Hakimi vs. Mbappe: Das Duell der schnellsten Kumpel ums WM-Finale
14.12.2022 | 18:18 Uhr
Frankreich geht als klarer Favorit ins WM-Halbfinale gegen Marokko. Auch, weil die Equipe Tricolore mit Kylian Mbappe den bisher besten Spieler des Turniers im Team hat. Doch die Afrikaner haben die berechtigte Hoffnung, dass mit Achraf Hakimi ausgerechnet ein Kumpel Mbappes den Superstar stoppt.
Der Jubel bei Frankreich war nach dem umkämpften 2:1-Sieg im WM-Viertelfinale gegen England groß. Die Spieler feierten ausgelassen auf dem Platz, die Titelverteidigung war nach wie vor möglich. An den nächsten Gegner im Halbfinale dachten die Stars um Kylian Mbappe wohl noch nicht, zu viel Kraft hatte das Duell mit den Three Lions gekostet.
Der Superstar von Paris St. Germain wurde aber keine 30 Minuten nach Schlusspfiff daran erinnert, mit wem er sich am heutigen Mittwoch messen darf. "See you soon my Friend" twitterte Marokkos Achraf Hakimi an seinen Kumpel Mbappe gerichtet und fügte ein Herz- und ein Handshake-Emoji dazu. Mbappe antwortete am nächsten Morgen mit drei eigenen Herz-Emojis.
Die Reaktion überrascht nicht, denn Hakimi und Mbappe sind Teamkollegen bei PSG und mögen sich. Blitzschnell verbreiteten sich daher bei Twitter, Instagram, Facebook und Tiktok auch verschiedene Videos, die die beiden Kumpels beim jubeln, tanzen oder einfach nur rumblödeln zeigen.
Auf dem Platz wird die Freundschaft für 90 oder sogar 120 Minuten während des Halbfinals dann jedoch ruhen, denn Linksaußen Mbappe und Rechtsverteidiger Hakimi werden sich auf dem Platz oft gegenüberstehen und das Duell der beiden Kumpels dürfte große Auswirkungen darauf haben, welches Land ins WM-Finale am kommenden Sonntag einzieht.
Mbappe ist der Hauptgrund, warum die Equipe Tricolore weiter vom dritten WM-Pokal nach 1998 und 2018 träumen darf. Der 23-Jährige blieb zwar gegen England ohne Scorerpunkt, führt diese Liste bei der WM aber genauso noch vor Klubteamkollege Lionel Messi an wie auch die Torschützenliste. In fünf Partien kommt Mbappe auf fünf Treffer und zwei Vorlagen - und hat damit ein Tor mehr als der Argentinier.
Mbappe, laut Football Benchmark mit 222,9 Millionen Euro der mit Abstand teuerste Spieler der Welt, ist - wenig überraschend - DER Unterschiedsspieler bei den Franzosen. Anders als im Verein, wo er oft im ungeliebten Sturmzentrum ranmuss, kommt er unter Nationaltrainer Didier Deschamps über die linke Seite und kann dort seine Geschwindigkeitsvorteile noch besser ausspielen. Im 4-3-3-System genießt er alle Freiheiten und sorgte bereits für einige Highlights bei diesem Turnier.
Man denke beispielsweise an seinen sehenswerten Doppelpack im Achtelfinale gegen Polen: Beim 2:0 bekam er den Ball auf der linken Seite, legte ihn sich kurz zurecht und zimmerte das Spielgerät mit seiner fantastischen Schusstechnik ins linke obere Eck. Beim 3:0 reichte ein Haken und er schlenzte den Ball von links ins rechte lange Eck. Polens starker Schlussmann Wojciech Szczesny war jeweils chancenlos.
Auch gegen England sorgte er immer wieder mit seinem unglaublichen Antritt für Gefahr über den linken Flügel und konnte oft nur von mehreren Leuten oder per Foul gestoppt werden. Ob er allerdings auch gegen das Überraschungsteam aus Afrika so glänzen kann, ist offen. Marokko kassierte im gesamten Turnierverlauf erst ein Gegentor - und das war auch noch ein Eigentor von Nayef Aguerd im abschließenden Gruppenspiel gegen Kanada. Gegen Kroatien (0:0), Belgien (2:0), Spanien (3:0 nach Elfmeterschießen) und Portugal (1:0) stand immer die Null.
Zudem trifft er auf seiner linken Seite mit Hakimi nicht nur auf den laut Football Benchmark mit 81,84 Millionen Euro wertvollsten Marokkaner, sondern auch auf den schnellsten. Bei der WM in Katar wurden bei Mbappe und Hakimi bisher jeweils eine Höchstgeschwindigkeit von 35,3 km/h gemessen. In der Ligue 1 wurde Mbappe auch schon mal mit mehr als 36 Km/h geblitzt, aber dies trifft auch auf den Ex-BVB-Star zu. Genau das macht das Duell der beiden Kumpels so faszinierend, denn Mbappes große Stärke - der Speed - ist auch das große Plus von Hakimi.
Hinzukommt, dass Marokkos Rechtsverteidiger - anders als noch in seiner Dortmunder Zeit - mittlerweile auch defensiv stabil steht. Hakimi verbucht in Katar bisher 4,3 Tacklings pro Partie. Kein Spieler kommt auf mehr. Auf der anderen Seite dürfte es auch spannend werden, ob Hakimi selbst in die Offensive gehen kann und mit seinen gefürchteten Vorstößen Mbappe zumindest ein wenig zur Defensivarbeit zwingt.
Marokko könnte dank der Geschwindigkeit Hakimis und der unglaublichen disziplinierten Defensive vielleicht besser als jedes andere Team bei der WM in der Lage sein, Mbappes Schaffen zu stören oder ihn sogar aus dem Spiel zu nehmen. Natürlich hat Frankreich mit Stars wie Ousmane Dembele, Antoine Griezmann, Rekordtorschütze Olivier Giroud oder Jokern von der Bank wie Kingsley Coman oder Marcus Thuram jedoch noch zahlreiche weitere Spieler, die ein Spiel alleine entscheiden können.
Aber sollte Hakimi das Duell der schnellsten Kumpel tatsächlich mit seinen Landsleuten für sich entscheiden, wäre es der erste und vielleicht auch der entscheidende Schritt, dass der Jubel nach dem Schlusspfiff bei den Marokkanern ähnlich groß ist, wie er das bei den Franzosen nach dem Duell gegen England war...
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