WM 2018: Manuel Neuer kämpft im Trainingslager in Südtirol um WM
"Ende Mai, Anfang Juni" will Löw Klarheit
26.05.2018 | 15:51 Uhr
Am heutigen Mittwoch startet die deutsche Nationalmannschaft in ihr WM-Trainingslager in Eppan bei Bozen. Nur ein Spieler des FC Bayern hat die Reise von München über den Brenner nach Südtirol angetreten: Manuel Neuer. Für den Weltmeister-Torwart ein Wettlauf gegen die Zeit.
Während seine Münchner Kollegen sich nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale noch bis Freitag ausruhen dürfen, gibt es für Neuer keine Pause mehr.
Am 4. Juni muss Joachim Löw den endgültigen Kader benennen. Bis dahin muss Neuer Spielpraxis haben, sonst wird es nichts mit der Weltmeisterschaft.
Ultimatum von Löw
Der Bundestrainer stellte Neuer bei der Bekanntgabe seines vorläufigen Kaders in Dortmund ein Ultimatum: "Niemand", sagte Löw, "kann ohne Spielpraxis in ein Turnier gehen" - auch nicht Manuel Neuer. Wenn er kein Spiel macht in der Vorbereitung, dann wird es schwierig."
Der Bundestrainer schließe einen Torwart-Wechsel während des Turniers aus, berichtet nun die Sport Bild. Neuer fliegt demnach nur als Nummer eins mit nach Russland - oder gar nicht.
Marc-Andre ter Stegen, der bei zwölf der 19 Spiele während Neuers Verletzungspause im Kasten stand, hat beim FC Barcelona und zuletzt auch im DFB-Team gezeigt, dass er ein würdiger Vertreter ist.
Titelgarant in Brasilien
Doch Löw weiß, was ein fitter Neuer zu leisten im Stande ist. Bei der WM 2014 wäre der spätere Weltmeister ohne Neuer wahrscheinlich nicht über das Achtelfinale hinausgekommen. Damals bewahrte der Bayern-Keeper das DFB-Team beim 2:1 nach Verlängerung gegen Algerien vor einer Blamage.
Im Vorfeld der WM in Brasilien hatte Neuer wegen einer Schulterverletzung pausiert, brachte sich aber bis zum Auftaktspiel gegen Portugal in Form.
Dieses Mal ist die Zeit deutlich knapper: Seit dem 16. September hat der 32-Jährige wegen seines Mittelfußbruchs kein einziges Spiel absolviert.
Im Moment sehe "alles sehr gut aus, die Verletzung ist vollständig verheilt, Manuel kann alles tun", meinte Löw bei der Kader-Nominierung am vergangenen Dienstag.
Zurück im Bayern-Kader
Neuer selbst hatte eine Woche zuvor erklärt: "Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe."
Beim FC Bayern nahm er wieder am Mannschaftstraining teil und stand am Wochenende im Kader für das Pokal-Finale. "Die Nation kann ganz beruhigt sein. Ich denke, dass er zur WM nicht nur fit wird, sondern ein großer Rückhalt für die Mannschaft sein wird", hatte Trainer Jupp Heynckes am vergangenen Freitag erklärt.
Ulreich glaubt fest an Neuer
Auch Sven Ulreich, der Neuer in München seit September vertrat, glaubt an Neuers WM-Teilnahme. "Er ist so erfahren, er hat so eine Routine, dass ihm auch keine achtmonatige Pause etwas ausmacht", meinte der 29-Jährige.
"Ich habe ihn im Training erlebt. Er macht es hervorragend. Man sieht, dass er wieder voll da ist", berichtete Ulreich nach dem Pokalfinale. Neuer brauche "natürlich noch ein paar Trainingseinheiten", "aber er wird eine überragende WM spielen, wenn er wieder dabei ist."
Tests gegen deutsche U20 und Österreich
Training allein wird aber nicht reichen, Neuer braucht Spielpraxis. Bis zur Nominierungs-Deadline bleiben nur noch der Test gegen Österreich am 2. Juni und zwei Spiele gegen die deutsche U20-Auswahl, die am 27. Mai im Trainingslager eintreffen wird.
"Zwei Testspiele reichen nicht", zweifelt Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn daran, dass es für Neuer reichen wird.
Für "Ende Mai, Anfang Juni" kündigte Löw ein Gespräch mit Neuer an. Bis dahin muss Deutschlands Nummer unter Beweis stellen, dass er bereit ist für die WM.
"Wenn es einer schafft, dann Manu", meint Ulreich: "Manu ist der Welttorhüter, er ist für keinen Torhüter der Welt erreichbar."
Neuer kennt die Situation - und mit Südtirol hat er gute Erfahrungen gemacht. Vor den letzten beiden Weltmeisterschaften bereitete sich das DFB-Team dort vor, 2010 war die Mannschaft sogar im selben Hotel wie dieses Mal.
Anschließend stieg er bei der WM in Südafrika zum Star auf.