanischen Profiligen NBA und NFL?

Zunächst muss man festhalten, dass die Idee einer Salary Cap im Fußball nicht neu ist. Die deutsche Spielergewerkschaft VdV fordert schon seit Jahren einen Tarifvertrag für die Bundesliga, der eine solche Obergrenze beinhalten könnte. Auch Ilkay Gündogan brachte 2017 in einem Interview mit Sportbuzzer eine Obergrenze für junge Profis ins Gespräch: "Warum sollte man nicht sagen, dass ein Spieler, bis er 20 ist, nur einen gewissen Betrag verdienen darf?"

Ginter plädiert für Gehalts-Obergrenzen in der Bundesliga
Ginter plädiert für Gehalts-Obergrenzen in der Bundesliga

Weltmeister Matthias Ginter hat sich kritisch über die Entwicklung des Profifußballs geäußert. Eine Deckelung der Gehälter wie in den USA nimmt der Gladbacher als Vorbild.

Pro - Das spricht für eine Salary Cap

Als Konsequenz stünden für Teenager bei der Wahl ihres künftigen Vereins wieder sportliche Gründe und Werte wie regionale Verbundenheit oder Vereinsphilosophie im Vordergrund. Ein weiterer Nebeneffekt: Vereine könnten mehr Geld in nachhaltige Jugendarbeit investieren, anstatt in den Lizenzspieler-Etat.

"Kein Spieler ist größer als der Verein", ist ein beliebter Ausruf von Fans und Verantwortlichen, wenn es um wechselwillige Profis geht. Die Ereignisse der letzten Monate sprechen aber eine andere Sprache: Ob Ousmane Dembele oder Neymar: Wenn die finanzstarke Konkurrenz ein vielfaches Gehalt bietet, sind Spieler offenbar bereit, jedes Mittel zu ergreifen, um einen Wechsel zu erzwingen. Die Vereine haben das Nachsehen. Diese Art der Eskalation ist nur schwer vorstellbar, wenn die Motivation des Geldes fehlt.

Nicht zuletzt lebt der Fußball von seinen Fans. Die ungebremste Kommerzialisierung führt nach Ansicht vieler zu einer zunehmenden Entfremdung von Sportlern und ihren Fans - eine Einschätzung, die auch Ginter teilt. Eine Eindämmung des Gehaltswahnsinns könnte diesem Trend entgegenwirken.

Contra - Das spricht gegen eine Salary Cap

Doch es gibt auch gute Gründe gegen eine Salary Cap nach amerikanischem Vorbild. Zunächst stellt sich die Frage der Vergleichbarkeit: Die Salary Cap in der NBA funktioniert unter anderem auch deswegen, weil es zur Liga, im Gegensatz zur Bundesliga, praktisch keine sportliche Alternative gibt. Im Fußball würden viele Spieler einfach nach England, Spanien oder China wechseln. Die NBA dagegen ist ein abgeschlossener Kosmos, für Weltklasse-Spieler alternativlos und auch deshalb gegenüber ihren Akteuren in einer komfortablen Position.

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Ebenfalls problematisch: Die Bedeutung einzelner Spieler als Marke ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Spektakulär spielende Superstars wie Messi oder Neymar sind effektiver als jede Marketingkampagne, um internationale Fans anzuziehen. Die Spieler und deren Berater wissen um diese Anziehungskraft und lassen sich entsprechend bezahlen.

Das Beispiel des Financial Fair Play zeigt auch, dass die Macht der Verbände begrenzt ist, so lange die Politik nicht mitspielt. Jürgen Klopp bringt dieses Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber dem Markt auf den Punkt, wenn er sagt, das FFP sei wohl "eher ein Vorschlag". Nicht nur Kartell-Experten sehen das System auf rechtlich wackligen Beinen. Die Frage nach der Kartellwidrigkeit ist beim FFP weiter unbeantwortet - so lange die Gesetzgebung hier nicht nachhilft, stünde wohl auch eine Salary Cap auf wackligen Beinen.

Nicht zuletzt deshalb scheint es also höchst fraglich, ob die Einführung einer Gehaltsobergrenze mittelfristig auf der Agenda der Verbände stehen wird.