Effzeh im freien Fall
19.11.2017 | 19:55 Uhr
Die zehnte Niederlage im zwölften Spiel, wieder Pech nach einer Fehlentscheidung, zwei magere Pünktchen auf dem Konto und kein Sportdirektor in Sicht - beim 1. FC Köln spricht man schon lange nicht mehr von einer Pechsträhne.
Vor sechs Monaten waren die Geißböcke noch die gefeierten Europa-Helden, jetzt schlittern sie Richtung 2. Bundesliga. Mit hängenden Schultern schlich Trainer Peter Stöger nach der Niederlage in Mainz zu seinen Spielern. Er kniete sich neben seinen Innenverteidiger Dominic Maroh, der mit Abpfiff zu Boden gesunken war und sein Gesicht in den Händen vergrub. Stöger spendete Trost - Ratlosigkeit beim Trainer. "Ich weiß nicht, was man noch Hoffnungsvolles sagen kann", sagte Maroh.
Noch halten sie beim Effzeh am Österreicher fest. Vielleicht auch aus Dankbarkeit und Melancholie. Stöger und Köln, das schien zu passen wie Ketchup zu Pommes. Der 51-Jährige führte die Kölner von der zweiten Liga wieder ins Oberhaus und nach 25 Jahren wieder in die Europa League. Er brachte die Spielfreude an den Rhein zurück, die Spieler waren eine feste Gemeinschaft und beim Kölner Karneval feierte man den Österreicher wie einst Lukas Podolski. Alles Gründe, warum man beim 1. FC Köln scheinbar noch am Coach festhält.
"Der Trainer ist die ärmste Sau. Der macht alles akribisch und gibt uns alle Möglichkeiten, und wir schaffen es einfach nicht, auf dem Platz Tore zu schießen", sagte Dominic Maroh nach der Partie in Mainz. Beim FC glaubt man noch an die Wende mit dem Österreicher. Das bestätigt auch Wolfgang Bosbach, der im Beirat des FC sitzt, bei "Wontorra - der KIA Fußball-Talk". "Ich halte es für richtig an Peter Stöger festzuhalten. Er ist nicht nur hochpopoulär in Köln und Umgebung, wir sind froh, dass wir ihn als Trainer bekommen haben. Ich hatte bisher noch nicht das Gefühl, dass die Mannschaft gegen den Trainer spielt. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Führung sich vom Trainer abwendet", so Bosbach.
Auch Sky Sport Reporter Christopher Lymberopoulos glaubt, dass der Österreicher bleiben wird: "Nach dem Spiel in Mainz hat es nicht den Anschein gemacht, dass der 1. FC Köln darüber nachdenkt, nicht mit Peter Stöger weiter zu machen. Aber die Frage muss jetzt gestellt werden."
Der Österreicher wirkte nach der Niederlage in Mainz angeschlagen und ratlos. Viele Fragen und wichtige Entscheidungen, die der FC jetzt treffen muss. So sieht es auch Christopher Lymberopoulos: "Der Effzeh muss natürlich schauen, reagieren wir jetzt nochmal, ist es der richtige Zeitpunkt, wann ist der richtige Zeitpunkt? Oder man muss sich ganz klar bekennen, wir gehen mit Peter Stöger in die 2. Liga."
Auch wenn mögliche Szenarien schon durchgespielt werden, der Vorstand wird nicht öffentlich über die 2. Bundesliga reden. Peter Stöger ist für sie nach wie vor der beste Trainer und ihre Wunschlösung. Eine Möglichkeit wäre natürlich sich ein Beispiel am SC Freiburg zu nehmen, der 2014/15 abstieg und an Christian Streich festhielt. "Sie haben es noch nicht öffentlich gesagt, wir gehen mit ihm in die 2. Liga, vielleicht versucht man jetzt noch einen Impuls zu setzen," so die Meinung des Sky Sport Reporters. Endzeitstimmung beim Effzeh, doch die Lichter sind noch nicht aus.