Watzke über BVB, FIFA, Katar, DFB und die Nationalmannschaft
"Armutszeugnis" - Watzke kritisiert FIFA & spricht über BVB-Winterdeals
24.11.2022 | 15:17 Uhr
Im exklusiven Sky Interview spricht BVB-Boss Hans Joachim Watzke über Borussia Dortmunds Asienreise, den asiatischen Markt, Youssoufa Moukoko, die Situation im Sturm,- und Cristiano Ronaldo. Außerdem sagt er, was er aktuell von der FIFA hält,
Jubelnde Fans mit BVB-Fähnchen beim Empfang am Flughafen, so stellte sich der BVB seine Ankunft in Singapur vor. Und er bekam es geliefert. 500 zeigten ihre Liebe in Schwarz-Gelb. Dass zwischen den Jublern aber auch Fans mit Trikots vom FC Liverpool und Manchester United standen, zeigt, dass die Bundesliga noch eine Menge Aufholbedarf in Südostasien hat. Aber dafür sind Reus, Hummels und Co ja angereist- mit fast drei Jahren Verspätung. Corona ließ die Promo-Reise seit 2020 nicht zu. Neben Singapur stehen auch Kurztrips nach Malaysia und Vietnam auf dem Plan - genauso wie drei Testspiele und viel Nähe zu den Fans. So versuchen BVB-Chef Watzke und seine, durch fehlende Nationalspieler arg dezimierte Profimannschaft, zu zeigen, wie attraktiv die Bundesliga sein kann.
Sky Sport: Herr Watzke, wie froh sind Sie, mit dem BVB auch wieder nach Asien kommen zu können?
Hans-Joachim Watzke: Wir waren 2015 das letzte Mal hier. Und Singapur ist schon außergewöhnlich. Es ist schon im Vergleich zu vielen anderen Städten in Südostasien. Es ist schon etwas Besonderes für Singapur, im Zentrum zu sein.
Sky Sport: Und wie wichtig ist das auch, dass Sie mit Borussia Dortmund wieder so eine Reise machen können?
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Watzke: Wir haben ja jetzt längere Zeit nichts gemacht, und wir waren davor zweimal in den USA. Von daher war klar, dass wir jetzt wieder nach Asien gehen. Und es ist auch allerhöchste Zeit, weil wir drei oder vier Jahre nicht hier waren. Da musst du schon mal wieder eine Visitenkarte abgeben.
Sky Sport: Welche Bedeutung hat dieser Markt für den BVB?
Watzke: Das ist schon einer der Kernmärkte. Es geht immer um Asien. Es geht immer um Amerika. Aber wir haben drei Spiele und die wollen wir auch idealerweise gewinnen.
Sky Sport: Zwei Spiele in der Bundesliga hat der BVB verloren. Wie lange haben Sie gebraucht, um das zu verarbeiten?
Watzke: Am Wochenende schon, war ja Freitagabend. Dann ärgert man sich natürlich schon extrem.
Sky Sport: Haben Sie da ein Ritual?
Watzke: Nein, ich rede dann einfach nicht. Irgendwann muss du ab Montag wieder versuchen, das Ganze zu analysieren. Das haben wir gemacht. Gab sicherlich auch den einen oder anderen Grund dafür, aber am Ende ist es trotzdem nicht schön, wenn du dann mit zwei Auswärtsniederlagen in diesen Break gehst.
Sky Sport: Welche Gründe haben Sie analysiert?
Watzke: Es gibt verschiedene. Wir haben sehr viele Spiele gehabt. Und dann hatten wir ausgerechnet in der letzten Woche, wo ja auch irgendwann spürbar war, dass die Kräfte ein bisschen nachlassen, zwei Auswärtsspiele. Es ist ein Unterschied, ob du vor 80.000 zu Hause spielst, da tragen dich auch die Fans immer noch mal über die Ziellinie oder ob es auswärts ist. Dann hast du auswärts zwei Mannschaften wie Gladbach und Wolfsburg, die beide natürlich erstens gute Mannschaften sind, zweitens die ganze Zeit keine englischen Wochen hatten und dann kommt es dazu. Aber trotzdem hätten wir es besser machen müssen. Das weiß auch die Mannschaft, das weiß auch Edin Terzic, das wissen alle.
Sky Sport:Sie haben auf der Mitgliederversammlung dem Trainer noch einmal den Rücken gestärkt. War das nötig?
Watzke: Es war gar nicht nötig, habe ihm aber auch nicht den Rücken stärken müssen. Ich habe den Leuten erklärt, dass wir auch auf der sportlichen Leitungsebene einen Umbruch hatten, Michael Zorc hat nach 24 Jahren aufgehört, Sebastian Kehl ist jetzt voll und allein in der Verantwortung.
Auf der Cheftrainer-Position ist jetzt Edin Terzic wieder in der Verantwortung. Und daraus resultierend habe ich gesagt, und haben das ja für uns im vollen Bewusstsein entschieden, dass wir da auch jetzt Langzeitlösung anstreben mit Menschen, die sich komplett und mit Haut und Haaren dem BVB verschrieben haben. Und in diesem Kontext ist das gefallen.
Sky Sport: Jetzt gibt es auch viel Positives aus dieser Hinrunde, Youssoufa Moukoko fällt mir ein, der ruft sein Potenzial ab, ist jetzt bei der WM dabei. Hätten Sie ihm das zugetraut?
Watzke: Dass er ein außergewöhnliches Talent hat, das ist ja völlig klar. Und auf der neuner Position gibt es ja auch in Deutschland nicht so ein riesen Angebot. Und von daher ist das eigentlich folgerichtig.
Sky Sport: Haben Sie aktuell eigentlich Kontakt zu ihm?
Watzke: Das letzte Mal war an seinem Geburtstag (20.11. Anm. d. Redaktion). Aber da ich ja jetzt am Samstag nach Doha gehe, werde ich ihn schon sehen.
Sky Sport: Was erwarten Sie für die Rückrunde von Ihrer Mannschaft?
Watzke: Dass wir auf jeden Fall an viele positive Dinge anknüpfen. Wir haben großartige Spiele gemacht gegen Bayern oder die beiden Spiele gegen ManCity. Dass wir insgesamt dabei eine höhere Konstanz entwickeln müssen, das ist auch klar.
Sky Sport: Ich kann mich an ein sehr dominantes Spiel erinnern, das war gegen den VfB Stuttgart. Das war für mich eigentlich das beste Spiel. Ist das die Benchmark, die die Mannschaft immer erreichen muss?
Watzke: Ein 5-0 kann nicht die Benchmark sein. Aber es ist eben ein Spiel, wo man gesehen hat, was wir können. Die Benchmark war eher das zwei zu zwei gegen Bayern, weil das war ein Spiel, das war richtig gut. Da waren zwei Mannschaften komplett an dem Tag auf Augenhöhe und das hat auch gezeigt, was möglich ist.
Sky Sport: Sebastien Haller wird wahrscheinlich noch länger ausfallen. Gibt es Gedanken auf der Stürmer-Position noch mal was zu machen?
Watzke: Wir sind noch im Analysemodus, aber außerdem ist die Transferphase ja noch längst nicht im Ansatz eröffnet. Also grundsätzlich sehe ich das eher nicht, aber wir müssen einfach gucken, was in den nächsten Wochen passiert. Beim Fußball kann viel passieren, aber eigentlich haben wir genug Offensivspieler, weil Bynoe-Gittens kommt zurück, Marco kommt zurück und dann haben wir schon unsere Möglichkeiten.
Sky Sport: Rechnen Sie schon damit, dass Sie Ronaldo dementieren müssen?
Watzke: Nein. Ihr habt ja viel Spaß an solchen Sachen. Aber ich habe nur eingeschränkt Spaß dran und rechne eigentlich nicht mit.
Sky Sport: Sie haben gesagt, Sie fahren zur Weltmeisterschaft. Welche Verbindung haben Sie zu dieser Weltmeisterschaft, über die unglaublich viel diskutiert wird, so wie eigentlich noch nie?
Watzke: So, wie die FIFA sich momentan da abbildet, das ist ja eine einzige Katastrophe. Ich bin erster Vizepräsident des DFB, von daher ist ja klar, dass ich da nach Doha gehe. Aber die FIFA macht es uns momentan sehr schwer, denn wir haben in den ganzen Wochen immer eine klare Position bezogen, dass alle Menschen gleich sind und dass das auch genau bitteschön so zu respektieren ist, werden wir auch immer wieder für antreten. Werden wir immer wieder sagen. Aber ich glaube, mit dem, was die FIFA jetzt gemacht hat, ist das Thema eigentlich noch mehr auf die Agenda gekommen. Und ich glaube, dass sie sich damit insgesamt auch keinen Gefallen getan hat, wer auch immer da diese Entscheidungen getroffen hat.
Sky Sport: Wussten Sie bei dem Thema One Love kontaktiert, wie der DFB entscheiden soll?
Watzke: Natürlich hat Bernd Neuendorf da meine Meinung auch erfragt und da gibt es auch zwischen uns beiden keine unterschiedlichen Meinungen.
Sky Sport: Warum lässt sich der DFB von der FIFA erpressen?
Watzke: Ja, es ist ganz einfach: Die Spieler haben jahrelang darauf hingearbeitet, eine WM zu spielen. Und wenn wir dann mit sportlichen Sanktionen bedroht werden, das ist passiert, da müssen wir uns nix vormachen. Dann fragst du dich, unsere Haltung ist bekannt, wir werden die auch weiter nicht verändern, aber sollten wir das der Mannschaft zumuten, das Ganze möglicherweise um irgendwelche sportlichen Früchte gebracht werden? Und da haben wir es eben so entschieden. Ich respektiere jeden, der sagt jetzt anders entschieden. Aber meistens ist es auch einfacher über eine Entscheidung zu richten oder drüber zu reden, als die treffen zu müssen.
Sky Sport: Wird die FIFA zu wenig kritisiert, neben der ganzen Kritik an Katar?
Watzke: Ich habe das Gefühl, dass sich das jetzt gerade etwas verschiebt. Wenn ich einem Land wie Katar die WM gebe, weiß jeder, was er bekommt. Und die FIFA ist ja nun der Verantwortliche dafür. Ich meine, ich weiß nicht, was da jetzt für Rücksprachen zwischen FIFA und Katar gehalten worden sind, aber es ist jedenfalls für die FIFA ein Armutszeugnis. Das ist ja klar.
Sky Sport: Einer Ihrer Spieler hat schon getroffen: Jude Bellingham. Geht Ihnen auch immer noch das Herz auf, auch wenn Sie für England spielen sehen?
Watzke: Es ist egal, ob er für England spielt oder für jemand anderen. Aber natürlich werden Spieler von Borussia Dortmund der Weltmeisterschaft dann auch in dem jugendlichen Alter und dann freut man sich.
Sky Sport: Ich habe mich ein bisschen geärgert, ich hätte eigentlich darauf wetten sollen, dass ausgerechnet Bellingham das Tor macht.
Watzke: Er hat seine Torgefahr extrem gesteigert die letzte Zeit, das stimmt.
Sky Sport: Wie schwer wird es, ihn zu halten?
Watzke: Ich habe keine Lust mehr auf diese Fragen. Ich glaube schon, dass zu jeder Frage über dieses Thema schon alles gesagt worden ist und da müssen wir nichts Neues mehr sagen.
Sky Sport: Wie gehen sie mit Reus und Hummels um? Beide Verträge laufen 2023 aus.
Watzke: Auch das haben wir schon zweitausend Mal dekliniert? Wir werden in 2023 miteinander sprechen. Mit beiden. Wir werden mit Mats sprechen, wir werden mit Marco Reus sprechen. Und dann schauen wir mal.
Sky Sport: Wenn Sie sich was wünschen könnten für den Januar, für Borussia Dortmund, was wäre das?
Watzke: Ein Sieg zum Auftakt gegen Augsburg.