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Werder Bremen: Kapitän Marco Friedl im exklusiven Sky Interview

Exklusiv || Friedl über Werder: "Darin liegt unsere Stärke"

Marco Friedl spricht im exklusiven Interview mit Skysport.de über Saisonanfang und die Ziele mit Werder Bremen.
Image: Marco Friedl spricht im exklusiven Interview mit Skysport.de über Saisonanfang und die Ziele mit Werder Bremen.  © Imago

Werder-Verteidiger Marco Friedl spricht im exklusiven Interview mit skysport.de unter anderem über die kommenden Aufgaben mit Bremen, Niclas Füllkrug, die Bürde der Kapitänsbinde, seinen Wechselwunsch im Sommer 2021, seine Bayern-Vergangenheit und die Ziele mit Österreich.

skysport.de: Herr Friedl, die Bundesliga ist eng wie seit Jahren nicht. Bremen ist nach dem 10. Spieltag auf Platz acht - nur zwei Punkte von einem Champions-League-Platz entfernt. Wie nehmen Sie als Spieler die Tabellenkonstellation wahr?

Marco Friedl: Natürlich wissen wir, dass wir unsere Position mit einem Sieg am Wochenende hätten festigen können. Wir wollen aber unabhängig von der Tabellensituation jedes Spiel gewinnen. Es wäre eine schöne Momentaufnahme gewesen, aber wie angesprochen ist es sehr eng momentan. Deshalb schauen wir nicht auf die Tabelle, sondern schauen Woche für Woche, dass wir die Spiele zu unseren Gunsten entscheiden.

skysport.de: Gegen Mainz war Bremen lange das bessere und dominantere Team. Am Ende hat es aber trotzdem nicht gereicht und Sie haben mit 0:2 verloren. Wie erklären Sie sich das?

Friedl: Wir waren über 90 Minuten sicherlich die aktivere Mannschaft und hatten mehr vom Spiel. Wir haben uns im Vorfeld schon darauf eingestellt, dass Mainz etwas defensiver agieren und viele lange Bälle spielen wird, nach denen sie gefährlich umschalten können. Wir haben die Räume, die Mainz uns zur Verfügung gestellt hat, wenig bis gar nicht angespielt. Und wenn, waren wir zu ungenau und hatten Fehler in unserem Passspiel. Dann kriegen wir zwei Gegentore aus unserem Ballverlust heraus, was uns nicht passieren darf. Aber die Mainzer haben es mit ihrer Art auch clever gemacht und somit - das muss man leider sagen - auch verdient gewonnen.

skysport.de: Trotz des kleinen Dämpfers gegen Mainz läuft die Saison aus Aufsteiger-Sicht sehr gut für Sie. Warum spielt ihre Mannschaft als Bundesliga-Rückkehrer schon so befreit auf?

Friedl: Ein wichtiger Punkt ist, dass wir den Flow aus dem letzten Jahr mitgenommen haben. Wir hatten in allen Spielen unsere Chancen, das Spiel auch zu gewinnen. Klar hatten wir in der ein oder anderen Partie auch ein Quäntchen Glück, speziell in den Spielen, in denen wir spät den Ausgleich oder Siegtreffer gemacht haben. Aber das haben wir uns über die 90 Minuten dann immer erarbeitet und dann auch verdient die Punkte geholt.

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skysport.de: Werder stellt nach Bayern und Frankfurt mit 20 Treffern die gefährlichste Offensive der Liga. Ist eine mutige, offensive und aggressive Ausrichtung das, wo die Mannschaft und ihr Trainer Ole Werner hinmöchte?

Friedl: Das ist natürlich ein Stück weit unsere Spielweise. So war es schon letztes Jahr - da war es natürlich nochmal etwas anderes - aber das versuchen wir auch dieses Jahr. Wir versuchen unser Angriffspressing immer durchzuziehen und ich denke, dass wir das oft gut machen. Unsere Stärke liegt darin, dass wir auch im letzten Drittel Balleroberungen haben und da auch schnell umschalten. Das spiegeln auch die Tore wieder. Wir haben schon viele Tore gemacht und arbeiten weiter daran, unsere Möglichkeiten auszuschöpfen.

skysport.de: Wenn wir über Tore sprechen, sprechen wir unweigerlich auch über Niclas Füllkrug. Eine mögliche Nominierung für die WM ist in Deutschland ein großes Thema.

Friedl: Wir kriegen natürlich alle mit, was geschrieben wird. Für mich ist Fülle aktuell einer der besten, vielleicht sogar momentan der beste deutsche Stürmer. Er ist unheimlich gefährlich vor dem Tor und braucht wenig Chancen, um zu knipsen. Für uns ist aber nicht nur wichtig, dass er trifft, sondern wie er für die Mannschaft arbeitet, sich reinhaut und die Bälle sichert. Er gibt Woche für Woche Gas und die Leistungen sprechen für sich.

skysport.de: Ist eine Nominierung denn Thema in der Kabine?

Friedl: Nein. Er weiß, dass er da nicht zu viel drüber reden sollte. Er konzentriert sich auf seine Aufgaben, die vor der Brust stehen und versucht der Mannschaft zu helfen. Für das, was in der Öffentlichkeit diskutiert wird, ist er nicht verantwortlich. Ihm geht es darum, die Leistung auf den Platz zu bringen.

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skysport.de: Am Mittwoch steht das Pokal-Spiel gegen Paderborn an. In der vergangenen Saison gab es erst eine 1:4 Niederlage, dann einen 4:3 Sieg. Was erwartet Sie diesmal von dem Spiel?

Friedl: Zwei offensivstarke Mannschaften. Beide wollen von hinten herausspielen und spielen offensiven Fußball. Paderborn mischt ganz oben mit und ist eine absolute Spitzenmannschaft in der Liga. Es wird ein ganz schwieriges Spiel für uns. Wir müssen alles raushauen und an unsere Grenzen gehen. Wir brauchen ein richtig gutes Spiel, um da weiterzukommen. Aber wir sind von uns überzeugt und wenn wir unsere Qualität auf den Platz bekommen, werden wir dieses Spiel gewinnen. Wir wollen unbedingt eine Runde weiter.

skysport.de: Sie haben die Offensivstärke Paderborns angesprochen: 32 Treffer nach zwölf Spielen Wie bereitet man sich als Verteidiger auf so eine Offensive vor?

Friedl: Wie ich es in der Liga auch mache. Du bekommst die Informationen zu den Spielern, über ihre Stärken und Schwächen. Man schaut sich die Spieler des Gegners nochmal im Einzelnen an - auch mannschaftstaktisch analysieren wir sie. Wir wissen, dass sie in ihrem Positionsspiel sehr variabel und immer viel in Bewegung sind. Das ist für die gegnerische Mannschaft schwer zu verteidigen.

skysport.de: Sie sind mit 24 Jahren derzeit der mit Abstand jüngste Kapitän der Bundesliga und wurden dabei sogar von ihren Mitspielern gewählt. Wie haben sie sich dieses Vertrauen erarbeitet?

Friedl: Das resultiert sicherlich auch ein Stück weit aus dem letzten Jahr. Da habe ich schon versucht, in der Verteidigung neben Milos und Ömer (Veljkovic und Toprak; Anm. d. Red) Verantwortung zu übernehmen. Ich denke, da habe ich ordentliche Spiele gemacht und wir haben als Team hervorragend funktioniert. Ich verändere mich als Kapitän nicht und bin einfach so, wie ich bin. Ich versuche mit der Art und Weise, wie ich bin - was wie ich glaube auch der Grund ist, warum die Mannschaft mich gewählt hat - voranzugehen. Ich weiß, dass ich jetzt noch ein Stück weit mehr Verantwortung habe, bin damit aber auch nicht alleine. Wir haben einen super Mannschaftsrat, der mit fünf verschiedenen Charakteren bestückt ist. Wir sind alle füreinander da und wenn es Entscheidungen zu treffen gibt, machen wir das immer zusammen. Ich bin sehr froh und zufrieden, dass mich die Mannschaft gewählt hat. Das ist eine riesige Ehre für mich.

Bundesliga-Saison 2022/23

  • Start: 5. - 7. August 2022
  • Eröffnungsspiel: Eintracht Frankfurt - FC Bayern München
  • letzter Spieltag 2022: 11. - 13. November
  • FIFA Fußball-WM: 21. November - 18. Dezember 2022
  • erster Spieltag 2023: 20. - 22. Januar
  • 34. Spieltag: 27. Mai 2023
  • Titelverteidiger: FC Bayern München
  • Aufsteiger: FC Schalke 04, SV Werder Bremen

skysport.de: Wie würden Sie Ihren persönlichen Führungsstil als Kapitän beschreiben?

Friedl: Es ist egal, ob es ein jüngerer oder älterer Spieler ist. Das passiert in der Saison ja immer mal wieder, dass es Kleinigkeiten oder - in Anführungszeichen - Probleme gibt, die besprochen werden müssen. Dann packen wir uns den Spieler und erklären ihm, so oder so hat es zu sein oder so gibt es der Trainer vor. Dann schlägt bei uns aber schon jeder den gleichen Weg ein und keiner tanzt aus der Reihe. Dafür haben wir die richtigen Jungs im Mannschaftsrat, die auch Mal dazwischenfunken. Wenn es diese Kleinigkeiten gibt, musst du manchmal eingreifen.

skysport.de: Im Sommer 2021 wollten Sie den Verein eigentlich verlassen. Nun sind sie Kapitän und haben vor wenigen Monaten bis Sommer 2026 verlängert. Was hat sich verändert?

Friedl: Sehr vieles! Ich habe immer betont, dass ich mit diesem tollen Verein in der Bundesliga spielen will. Da gehört er einfach hin. Ja, ich hatte im letzten Jahr die Möglichkeit zu wechseln, das hat nicht geklappt. Aber direkt nachdem das Thema durch war, habe ich versucht mich voll und ganz einzubringen, um das Ziel - den Aufstieg - zu erreichen. Zurückblickend bin ich unfassbar happy, dass es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Wir spielen tollen Fußball und die Stadt ist wie eine zweite Heimat für mich geworden ist. Ich bin glücklich, dass ich immer noch Teil dieses Vereins bin.

skysport.de: Wie weit waren die Gespräche über einen Wechsel denn schon?

Friedl: Es gab Gespräche und es war schon relativ weit. Es kam aus bestimmten Gründen nicht zu Stande und dann habe ich das Thema ziemlich schnell abgehakt. Ich habe im weiteren Verlauf dann auch klar gesagt, dass ich im Winter nicht wechseln will, dass erst gar keine Gerüchte aufkommen. Dass ich mich voll mit dem Verein identifiziere und ich alles dem Erfolg des Klubs unterordne.

skysport.de: Das Ziel Aufstieg ist geschafft. Was haben Sie noch für Pläne mit Werder Bremen?

Friedl: In diesem Jahr wollen wir erstmal konstant unsere Leistungen bringen. Wir haben eine klare Spielphilosophie, holen ordentlich Punkte und wollen so wenig wie möglich mit dem Abstieg zu tun haben. Egal, in welcher Liga du aufsteigst, das erste Ziel muss immer der Klassenerhalt sein. Das versuchen wir so schnell wie möglich zu erreichen. Wir wissen, dass wir jetzt gut gepunktet haben, aber wir hatten auch schon Phasen, in denen wir ganz schnell zu spüren bekommen haben, wie schnell es in die andere Richtung gehen kann. Sicher in der Liga zu bleiben ist unser Anspruch.

skysport.de: Sie haben alle Jugendstationen beim FC Bayern durchlaufen und dort auch den Schritt zum Profi gemacht. Wie kam es, dass der zehnjährige Österreicher Marco Friedl zum deutschen Rekordmeister gewechselt ist?

Friedl: Ich war damals in der Tiroler Auswahl, wo die besten Jungs aus einem Jahrgang zusammengespielt haben. Da gab es auch das ein oder andere Turnier in Deutschland. Ich war bereits ein Jahr vorher mit dem FC Bayern im Gespräch, da haben wir uns aber dafür entschieden, dass es noch zu früh für mich war. Ein Jahr später wurde ich bei einem Turnier dann zum besten Spieler gewählt, als auch jemand von Bayern da war. Dann wurde ich zu ein paar Probetrainings eingeladen und meine Eltern und ich haben nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen entschieden, dass ich ab der U11 zur nächsten Saison bei den Bayern spielen werde. Ich habe meine Schule in Österreich weitergemacht und meine Eltern sind immer mit mir gefahren, das war schon ein riesiger Schritt. Sehr oft weg von den Freunden und viel Stress in Verbindung mit der Schule. Aber ich hatte schon immer das Ziel, Profifußballer zu werden. Ich hatte das Glück, tolle Eltern zu haben, die gesagt haben, dass sie das mitmachen, solange ich Spaß daran habe und das ernst meine.

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skysport.de: Wie denken Sie heute an Ihre Zeit bei Bayern zurück?

Friedl: Der Verein weiß, dass ich unfassbar dankbar bin. Ich war elf Jahre in München und habe von der U11 bis zu den Amateuren und Profis alles mitgemacht und durchlaufen. Ich weiß alles vom Verein, der mich ein Stück weit zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Deshalb bin ich happy, wie das alles gelaufen ist. Ich wusste, bei Bayern wird es schwer Spielpraxis zu sammeln. Werder hat großes Interesse gezeigt und ist einer der größten Vereine in Deutschland. Ich bin sehr glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben.

skysport.de: Sie hatten in diesem Jahr auch wieder zwei Einsätze für die österreichische Nationalmannschaft. Glauben Sie, dass Sie mit Ihren Leistungen bei Werder zur Stammkraft werden können?

Friedl: Das ist absolut eins meiner Ziele. Ich will bei den kommenden Lehrgängen und der EM-Qualifikation eine größere Rolle spielen und weiß, dass die Leistungen im Verein sehr entscheidend sind. Deshalb versuche ich meine Leistungen zu bringen und auch da Gas zu geben, alles andere entscheidet der Teamchef.

skysport.de: Das Trainerteam wird erst seit wenigen Monaten von Ralf Rangnick angeführt. Wie ist Ihr erster Eindruck vom neuen Coach und der Arbeit mit ihm?

Friedl: Wir hatten bisher erst zwei Lehrgänge mit ihm. Aber man sieht, dass er eine absolut klare Spielphilosophie hat. Er weiß, was er von uns verlangen kann und wir wissen, was wir von ihm bekommen können. Es ist ein sehr guter Trainer, mit dem ich bis jetzt zweimal zusammengearbeitet habe, aber du sieht auch in dieser kurzen Zeit, was für eine Qualität er hat. Es ist für Österreich und uns sehr schön, ihn als Teamchef zu haben.

Das Interview führte Lars Pricken.

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